Über den Zustand der Medien in Deutschland

Dass Deutschlands wichtigste Medien in der Hand von einem halben Dutzend Verleger sind, ist kein großes Geheimnis. Wer sich auf die Suche begibt, findet bei den meisten Publikationen die Namen Bertelsmann, Burda, Bauer, Axel Springer, die Verlagsgruppe Georg-von-Holtzbrinck oder die Funke-Mediengruppe im Impressum. Aber obwohl schon seit Jahren eine Konzentration auf nur noch wenige große Verlagshäuser stattfindet, hatte man bis dato das Gefühl, dass es in Deutschland zu einer ausgewogenen Berichterstattung kam. Doch dann kamen Corona und der Ukraine-Krieg und stellten die Objektivität der Medien vermehrt in Frage.

Bereits im Zuge der Corona Pandemie kam es zu einer einseitigen Berichterstattung, die – rückblickend gesehen – kein gutes Licht auf die deutschen Medien wirft. Während jedoch in an- deren Ländern, sowohl in der Politik als auch den Medien, längst eine kritische Aufarbeitung der politischen Maßnahmen während der Corona Pandemie stattfindet, tut man in Deutschland immer noch so, als sei die in Stein gemeißelte Berichterstattung aus dieser Zeit die ultimative Wahrheit gewesen. Dabei musste man auch damals Meldungen und neue Erkenntnisse schon kurze Zeit später wieder revidieren. Die Panikmache der Medien führte zu dem traurigen Höhepunkt, dass Geimpfte in den Sozialen Medien dazu aufriefen, dass man Ungeimpfte nicht mehr in Krankenhäusern behandeln solle. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass viele der getroffenen Maßnahmen überzogen waren, die uns seinerzeit von den Medien als einzig gültige Wahrheit verkauft wurden.

Dann kam Putins Angriffskrieg

Eine ähnlich einseitige Berichterstattung ist hinsichtlich des Ukraine-Krieges zu beobachten, was erneut zur Spaltung der Menschen beiträgt. Als gebe es in diesem Krieg nur eine richtige Vorgehensweise, wird von den Leitmedien eine Meinung vorgegeben, von der man keinesfalls abweichen sollte, wenn man nicht als Putin-Versteher enden will. Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Fakten, die zu diesem Krieg führten, findet kaum noch statt. Schon gar nicht wird nach Lösungen gesucht, wie man diesen Krieg schnellstmöglich wieder beenden kann. Warum viele Tageszeitungen in die Kriegsrethorik von Politikern mit einsteigen und einen offensichtlich NATO freundlichen Kurs fahren, darüber brachte die ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ bereits im Jahr 2014 einen hochbrisanten Beitrag mit dem Titel „Die deutsche Presse als NATO-Außenstelle“. Hierbei deckten Claus von Wagner und Max Uthoff die Verbindungen zwischen Redakteuren deutscher Zeitungen und pro-amerikanischen Organisationen auf, die sich mit sicherheitspolitischen Fragen beschäftigen und hierbei vor allem dem Grundsatz „Mehr Aufrüstung!“ folgen. Vor dem Hintergrund der damals schwelenden Krim-Krise kritisierten die Kabarettisten die zahlreichen Verstrickungen von Journalisten und Herausgebern vermeintlich objektiver Blätter, die nicht nur Mitglieder, sondern mitunter sogar Beiräte und Vorstände in Organisationen mit Nähe zur US-Politik sind.

Diese hören auf Namen wie „Deutsche Atlantische Gesellschaft e.V.“, „The German Marshall Fund of the United Staates“, „The Aspen Institute“ oder „Atlantikbrücke“ und sind nichts anderes als amerikanische Lobby-Organisationen, die in Deutschland die Interessen des großen Bruders durchboxen wollen. Sich der Brisanz des ZDF-Beitrags bewusst, gingen Redakteure der „ZEIT“ per Unterlassungsklage gegen die Veröffentlichung und Verbreitung des Videos vor, scheiterten aber letztendlich vor dem Bundesgerichtshof. Seitdem fragen sich viele, wie es um die journalistische Neutralität dieser Medien bestellt ist und wie man vor diesem Hintergrund noch die Rolle der USA im Ukraine-Konflikt kritisch hinterfragen will? Als Ex-Verteidigungsminister Willy Wimmer (CDU) im Jahr 2015 im Wormser Lincoln Theater zu Gast war, äußerte dieser bereits vor acht Jahren seine Bedenken über das Pulverfass Ukraine lesen Sie hierzu auch den Artikel auf Seite 4). Er sei kein Anti-Amerikaner, betonte Wimmer an diesem Abend, schließlich hätte diese Nation für uns immer wieder eine bedeutende Rolle gespielt. Aber es müsse auch erlaubt sein, sich kritisch von seinem Partner zu distanzieren. Kritische Worte fand er auch für die Deutsche Presse, die fast schon diktatorische Qualitäten hätte: „Göbbels hatte seinerzeit mit der Presse mehr Probleme, als die Nato mit der Presse heute“.

Medienkritik von Precht und Welzer

Dazu passte die Medienkritik, die Richard David Precht und Harald Welzer in ihrem 2022 erschienenen Bestseller „Die Vierte Gewalt“ üben. Beide schreiben darüber, dass das, was Massenmedien berichten, oft von den Ansichten großer Teile der Bevölkerung abweiche – gerade, wenn es um brisante Geschehnisse gehe. Precht und Welzer bezeichnen die Massenmedien als die „Vollzugsorgane ihrer eigenen Meinungsmache: mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden“ und kommen zu dem Urteil, dass „Maßlosigkeit und Einseitigkeit des Urteils den wohlmeinenden Streit zerstören, das demokratische Ringen um gute Lösungen“. Ihrer These, dass man es mit einer gewaltigen vierten Macht zu tun hat, die Einfluss darauf ausübt, welche Diskussionen in der Öffentlichkeit stattfinden, muss man leider zustimmen. Wir haben es in Deutschland vielleicht nicht mit einer Lügenpresse zu tun, aber zumindest mit einer regierungstreuen Presse. Das macht die Sache aber nicht unbedingt besser.

 

Ein Kommentar von: Frank Fischer

Titelbild: pxhere