14. Mai 2015
Mozartsaal in Worms:

Wo! Urteil: ??????

Als bekannt wurde, dass Staubkind das Abschlusskonzert ihrer „Alles was ich bin“-Tour im Mozartsaal des Wormser Kulturzentrums bestreiten würden, fragten sich viele: „Wer ist denn bitteschön Staubkind?“ Dabei war die Band 2012 sogar Vorgruppe von Unheilig…

„Ich bin ein Staubkind“ prangte dutzendfach auf den Shirts der knapp 250 überwiegend in schwarz gekleideten Sympathisanten der Gruppe, die von überall her angereist waren, um das Abschlusskonzert der Tour im etwas zu großen Mozartsaal zu feiern. Die Berliner Band hat sich in zehn Jahren eine treue Fangemeinde erspielt, die jeder Aufforderung zum Mitklatschen, Hände schwenken oder Mitsingen umgehend nachgekommen ist. Ohne Frage, Sänger „Louis“ Manke, der unter seiner Jeansjacke ein Johnny Cash Shirt aus den American Recording-Sessions trug, hatte die Menge vom ersten Lied an voll im Griff und spielte zwei Stunden lang die Rolle des perfekten Frontmanns, der sein Publikum nie von der Angel ließ und gegen Ende hin sogar ein paar Fans gewährte, ihre Handyvideos direkt von der Bühne aus zu drehen. Musikalisch kann man das Dargebotene am ehesten als „Gothik-Schlager“ beschreiben. Ungefähr so wie „PUR“, nur etwas härter. Auffallend auch der stets identische Songaufbau, bevor dann beim Refrain alle besonders heftig in die Saiten hauen und der Mann an den Tasten eine dicke Keyboardschicht darüber legt. Das größte Problem ist jedoch: Auch wenn Stücke wie „So nah bei mir“ oder „Was für immer bleibt“ einen gewissen Wiedererkennungswert haben, ist dies ähnlich austauschbar wie die Musik der prominenteren Kollegen von Unheilig, in deren Fanreihen sicherlich noch so manches Staubkind schlummert. Zudem fischen die Texte derart im Schlagergewässer, dass auch verzerrte Gitarren nichts mehr ändern: „Denn jedes Wunder, das ich spür, ist ein kleines Stück von dir“. Ein Fan aus Wachenheim, auf dessen Brust prangt „Mit jedem Herzschlag, der mich trägt, spür ich, dass ich lebe“, erzählte mir stolz, dass dies sein Lebensmotto sei und er sich mit den Texten der Band voll identifizieren könne. Übrigens: Genauso funktionieren auch Horoskope. Man muss sie nur so unverbindlich gestalten, dass sich möglichst viele darin wiedererkennen. Leider war auch bei Staubkind vieles zu gewollt, um wirklich gut zu sein. Trotz Johnny Cash auf dem Shirt des Sängers.

Fazit: Zünftige Tourabschlussparty einer sympathischen Band, leider mit austauschbarer Musik und Poesiealbumtexten. Klasse dagegen die Vorband „The Weyers“ (Schweiz). Zwei Mann – ein dynamisches Schlagzeug, ein paar markante Gitarrenriffs und eine dreckige Rockstimme reichten aus, um zu begeistern.