Nachhaltig, regional und fair, das sind drei Schlagworte, mit denen man das Modell der solidarischen Landwirtschaft treffend umschreiben kann. Seit vielen Jahren haben sich in ganz Deutschland zahlreiche Gruppen zusammengefunden, um gemeinsam zu ernten, aber auch wieder Mutter Natur schätzen zu lernen – auch in Worms.

Hubertus Assmann und Gudrun Fenselau hatten es sich bereits vor Jahren zur Aufgabe gemacht, ihr Leben mit selbsterzeugten Lebensmitteln abzudecken. In Abenheim und Herrnsheim besaß man Ackerflächen. Man baute an, was saisonal wächst. Was sie nicht zum Leben benötigten, versuchte Hubertus auf dem Alzeyer Wochenmarkt zu verkaufen. Doch schon bald merkte er, dass es als Kleinbauer schwer ist, gegen die Großbauern und vor allem gegen die Konkurrenz der Supermärkte zu bestehen. Ein Praktikant, der mit ihm auf dem Wochenmarkt arbeitete, brachte ihn schließlich auf die Idee der solidarischen Landwirtschaft . Dieser hatte zuvor im Donnersbergkreis einen landwirtschaftlichen Betrieb kennengelernt, der sich für dieses Modell entschied. Das Prinzip, wie diese Form der Landwirtschaft funktioniert, ist denkbar einfach. Mehrere Menschen erwerben sogenannte Ernteanteile gegen einen festen Betrag, den sie an den Landwirt zahlen. Dieser kauft von dem Geld die notwendigen Produkte (Saatgut etc.) und garantiert ihm zugleich eine Absicherung der Betriebskosten. Im Jahr 2014 wurde die SoLaWi ins Leben gerufen, 2018 gründeten die Mitglieder einen Verein. Die Anbauflächen werden gemeinschaftlich bearbeitet. Die Erträge werden unter den 25 Mitgliedern aufgeteilt, wodurch die anstrengende Verkaufstour auf den Wochenmarkt hinfällig wurde und die Mitglieder jede Woche saisonal erwirtschaftetes Obst und Gemüse erhalten.

Mit Stolz erzählt Hubertus Assmann, dass man im letzten Jahr trotz des trockenen Sommers eine Kartoffelernte von rund 1,5 Tonnen einfuhr. Verteilt werden die Produkte schließlich über zwei Depots, von denen sich eins in Abenheim befindet, wo sich mit ca. 10 Hektar die größte Anbaufläche befindet, und ein weiteres in Pfiffligheim. Angebaut wird, was der Boden und die Jahreszeit hergeben. Natürlich müssen die Vereinsmitglieder auch mit anfassen. Die meisten hatten zu Beginn wenig bis gar keine Erfahrungen in der landwirtschaftlichen Arbeit. Bisherige Begegnungen beschränkten sich auf die durchschnittliche Gartenarbeit. Im Gespräch erzählen die Mitglieder dann auch, dass es anfangs eine anstrengende Erfahrung war. Umso schöner war es allerdings, als man sah, wie der Boden Früchte trug. Ein Besuch auf dem Grundstück in Herrnsheim vermittelt einen kleinen Eindruck davon, wie zufrieden die Arbeit auf dem Feld machen kann, wenn sie gemeinsam erledigt wird. Wie in einer kleinen Oase, umgeben von satten Büschen, Sträuchern und Bäumen, fühlt man sich plötzlich ein Stück außerhalb der Zeit. Hubertus Assmann zieht mit Pflug und Pferd durch die Reihen und gräbt selbige um, während mehrere Vereinsmitglieder den Boden pflegen. Von Unkraut jäten möchte hier niemand sprechen, denn schnell wird einem erklärt, dass es eigentlich keine unnötigen Pflanzen gibt. Jede hat eine Funktion, kann gegessen werden, wirkt heilend oder dient als Lebensgrundlage für Tiere. In einer Reihe wächst kräftig der Spinat, während in der benachbarten Reihe vorsichtig die rote Beete ihre ersten Blätter entfaltet und am Rand fast unbeachtet ein kräftig wachsender Mangold der Sonne trotzt. Zu dem Betrieb gehören auch drei Ackergäule. Nachwuchs kam vor rund sechs Wochen in Form eines neugeborenen Fohlens hinzu.

Mittlerweile hat man auch zusätzliche Ackerfläche hinzugewonnen, weshalb sich der Verein, der bisher unbemerkt von der Öffentlichkeit seine Früchte trug, neuen Mitgliedern öffnen möchte. Die Arbeit kann durchaus anstrengend sein und die Mitglieder werden indes nicht jünger, weshalb man sich Verstärkung durch weitere Gleichgesinnte wünscht. Der zeitliche Aufwand hält sich wiederum in Grenzen, wie Christian Mangelsdorff, der seit 2 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Mitglied ist, berichtet. Jeder tut das, was er kann. Das größte Arbeitsaufkommen fällt natürlich in der Hauptsaison von März bis Ende Oktober an. Jeder hilft in dieser Zeit, wie er kann. Für diesen Zeiteinsatz erhält man bei der anschließenden Ernte im Gegenzug die Gewissheit, nachhaltig angebautes Obst und Gemüse genießen zu können. Ein Erlebnis, das nicht nur den Geschmack befriedigt.

Weitere Infomationen über „SoLaWi“ erhalten Sie von: Christian Mangelsdorff, email: christian@gkis.de

Fotos: Dennis Dirigo