Manchmal kann es eine spannende Sache sein, über den eigenen Tellerrand zu schauen oder in diesem Fall einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus, auf unsere Nachbarstadt Mannheim, zu werfen. Unlängst ließ die Stadt verlauten, dass sie sich als erste deutsche Stadt überhaupt bei der UNESCO um den Titel City of Music beworben hat. Im November soll darüber entschieden werden.
Um zu diesem Titel zu gelangen, hat Mannheim in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen. Nicht zuletzt dank der Pop Akademie kann sich die Stadt rühmen, d i e Pophauptstadt Deutschlands zu sein. Ein weiterer Baustein, um Musik in Mannheim voran zu bringen, ist das CM Musikwirtschaft, das es seit vier Jahren gibt. WO! traf sich mit den Verantwortlichen JANINA KLABES und DR. MATTHIAS RAUCH, um über deren Tätigkeit und das Projekt Pop Akademie zu sprechen.
WO! Was ist eigentlich das Clustermanagement bzw. was ist eure Hauptarbeit?
JK: Wir sind in erster Linie für die Wirtschaftsförderung der Kultur- und Kreativwirtschaft zuständig. Das CM fungiert als Schnittstelle zwischen Politik und der Musikbranche. Wir beraten zwar auch Bands bei der Suche nach Proberäumen oder haben ein Projekt gestartet, das es Bands ermöglicht, kostengünstig einen Transporter zu mieten. In erster Linie sind wir aber Ansprechpartner für Booking-Agenturen und Kulturtreibende. Prinzipiell muss immer eine Gewinnerzielungsabsicht vorliegen.
MR: Außerdem organisieren wir Messeauftritte, bei denen wir die Stadt Mannheim bewerben.
JK: Mit dem Ziel, dass die Leute sagen: “Hey, Mannheim ist schön!“
MR: Des Weiteren haben wir zwei Arbeitskreise gebildet. Zum einen gibt es den Kreis Pop, zum anderen den Arbeitskreis Klassik.
JK: Gerade Klassik ist ja so ein klassischer Subventionsbetrieb.
MR: Und genau das wollen wir ändern, d.h. wir wollen für die klassische Musik das Gleiche tun, was wir für Pop und Jazz tun, also zu versuchen, bessere Synergien herzustellen und einen gemeinsamen Auftritt wie beim Jazz zu organisieren. So sind wir in Sachen Jazz an der Jazzalliance beteiligt, einem Zusammenschluss der Jazz-Szene Mannheim und Region (auch Worms, vertreten durch David Maier ist bei der Jazzalliance aktiv dabei, Anm. d. Red), mit der wir bei der größten Jazz-Messe „Jazzahead“ in Bremen auftreten oder organisieren das Diskussionsforum „Turn the Page“. Auch sind wir an dem „Jetztmusik Festival“ beteiligt, das sich mit elektronischer Musik auseinandersetzt.
JK: Man könnte sagen, Menschen zusammenzubringen, das ist unsere Hauptarbeit.
WO! Janina, Du selbst hast an der Pop Akademie studiert, einem einmaligen Projekt in Deutschland. Gemeinsam mit der PA gehört ihr zu dem Vier-Säulen-Modell der Stadt Mannheim. Prinzipiell ist diese Möglichkeit, Pop Musik ein professionelles Fundament zu geben, begrüßenswert. Andererseits gibt es auch kritische Stimmen, die die Akademisierung der Pop Kultur befürchten. Wie seht ihr das?
MR: Mit dem Blick von außen, ich komme nicht von der PA, kann ich den Vorwurf bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, der sich aber letztlich nicht hält. Ästhetisch gesehen sehe ich da keinen Widerspruch. Es gibt gute Bands außerhalb, genauso wie innerhalb dieser Strukturen. Für mich liegt der Vorteil der PA ganz klar darin, dass man die Strukturen des Business sehr gut kennenlernt und Kontakte knüpfen kann.
JK: Im Grunde geht es darum, dass man drei Jahre mit Gleichgesinnten in einem Gebäude sitzt und man Zeit hat, sich ausschließlich auf die Musik zu konzentrieren und etwas über die Hintergründe der Branche lernt. Aber prinzipiell taucht dieser Vorwurf auch mit anderen Kunsthochschulen auf. Allerdings kenne ich den Begriff „Mannheimer Mafia“ im Zusammenhang mit der PA, da mittlerweile viele in der Branche merken, dass man an der PA nicht mehr vorbeikommt.
WO! Wir danken für dieses Gespräch!