4. Mai 2019 | Lincoln Theater in Worms
150 Jahre alt ist sie geworden, die älteste Partei von Worms, die große alte Dame SPD. Zu feiern gibt es derzeit eigentlich nicht allzu viel. Auf Bundesebene dümpelt die geschichtsträchtige Partei bei Zustimmungswerten zwischen 15 und 20 Prozent rum und in Worms hat man im vergangenen Jahr das Amt des Oberbürgermeisters an die CDU verloren. Im Lincoln Theater war das den Genossen nicht anzumerken, vielmehr gab man sich optimistisch ob der bevorstehenden Kommunalwahl und stolz auf die vergangenen Leistungen.
Diese wurden durch die jungen Darsteller der Theatergruppe Szene9 auf der Bühne zum Leben erweckt. In drei Episoden nahmen sie die Zuschauer mit auf eine Zeitreise, die in der Gründungsphase der Wormser SPD 1869 begann und in der Ära nach dem Mauerfall endete. Aufnahmen von Worms, den jeweiligen Epochen angepasst, ergänzten die Spielszenen und betonten den Fokus, der natürlich auf der Geschichte der Wormser SPD lag. Die Szenen ergaben ein zeitgeschichtlich spannendes Bild und verdeutlichten, wie wichtig einst die SPD für die Entwicklung Deutschlands und auch für Worms war. Heute sucht die SPD, auch in Worms, genau nach dieser Bedeutung. Dementsprechend fanden die unangenehmen Jahre, die mit der Schröder-Ära Einzug hielten und von denen sich die SPD bundesweit bis heute nicht erholt hat, an diesem Abend keine Erwähnung. Bei den Reden von Jens Guth, Unterbezirksvorsitzender und MdL, und Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, konzentrierte man sich ebenfalls auf die bedeutsamen Jahre und Leistungen. Man mag es ihnen aber auch nicht verdenken. Wer spricht schon gerne auf seinem Geburtstag von den weniger schönen Momenten. Guth hob in seiner Rede dementsprechend jene hervor, die Worms bis heute veränderten, aber die kaum jemand wahrnimmt und verdeutlichte dies anhand der Entwicklung der Boostraße oder der Wohnungsbau GmbH („Das sind Erfolge, über die wenige sprechen!“). Die Landesmutter Malu Dreyer sprach den zahlreichen Genossen im nahezu ausverkauften Lincoln-Theater Mut zu und erklärte: „Wir setzen uns dafür ein, dass das Land zusammenhält und nicht gespalten wird“ und eröffnete damit auch ihre Kritik am Wiedererstarken rechter Parteien. „Ich hätte vor zehn Jahren nicht gedacht, dass eine solche Entwicklung möglich ist“, sagte sie und ergänzte selbstkritisch: „Ich muss mich fragen, was wir nicht geschafft haben, warum die Menschen so unzufrieden sind?“ Man möchte in diesem Moment am liebsten die Hand heben und ihr eine Antwort geben, lässt es aber, da man am Ende nicht die gute Laune verderben möchte. Der Festakt endet schließlich mit einem Auftritt von David Maier, Kulturkoordinator der Stadt Worms, nebst seinem musikalischen Sparringspartner aus Voiceclub Zeiten, Matthias Schärf, die zusammen den Song „Ich bin Wormser“ spielten, sowie der Ehrung verdienter SPD-Worms Mitglieder.
Fazit: Kurz und knackig fiel er aus, der Festakt, mit dem die Wormser SPD ihre Geburtstagswoche krönte. Lehrreiche Spielszenen, aufmunternde Worte und ein wenig Musik, das war ein Cocktail, den man gerne zum Geburtstag genießt.