30. Januar 2014
Alte Feuerwache, Mannheim:
„Ausverkauft“, stand stolz über dem Eingang der Alten Feuerwache in Mannheim. Grund für derlei Andrang war das Gastspiel der Worms-Karlsruher Band Vereinsheim Baldu.
Dass man sich in Mannheim befand, konnte in Anbetracht des beträchtlichen Zuschaueranteils aus Worms schon mal in Vergessenheit geraden. Der rege Andrang aus der Nibelungenstadt ließ sich mit dem letztjährigen Auftritt im Chateau Schembs begründen. Damals legten die Vereinsheimer um Namensgeber Tommy Baldu und Vorsänger David Maier ein fulminantes Konzert hin. Das Konzept der Band: In einer Wohnzimmeratmosphäre, unter zur Hilfename sogenannter Live Visuals, eine einmalige musikalische Reise für die Sinne zu inszenieren. Der Eindruck eines musikalischen Stammtischs wird dabei noch verstärkt durch die Teilnahme wechselnder Gastsänger, die mal mehr oder weniger bekannte Talente aus der deutschen Musikszene sind. In Mannheim waren das die in Berlin lebende Engländerin Jemma Endersby, der Ex-Reggae Musiker Maxim und Ex-Clueso Schlagzeuger Tim Neuhaus. Der Anfang gehörte jedoch den Instrumentalisten und den kosteten die vier Herren gnadenlos aus und spielten sich geradewegs in einen Rausch, ehe Sänger David Maier mit dem Song „Dorian Grey“ den Liederreigen eröffnete. Als erster Gastsänger übernahm Maxim, der in seinem „Checker Outfit“ ein wenig fremd wirkte, das Mikro und begeisterte gleich mit seinem ersten Song „Rückspiegel“ das Publikum. Mit schnoddriger, dezent rauchiger Stimme und den gefühlvollen Texten bewies er, dass einem das Äußere gelegentlich auch mal auf die falsche Spur führen kann. Als einzige Frau in dieser Männerrunde weilte die Sängerin Jemma Endersby, die mit ihrer Prinzessin-Leia-Gedächtnisfrisur einen sehr eigenwilligen optischen Eindruck hinterließ. Mit kraftvoller Stimme trieb sie mit dem Song „Bubbles“ die Band zu einem musikalischen Höhenflug an. Mit treibender Rhythmuslinie wurde das Swinging London zum Leben erweckt. War da plötzlich Dusty Springfield in der Feuerwache? Nicht weniger nachdrücklich geriet der Auftritt von Tim Neuhaus, der in bester Singer-Songwriter-Tradition Einblicke in sein Seelenleben gewährte. Mit bescheidenen, aber nicht unscheinbaren Songwriting unterstrich er, warum er zu den großen Talenten dieser Zunft gehört. Gerade der Semihit „As life found you“ untermauerte dies nachhaltig. Die Band selbst überzeugte einmal mehr mit einem gewaltigen Sound, der allerdings nie drohte, zum Selbstzweck zu geraten. Warum man in diesem Zusammenhang Gitarrist Arthur Braitsch extra aus Amiland einfliegen lässt, davon kann man sich am 24. Mai 2014 in Worms selbst ein Bild machen, denn dann wird das Vereinsheim auch wieder in Worms Halt machen. Also am besten Karte besorgen, hingehen und begeistern lassen.
FAZIT: Abermals gelungenes Konzert, das mit vier tollen Sängern, einem umwerfenden Sound und einer soghaften Atmosphäre zu gefallen wusste.