16. Dezember 2018 | Das Wormser Theater:
Bis heute gilt für viele der 1973 entstandene Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ als eine der schönsten Märchenverfilmungen, die alljährlich an Weihnachten Millionen von Menschen verzaubert. Auch 2018 flimmerte der tschechische Film in 11 verschiedenen Sendern über den Bildschirm. Erfolg ist oftmals schon die ausreichende Legitimation, einen Film für die Bühne zu adaptieren. Aber kann das Ergebnis dann auch mit dem Film mithalten?
Die Antwort ist ein unentschiedenes Jein! Aufgeführt im Wormser Theater am 3. Advent sorgte die Aufführung zumindest für ein nahezu ausverkauftes Haus. Inszeniert und gespielt wurde die als Familienmusical angekündigte Umsetzung von Mitgliedern der Theatergruppe a.gon München. Das Theaterunternehmen firmiert mit dem Zusatz „Theater aus Leidenschaft“ und die kann man dem Ensemble nach Sichtung des Stücks sicherlich nicht absprechen. Die Besetzung, die aus acht Darstellern bestand, die zwölf Rollen spielten, glänzte mit großer Spielfreude und wusste Klein und Alt im Theater zu begeistern. Auch optisch konnte die Theateradaption überzeugen. Fantasievolle Kostüme und eine einfache, aber effektive Ausstattung sorgten dafür, dass das Auge ausreichend Beschäftigung hatte, während das kleine musikalische Live Ensemble mit gefühlvollem Spiel die Ohren umschmeichelte. Bereits hier zeigten sich aber auch erste Probleme. Da die Filmvorlage nun mal kein Musical ist, auch wenn es in der tschechischen Originalfassung begleitende Songs gibt, mussten natürlich – ergänzend zu Karel Svobodas Filmmusik – neue Lieder komponiert werden und die klangen leider sehr generisch. Eine weitere Konsequenz hieraus war eine deutliche Verlängerung der Stücks. Erzählt der Film seine im Grunde simple Geschichte in schlanken 80 Minuten, benötigte das Theaterstück satte 20 Minuten mehr, um zum versöhnlichen Happy End zu gelangen. Einen großen atmosphärischen Reiz bezieht der Film auch aus dem Umstand, in einer Schneelandschaft gedreht worden zu sein. Die Theaterumsetzung ignorierte dies komplett. Wohlwollend könnte man nun sagen, dass man vereinzelt das Stück der Zeit angepasst hat, so wirkt z.B. Aschenbrödel in der Version 2018 deutlich selbstbewusster als noch 1973, während der Prinz wie ein verwöhnter dümmlicher Pascha inszeniert wurde. Insofern könnte man in der Entscheidung, auf den Schnee zu verzichten, die zeitgemäße Anpassung an den Klimawandel herauslesen. Ob dies tatsächlich so war oder schlicht aus organisatorischen Gründen darauf verzichtet wurde, das bleibt das Geheimnis des a.gon Theaters.
Fazit: Dennoch konnte die Bühnenadaption über weite Strecken optisch überzeugen, auch wenn sie nicht das Weihnachtsfeeling des Films wiederholen konnte. Der Freude der Kinder tat das jedoch keinen Abbruch. Die zeigten sich am Ende restlos begeistert. Da kann man ein paar mäkelnde Kritiker schon mal ignorieren.