22. Februar 2014
Lincoln Theater, Worms:
Michael Krebs ist sowas wie der Rock’n’Roller unter den Kabarettisten. Dieser Umstand lässt sich nicht nur von seiner musikalischen Ausbildung zum Jazzpianisten herleiten. Vielmehr steckt der Rock’n’Roll in seinem Programm. Im gut gefüllten Lincoln Theater präsentierte er sein aktuelles Programm mit dem irreführenden Titel „Zusatzkonzert“.
„Ein Zusatzkonzert in einer Stadt in der ich noch nie war“, witzelte der gebürtige Schwabe und Neu-Berliner und offenbarte, dass der Name ein reiner Werbetrick sei, der den Leuten suggerieren soll, dass seine Veranstaltungen stets ausverkauft wären. Was danach folgte, waren extrem unterhaltsame zweieinhalb Stunden Comedy vom Feinsten. Im charmanten Plauderton führte der vierzigjährige Entertainer durch sein abwechslungsreiches Programm, sprach von seiner Faszination für Krankheiten, wie zum Beispiel der unheimlichen Moll/Dur-Schwäche. Einer heimtückischen Musikerkrankheit, die es diesem nicht erlaubt, die beiden Tonarten auseinanderzuhalten. Der versierte Pianist veranschaulichte dieses Leiden anhand diverser musikalischer Beispiele wie dem „Imperial March“ aus Star Wars, jener düsteren Moll Komposition, die im Film Darth Vader zugeordnet ist und nun im Lincoln Theater im fröhlichen Dur erklang. Neben solchen Albernheiten kann Krebs auch bissig, ja fast schon böse sein. Mit Wortwitz und Hintersinn näherte er sich dem Thema Überwachung, in dem er eine Petition gegen den Datenschutz und eine Deregulierung des Grundgesetzes anregte. Zu diesem Zwecke ließ er eine Unterschriftenliste im Theater rumgehen. Selbstverständlich überraschte es nicht wirklich, dass niemand sich dieser anschloss. Zumindest sprach das für die demokratische Gesinnung des Wormser Publikums. In einem bitterbösen Protestsong sang er davon, dass Datenschutz und Menschenrechte den Standort Deutschland gefährden würden. „Stasi und Gestapo, das war noch deutsche Wertarbeit“, das saß und verfehlte nicht seine Wirkung. Der Protestler Krebs forderte zudem das Publikum auf, sich aktiv gegen die Vereinnahmung der „Pommesgabel des Teufels“, jener beliebten Heavy Metal Geste mit zwei ausgestreckten Fingern, durch politisch korrekte Pädagogen zu wehren. „Die wollen daraus den „Flüsterfuchs“ machen!“ Um dies zu unterstreichen, gab es am Ende einen Protestaufkleber, zu dem es natürlich eine äußerst skurrile, aber sehr lustige Geschichte gab. Definitiver Höhepunkt des Abends war jedoch Michael Krebs Verwandlung in den Gangsterrapper MC Pussyfeind, der einen Anti Sexismus Song performte, in dem dessen Alter Ego zu der Erkenntnis gelangte: „Frauen sind auch nur Menschen“. Das Publikum quittierte diese kongeniale Rap-Einlage mit tosendem Applaus. Der charmante Künstler bedankte sich am Ende des Abends und offenbarte, dass es ihm „Sauspaß“ gemacht hätte.
FAZIT: Charmant, witzig und böse, diese drei Attribute umschreiben perfekt den musizierenden Kabarettisten Michael Krebs, der zweieinhalb Stunden lang das Publikum hervorragend zu unterhalten wusste.