02. November 2018 | Das Wormser (Mozartsaal):

Sie gilt in Schlagerkreisen als das neue aufstrebende Schlagersternchen, das vielleicht in ein paar Jahren das Zeug dazu hat, Helene Fischer zu beerben. In Worms war davon aber nicht so viel zu sehen. Vielmehr wirkte das Konzert, als hätte sie mal kurz den Soundcheck auf 87 Minuten ausgeweitet. Im wenig glamourösen Schlapperlook spulte sie pflichtschuldigst ihr Konzertprogramm ab und lieferte für die Fans gerade noch notwendigsten Fanservice.

Und die zeigten sich auch begeistert. Zwar kamen sie nicht unbedingt in Scharen, was man wohl mit Sitzplätzen kaschieren wollte, zeigten sich aber von Beginn an hoch motiviert. Es brauchte keine zwei Takte, da sprang das Publikum bereits euphorisch von den Plätzen auf, um ihr Idol unter frenetischem Beifall und „Vanessa“ Rufen zu begrüßen. Unter gleißendem Scheinwerferlicht, begleitet von einer druckvoll aufspielenden Band in klassischer Pop-Besetzung, geriet der Auftakt gar nicht mal so schlagerhaft und verlieh der Musik von Vanessa Mai ein erstaunlich poppiges Gewand. Irgendwann entführte das Programm den Zuschauer doch noch in die simplen Gefilde des modernen Schlagers, der zu jedem Takt von einem lässigen Discofox begleitet werden kann und dessen Lyrics der aktuellen Tiefe unseres Rheins entsprechen. Songs wie „Wunder gibt’s nicht nur im Himmel“ haben sich eingerichtet in einer kuscheligen Wohlfühlecke, die dem Zuhörer ein Gefühl des Verstanden seins geben sollen. Das wurde von Vanessa Mai einigermaßen sympathisch transportiert. Glückliche Gesichter waren an diesem Abend massenhaft zu entdecken. Immer wieder suchte sie das Gespräch zu dem überwiegend weiblichen Publikum, das besonders in der ersten Reihe gerade den Sprung von der Grundschule zur weiterführenden Schule vollzogen hatte und der Sängerin textsicher an den Lippen klebte. Weniger sympathisch wirkte indes die Entscheidung der Sängerin, wohl einen Teil des Programms mit Playback zu bestreiten, zumindest drängte sich mehrfach dieser Eindruck auf. Das wirkte umso ärgerlicher, da sie bei den unplugged vorgetragenen Stücken durchaus zeigte, dass sie stimmlich live überzeugen kann. Besonders überraschend klang hierbei das gelungene Lady Gaga-Cover „Shallow“.

Fazit: Routiniert freundlich abgespultes Konzert, das niemandem wehtat, außer denen, die echte Livemusik hören wollten.