Wie viele Wormser sind geimpft?

Es wird Herbst und das bedeutet, dass auch in Worms die Zahl der Covid-19 Erkrankungen wieder zunehmen wird. Als maßgeblichen Schlüssel in der Bekämpfung der Pandemie sieht die Bundespolitik eine möglichst flächendeckende Impfung. Da Deutschland aus Sicht der Politik noch weit davon entfernt ist, hat man Anfang August beschlossen, Menschen ohne Impfung das Leben zu erschweren. Frei nach dem Motto: „Du willst deine Grundrechte wieder? Dann geh‘ impfen!“ Um die Entscheidung zu „erleichtern“, wurde beschlossen, ab 11. Oktober die kostenlosen Schnelltests abzuschaffen. Aber wie sieht eigentlich die Impfsituation in Worms aus?

Impfen in Zahlen

Am 10. August verkündete Angela Merkel bei einer Pressekonferenz das Aus für die Schnelltests, da man dadurch hoffe, die Impfbereitschaft zu erhöhen. Als Grundlage für die Entscheidung nannte sie die schlechte Impfquote, die nur bei 55,1 Prozent lag. Laut Robert-Koch-Institut liegt aktuell die Quote bei 59,7 Prozent, wobei die Korrektheit der Zahl zuletzt immer wieder Gegenstand von Diskussionen war. Aber wie sieht es in der Nibelungenstadt aus? Mit Stand 9. August teilte auf Nachfrage von WO! die Pressestelle der Stadt Worms mit, dass 63,6 Prozent der Volljährigen zweimal im Impfzentrum (bzw. bei Johnson und Johnson einmal) geimpft wurden. In Zahlen heißt das, dass ca. 40.700 Wormserinnen und Wormser vollständig geimpft sind. Dazu addieren sich noch rund 16.300 Personen, die bei Hausärzten in Worms vollständig geimpft wurden. Hierbei wird auch der Personenkreis ab 12 Jahren erfasst. Die Stadt bezieht sich bei den Zahlen der Arztpraxen als Quelle auf den Kassenärztlichen Verband. Das heißt, bezogen auf die Gesamtbevölkerung (84.000) hat Worms eine Impfquote von rund 67 Prozent.

Impfdruck für junge Menschen

Auch wenn die Impfquote in Worms hoch ist, möchten Stadt und Land weiterhin Menschen dazu animieren, sich impfen zu lassen. Zunehmend im Impffokus sind seit einigen Wochen auch junge Menschen zwischen 12 und 17 Jahren. Zunächst öffneten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern die Impfzentren für Minderjährige, während die StIKo sich dem verweigerte. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Am 16. August sprach die Kommission doch noch eine Empfehlung aus. Eine Entscheidung, die nicht überall auf Verständnis stößt, zumal Jugendliche nicht zu den durch Sars-Cov-2 gefährdeten Gruppen gehören. Dennoch verursacht der zunehmende Impfdruck auch in dieser Altersgruppe Ängste. Im Gespräch mit WO! erzählen junge Menschen, dass sie sich über das Impfen viele Gedanken machen. Allerdings weniger, weil sie den medizinischen Sinn darin erkennen, sondern viel mehr, da sie Angst haben, zunehmend ausgeschlossen zu werden, wenn sie sich nicht impfen lassen. Es sind Fragen wie: „Kann ich dann in meinem Verein noch Fußball spielen oder werde ich von der Klassenfahrt ausgenommen, wenn ich mich nicht impfen lasse?“, die die Teenager beschäftigen. Die Regierung appelliert wiederum an den stärkeren Gemeinschaftsschutz, frei nach dem Motto, Enkel schützt Opa durch Impfung. Das ist zweifelsohne viel Verantwortung für junge Menschen. Bis einschließlich 25.08. wurden laut RKI in dieser Altersgruppe bundesweit 19,1 Prozent geimpft. In Worms liegt die Quote in dieser Gruppe unter dem Bundesdurchschnitt. Hier wurden laut Stadt rund 10 Prozent der jungen Menschen geimpft. Nicht enthalten sind in dieser Quote allerdings jene, die beim Hausarzt geimpft wurden.

Impfbusse und bezahlte Schnelltests

Da Impfen für die Politik der einzige wirksame Schlüssel zur Bekämpfung des Corona Virus zu sein scheint, wirbt man weiter für die Vakzine. Unbürokratische Angebote sollen die Impflaune der Bevölkerung heben. So wurde Ende August ein Familienimpftag im Impfzentrum Worms ausgerufen und der Impfbus des Landes tourt unermüdlich durchs Land. Bei seinem zweiten Stopp in Worms am 17. August konnten so 88 weitere Bürger geimpft werden. Ab Herbst wird das Impfen hauptsächlich in den Arztpraxen stattfinden, da am 30. September die Landesimpfzentren endgültig schließen, auch in Worms. Für Ungeimpfte heißt es wiederum, ab 11. Oktober für einen Corona Schnelltest selbst bezahlen zu müssen, wenn man ins Restaurant, Schwimmbad oder Theater gehen möchte. Denn dieser ist Voraussetzung beim Einlass zu Indoor-Aktivitäten. In Worms ist derzeit eines der prominentesten Testzentren der Drive-In in der Alzeyer Straße. Im Gespräch mit unserem Magazin kann Betreiber Christian Ruppel zwar noch keine klaren Preise nennen, geht aber davon aus, dass der Test ca. 12 Euro kosten wird. Spannend wird sein, ob die Entscheidung der Politik sich auf die Geschäftswelt negativ auswirkt und das Pandemiegeschehen dadurch noch weniger kontrollierbar wird. Zudem steht die Frage im Raum, ob es nicht sinnvoll ist, auch Geimpfte zu testen, da diese ebenfalls nicht Geimpfte infizieren könnten? Kurz und knapp heißt das, der Herbst wird kommen und damit auch wieder viele Corona-Fragen.