Jens Guth steuert nach Sieg bei Landtagswahl vierte Amtszeit an
Jens Guth (SPD) büßte zwar 1,2 Prozentpunkte gegenüber 2016 ein, geht aber trotzdem als souveräner Sieger mit mehr als 2.000 Stimmen Vorsprung vor Stefanie Lohr (CDU) aus der Landtagswahl hervor und zieht damit als einziger Wormser Kandidat erneut in den Mainzer Landtag ein. Den größten Stimmenzuwachs konnte Katharina Schmitt (Die Grüne) verzeichnen, Ursula Bieser (AfD) verlor die meisten Wähler*innen.
Mit JENS GUTH (SPD) hat ein echter Routinier gewonnen, der seit 2006 im Mainzer Landtag sitzt und nach Beendigung seiner vierten Amtszeit die 20 Jahre vollmachen wird. Entsprechend routiniert verlief sein Wahlkampf, in dem er mit Wormser Gesichtern warb, die sich in Werbeanzeigen dazu bekannten, Jens Guth zu wählen. Zudem lief die Pressemaschinerie auf Hochtouren und nahezu täglich fungierte Guth als Überbringer guter Nachrichten, wenn die Landesregierung mal wieder einen Topf für ein Wormser Projekt zur Verfügung gestellt hatte. Das durchaus positive Image, das dem emsigen Guth „anhaftet“: Er ist jemand, der sich kümmert, wenn ihm Bürger ihre Anliegen vortragen. Zu Wahlkampfzeiten ganz besonders. In einer Zeit, in der die einst so große Volkspartei bundesweit an Wählern verliert, zeigte Guth in seiner Heimatstadt eine ebenso beindruckende Konstanz wie seine langjährige Landeschefin Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz. Aber hier wie dort gilt: Ein bisschen Schwund ist immer. So ist Guths Vorsprung gegenüber 2016 merklich geschrumpft , haben doch diesmal 2.549 Wähler weniger ihr Kreuz bei dem Spitzenkandidaten der SPD gemacht. Um die Zweite, Stefanie Lohr, mit 2.250 Stimmen Vorsprung zu schlagen, reichte es trotzdem. Vor fünf Jahren betrug Guths Vorsprung noch 4.258 Stimmen vor Adolf Kessel von der CDU. Auffällig ist auch, dass Guths Landeschefin Malu Dreyer eine größere Zustimmung erhielt als der Wormser Direktkandidat, wenn auch nur mit 115 Stimmen mehr. Vor fünf Jahren war dies noch umgekehrt, da erhielt Guth 616 Stimmen mehr als die rheinland-pfälzische Landeschefin, mit der ihn eine besondere Beziehung verbindet. Von 2013 bis 2016 war Jens Guth als Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD maßgeblich daran beteiligt, dass Malu Dreyer im Wahlkampf 2016 auf den Zielgeraden noch ihre Konkurrentin Julia Klöckner (CDU) überholt hat.
Derweil legte STEFANIE LOHR (CDU) einen engagierten Wahlkampf hin, der in Pandemiezeiten weniger auf Veranstaltungen und reale Kontakte ausgelegt war, sondern überwiegend virtuell stattfand. Diesbezüglich hat sich Lohr vielseitig präsentiert, ob mit Imagevideos oder Facebook Live Schaltungen (#LohrGanzOhr) mit bekannten CDU-Politikern wie Julia Klöckner oder Jens Spahn. Zeigte sie sich bereits hier bei der Auswahl ihrer Gäste etwas unglücklich, schließlich stehen sowohl Spahn als auch Klöckner in der Wählergunst derzeit nicht allzu weit oben, kamen ihr in der Endphase zunehmend ihre eigenen Parteikollegen in die Quere. Als ihr Parteikollege, OB Adolf Kessel die ohnehin umstrittene Ausgangssperre wieder aufhob, verkündete Lohr dies als gute Nachricht und erntete einen medialen Shitstorm. Und schließlich sorgte die Korruptionsaffäre im Zusammenhang mit Maskendeals, in die ausschließlich Unionspolitiker verstrickt waren, dafür, dass nicht wenige Stammwähler – sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Baden-Württemberg – der CDU ihre Zustimmung verweigerten. Im Gegensatz zu dem negativen Trend im Land, wo die CDU nur 27,7% erreichte, konnte Stefanie Lohr mit 30,3 % ein ordentliches Ergebnis einfahren. Zwar legte Lohr damit gegenüber der letzten Landtagswahl um 3,1 % zu, aber aufgrund der geringeren Wahlbeteiligung erreichte sie 541 Stimmen weniger als seinerzeit Adolf Kessel im Jahr 2016. Zum Einzug in den Landtag reichte dieses Ergebnis für die auf Listenplatz 26 platzierte Direktkandidatin der CDU leider nicht.
Zu den Siegern der Landtagswahl gehört eindeutig KATHARINA SCHMITT (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE), die mit 11,4 % nicht nur über dem positiven Ergebnis der Landespartei (9,3 %) lag, sondern trotz geringerer Wahlbeteiligung 718 Wähler*innen mehr als 2016 Richard Grünewald (7,7 %) für die Politik der Grünen begeistern konnte. Dass Schmitt in Worms fast 500 Wähler*innen mehr für sich gewinnen konnte als ihre Landespartei, lag auch daran, dass sie von Wählern der kleinen Parteien (z.B. Tierschutzpartei, Klimaliste Rheinland-Pfalz, etc.) profitierte, die zwar in Rheinland-Pfalz antraten, aber in Worms keinen eigenen Kandidaten stellten.
Derweil verlor URSULA BIESER (AFD) die meisten Wählerstimmen gegenüber 2016, als ihr Vorgänger Matthias Lehmann satte 16,6% für die AfD einfuhr. Mit 11,2 % landete Bieser knapp hinter Katharina Schmitt auf dem vierten Platz und musste mit ihrer Partei – wie überall im Land – schwere Stimmenverluste einstecken.
Auch ALFRED KOCH (FDP) konnte das liberale Wählerpotential nicht ausschöpfen. Entsprechend dem Landestrend büßte auch der Wormser Direktkandidat der Liberalen 0,5 % der Wählerstimmen ein und landete bei enttäuschenden 5,6 %. Im Jahr 2016 hatte der FDP-Kandidat Dr. Jürgen Neureuther noch 504 Stimmen mehr erreicht. Auch konnte Koch so gut wie gar nicht von den Wählern der sonstigen Parteien profitieren.
Dagegen gilt für HEIKE MEHLMANN (DIE LINKE) das Gleiche wie für Stefanie Lohr und Katharina Schmitt, denn auch sie konnte noch jede Menge Stimmen von den kleinen Parteien abgreifen, die sich – ohne eigenen Kandidaten – mehrheitlich für eine der drei genannten Damen entschieden. Mehlmann konnte über 500 Wähler*innen mehr als die Landespartei der Linken für sich gewinnen und lag mit 4,1 % deutlich über deren Ergebnis in Rheinland-Pfalz (2,5 %). An Sebastian Knopf, der vor fünf Jahren für die Linken angetreten war, reichte ihr Ergebnis aber trotzdem nicht heran, denn aufgrund der geringeren Wahlbeteiligung fehlten ihr dazu noch 87 Stimmen.
FAZIT: In Worms bleibt der SPD-Kandidat Guth eine sichere Bank. Bereits bei seiner ersten Kandidatur im Jahr 2006 gelangen ihm beachtliche 46,7%, seine Konkurrentin Jeannette Wopperer (CD) landete nur bei 36,0 %. Fünf Jahre später erreichte Guth 45,0 %, im Jahr 2016 nur noch 38,6 %, aber beide Male reichte dies, um den heutigen Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) deutlich in seine Schranken zu weisen (2011: 32,3% /2016: 27,2 %). Bei der diesjährigen Landtagswahl ist Guths Vorsprung vor Stefanie Lohr deutlich geschrumpft. Andererseits können nicht viele Politiker von sich behaupten, dass sie auch nach 15 Jahren noch immer das Vertrauen der Wormser Wählerschaft genießen. Und so wird Jens Guth zukünftig der einzige Wormser sein, der im Mainzer Landtag die Interessen seiner Heimatstadt vertritt.