,

Jahresrückblick 2025 Medien: Die ungeliebten Printmedien

Wie die Printmedien in Worms im Jahr 2025 am langen Arm verhungerten

Ja, wir wissen es doch schon selbst: Wir sind eine aussterbende Spezies. Die Rede ist von der Wormser Presselandschaft, die in den letzten Jahren bereits deutlich ausgedünnt wurde. Die große Zeit von gedruckten Zei-tungen und Magazinen ist vorbei. Aber so offensichtlich wie 2025 hät-te man uns das auch nicht unbedingt zeigen müssen.

Tatsächlich wirken Menschen, die eine Zeitschrift in die Hand nehmen und aufmerksam lesen, im Jahr 2025 wie Relikte aus einer vergangenen Zeit. Längst sieht man immer und überall junge Leute, wie sie stundenlang auf ihr Smart-phone starren. Das Lesen von Informationen hat sich längst ins Internet verlagert, wo man in der Regel sogar kostenlos an eine Info kommt. Glaubt man unserer Facebook-Statistik, so ist knapp die Hälfte unserer Leser zwischen 35 und 54 Jahren alt. Also genau die Altersgruppe, die ein kostenloses Monatsmagazin aus ihrer Heimatstadt, das man am Sonntagmorgen beim Frühstück lesen kann, noch zu schätzen weiß. Ehrlicherweise ist das auch ge-nau die Altersklasse, die über Geld verfügt und die kulturellen Veranstaltungen, zum Beispiel Jazz & Joy, Das Wormser oder die Nibelungen-Festspiele, besucht. Derweil liegt der Anteil der jüngeren WO! Leser zwischen 18 und 34 Jahren nur bei knapp 19 %.

Dass kaum junge Leser nachkommen, merken die Tageszeitungen schon seit einigen Jahren an ihren Verkaufszahlen, die derart in den Keller gerauscht sind, so dass der klassische Zeitungsleser zunehmend zu einer seltenen Gattung verkommen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass immer dann, wenn der Stadt Worms Marketinggelder im größeren Stil zur Verfügung standen, die örtliche Presse weitestgehend leer ausging. Im Zuge von „Worms wird wow“ flossen Hunderttausende an Werbeagenturen, die das Rad letztlich auch nicht neu er-fanden und auf Konzepte zurückgriffen, die eben in anderen Städten funktioniert hatten. Zudem fiel auf, dass man bezahlte Werbung bevorzugt in den Sozialen Netzwerken schaltete. Auch die von der Touristinfo und der Pressestelle angestoßene Kampagne „#Wormsliebe“ ist bisher eine reine Online-Kampagne. Wie schon bei „Worms wird wow“ soll die örtliche Presse zwar über die Aktionen berichten, aber die Werbegelder gehen an Instagram, Facebook & Co.

Hinzu kommt: Wer modern sein möchte – und die Stadt Worms will das unbedingt – bringt eine App heraus, deren Resonanz so überschaubar ist, dass man sich ernsthaft fragt, warum man derart das Geld zum Fenster rauswirft? Als im Jahr 2018 zum Rheinland-Pfalz-Tag ein Marketingbudget von 771.000 Euro zur Verfügung stand, wurde ein erheblicher Teil des Geldes für die Entwicklung und Produktion der App „schaz“ genutzt, die trotz der geballten medialen Werbung von gerade mal 4.500 Personen runtergeladen wurde. Wohlgemerkt: Bei über 300.000 Besuchern. Kurz nach dem Rheinland-Pfalz-Tag war „schaz“ wieder in der Bedeutungslosigkeit des Google App Stores verschwunden. Ein nachhaltiger Effekt wurde mit die-sem „einmaligen“ Erlebnis wohl kaum erzielt.

BYE BYE PRESSE

Wir werden vermutlich in Zukunft öfters die Frage hören, ob wir jetzt eingeschnappt sind? Nein, wir sind nicht eingeschnappt. Aber wir sind auch keine Naivlinge, die ihren Mitarbeitern Löhne zahlen, da-mit sie über Events berichten, von deren Marketinggeldern Mark Zuckerberg profitiert. Man macht es sich ein bisschen zu einfach, wenn man davon ausgeht, dass es ja schließlich die Pflicht der örtlichen Presse ist, stets präsent zu sein – dann kann man seine Marketinggelder ja auch anderswo einsetzen. Das jahrzehntelang stattgefundene „Geben und Nehmen“ funktioniert so aber nicht mehr. Die Folgen sind absehbar und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis nacheinander die gewohnten Blätter vom Markt verschwinden werden. Natürlich kann eine Stadt auch ohne klassische Presse existieren. Und langfristig gesehen wird es auch so weit kommen. Aber was kommt danach? Wollen wir dann das Übermitteln von Nachrichten den Sozialen Me-dien überlassen, wo ohnehin bereits jetzt schon Fake-News und mangelnder Informationsgehalt zum täglichen Brot dazugehören?

NOCH EINE KLEINE GESCHICHTE AUS DEM JAHR 2025…

Als der Verein Stadtmarketing Worms e.V. im letzten Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feierte, wurden auf Sonderseiten des Nibelungenkurier die einzelnen Mitglieder aufgelistet. Auch wir sind seit 16 Jahren Mitglied im Stadtmarketing und zahlen immer pünktlich unseren Beitrag. Trotzdem war unser Stadtmagazin in der gedruckten Auflage des Mitbe-werbers plötzlich verschwunden. Es wäre ja auch zu viel verlangt, einen Konkurrenten im eigenen Blatt namentlich zu erwähnen. Das tut man nur, wenn man uns – wie im Jahr 2017 im Zusammenhang mit der Affäre des später verurteilten SPD-Politikers Markus Held geschehen – auf der Titelseite des NK unterstellt, wir hätten den Druck unseres Magazins aufgrund einer gerichtlichen Verfügung stoppen müssen. Das war nachweislich eine Lüge von Markus Held, der unser Mitbewerber aufgesessen war – freilich, ohne bei uns nachzufragen. In solchen Momenten denkt man sich: Wenn nicht mal die eigene Zunft zusammenhält, kann das ja nix werden…

PS: Ach Worms, vom Prinzip würde ich dir deine überall propagierte „#Worms-Liebe“ ja durchaus abkaufen. Wenn dir nur nicht so oft deine vor Provinzhaftigkeit triefende Engstirnigkeit im Wege stünde.

Text: Frank Fischer