Geplanter Jugendtreff auf dem Ludwigsplatz sorgt für Diskussionsstoff
Nachdem Anwohner und Geschäftsleute vermehrt über rüpelhafte Jugendgruppen auf dem Ludwigsplatz klagten und dafür sorgten, dass Polizei und Stadt auf das Problem aufmerksam wurden, diskutiert nun auch die Politik, wie man mit dem vermeintlichen Brennpunkt Ludwigsplatz umgeht.
Jahrelang tat sich in Sachen Jugendarbeit in der Innenstadt sehr wenig, obwohl der Stadt durchaus bekannt ist, dass die Innenstadt mit einem Anteil von 2.854 jungen Menschen damit der einwohnerstärkste Bezirk ist. Sich des Problems bewusst, erarbeitete man bereits 2016 ein Konzept zur Jugendarbeit in Worms. Doch Papiere sind geduldig und Arbeitsgruppen ein beliebtes Instrument in der Sozialen Arbeit. Das führte dazu, dass man sich 2019 abermals mit dem Problem beschäftigte und die Lösung in Form eines Jugendtreffs fand. Der ist natürlich nicht zu verwechseln mit dem lange geplanten, aber niemals umgesetzten Jugendzentrum. Schon vor zwei Jahren stand der Jugendtreff, im Zusammenhang mit dem Auftauchen größerer Jugendgruppen vor der Kaiser Passage, auf der Wunschliste der Stadt, wie Sozialdezernent Waldemar Herder in der aktuellen Sitzung des Stadtrats berichtete. Eine Umsetzung erfolgte nicht. Das soll sich nun ändern.
Jugendtreff oder Wachhütte
In der Sitzung am 13. April wurde nun eiligst über die Auftragsvergabe zur Errichtung dieses Jugendtreffs abgestimmt. Zuvor plädierte Astrid Perl-Haag (Bürgerforum Worms/FWG), die selbst in der Jugendsozialarbeit tätig ist, dafür, die Entscheidung zu vertagen, da sie es für wichtig erachtete, bei diesem sensiblen Thema das Jugendparlament zu involvieren. Auch Christian Engelke (Bündnis 90/Die Grünen) übte Kritik an den Plänen: „Ich bin enttäuscht von der vorgeschlagenen Lösung, eine Holzhütte bzw. Wachhütte auf dem Ludwigsplatz aufzuschlagen.“ Janine Emans-Haischling (CDU) konterte wiederum, dass die Situation dort kurz vorm Eskalieren sei und ergänzte: „Wir sollten froh sein, dass die Verwaltung mal schnell handelt.“ Die im Dezernat Soziales ausgearbeitete Lösung sieht vor, dass das Diakonische Werk den Auftrag erhält, am Ort der Kontroversen ab 1. Mai einen Jugendtreff einzurichten. Dieser Termin sei nicht zu halten, wenn nun die Abstimmung vertagt würde, bemerkte Waldemar Herder und befürchtete zugleich, dass die Streetworker bei einer Verschiebung frühestens ab 1. August ihre Arbeit aufnehmen könnten. Mit der Mehrheit der Stimmen aus CDU und SPD wurde dem Antrag zugestimmt. Damit endete aber längst nicht die Diskussion, denn die Anwohner befürchten, dass ein Jugendtreff erneut zu Problemen führt.
Anlieger befürchten zusätzliche Unruhen
Armin Mayer (Name wurde von der Redaktion geändert), sprach stellvertretend für die Anwohner und Gewerbetreibende, die rund um den Ludwigsplatz leben und arbeiten, im Innenstadtausschuss. Zunächst schilderte Mayer unschöne Szenen, in denen Passanten beschimpft wurden, erzählte von Sachbeschädigungen, Vandalismus und Ruhestörung. Nachdem Polizei sowie der städtische Kontroll- und Vollzugsdienst öfters Präsenz auf dem Platz zeigten, schien sich die Lage zu beruhigen, so Mayer. Dennoch ist auch weiterhin zu beobachten, dass bei gutem Wetter sich junge Menschen auf dem Platz in großen Gruppen versammeln und sich weiterhin rücksichtslos verhalten. Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln scheinen keine Rolle zu spielen, was zugleich ein Schlag ins Geschicht ist, für alle Bürger, die sich bemühen, mit Hilfe der Regeln eine Ausweitung der Pandemie zu vermeiden. Ein Jugendtreff sieht er dennoch nicht als Lösung und befürchtet, dass somit die Jugendlichen zielgerichtet auf den Platz gelockt werden. Daniel Usner vom Wormser Jugendparlament zeigte zwar generelles Verständnis, betonte aber, dass Jugendliche nicht einfach nur ein Problem seien, sondern auch Teil der Bevölkerung. Peter Englert (FWG/Bürgerforum Worms) glaubt wiederum, dass der Konflikt auch auf ungelösten Problemen in der Rheinstraße fußt. Thomas Decker vom Kinder- und Jugendbüro räumte daraufhin ein, dass man diesen Aspekt bislang nicht berücksichtigte.
Corona erschwert auch Jugendarbeit
Als finale Hürde zur Umsetzung der mit heißer Nadel gestrickten Problemlösung sorgte schließlich die aktuelle Corona-Politik. Es zeigte sich, dass derzeit überhaupt nicht klar ist, wie man in Zeiten von Kontaktbeschränkungen überhaupt einen vernünftigen Jugendtreff betreiben kann. Geplant ist der Treff für ein Aufkommen von maximal 50 Personen. Sich langsam der Sensibilität des Themas bewusst, räumte Thomas Decker gegen Ende der Diskussion ein, dass die geplante Holzbude, die auch eine der üblichen Weihnachtsbuden sein könnte, nicht zwangsläufig auf dem Ludwigsplatz stehen müsse. Zudem müsste der Betreiber auch noch qualifiziertes Personal finden, sodass im Grunde unklar sei, wann der Jugendtreff seine integrierenden Türen öffnet. Langfristig soll der Treff eine feste Heimat finden, hierfür sucht die Stadt eine geeignete Immobilie. Das Thema Jugendzentrum ist damit aber immer noch nicht gelöst und man darf sicher sein, dass dies noch einige Zeit reines Wunschdenken bleiben wird. Ganz real sind jedoch die sozialen Konflikte, die sich in der Stadt Worms längst ihren Weg gebahnt haben. Es ist zu befürchten, dass mit zunehmend besseren Wetter und längeren Tagen auch die Probleme auf dem Platz zunehmen dürft en. Insofern sind regelmäßige Kontrollen unumgänglich, auch im Sinne der Corona Bekämfpung. Diese Zeit sollte genutzt werden, um einen sinnvollen Umgang mit den Problemen junger Heranwachsender in der Innen- und Altstadt zu erarbeiten.