23. Januar 2015
SAP Arena in Mannheim:
„Es ist Zeit für Rock’n’Roll!“, hatte der kleine Mann aus Rumänien im Vorfeld seiner aktuellen Tour verkündet. Und er hielt Wort. In der proppevollen Mannheimer SAP Arena, in der man dank Maffays 360 Grad Bühne erstmals Karten für das komplette Hallenrund verkaufen konnte, gab‘s Standing Ovations schon nach einem Drittel eines mehr als dreistündigen Konzertes – dank bestem Rock-Entertainment.
Mit einem Album, mit dem er auch diesmal den Rock’n’Roll nicht neu erfunden hat, aber seine langjährigen Anhänger zufrieden stellen konnte, war Peter Maffay im letzten Jahr zum 16. Mal in seiner langen Karriere auf dem Spitzenplatz der deutschen Charts gelandet. Dementsprechend standen im ersten Drittel des Konzertes gleich 13 Stücke des Nr. 1 Albums „Wenn das so ist“ auf der Setliste. Eigenbiografisch bereits der Opener „Niemals war es besser“, attestieren doch viele dem Deutschrocker, dass er mit seinen 65 Lenzen besser als jemals zuvor sei. Fitter auf jeden Fall. Wie er immer wieder den Händeschüttler, den Antreiber, den Heizer gegeben hat und rennend die vollen Ausmaße seiner gewaltigen Bühne ausgenutzt hat, da würde sich so mancher in seinem Alter sicherlich öfters mal an die Pumpe fassen. Als typischer Albumkünstler kann es sich Maffay erlauben, seine aktuelle Platte nahezu komplett durchzuspielen. Es trotzdem zu schaffen, den Spannungsbogen über 75 Minuten hoch zu halten, ohne auch nur einen einzigen „alten Hit“ zu spielen, da muss man schon bestes Entertainment bieten. Während die Bühne in Form eines Plektrums in die Hallenmitte gepflanzt war, sorgte diese, zusammen mit ihrer mit LED beleuchteten Außenbühne, ständig für ein neues Bühnenbild. Derweil übertrugen große Bildschirme Maffays verschmitztes Grinsen, wenn mal wieder Zehntausend seine Lieder singen, auch in die kleinste Ecke. Musikalisch gesellten sich zu Everette Harp, der mit seinem Saxofon schnell zum Publikumsliebling avancierte, noch die südkoreanische Crossover-Violinistin Jenny Bae und drei Backgroundsänger/innen. Dazu die 1a geölte Maffay-Band (Pascal Kravetz/Keyboard, Ken Taylor/ Bass, Peter Keller/Gitarre, Carl Carlton/Gitarre), die nicht umsonst zu einer der besten des Landes zählt. Drummer Bertram Engel war zu Konzertbeginn mitsamt Schlagzeug von der Hallendecke hinab geschwebt, um hoch über allen anderen zu thronen und sich später ein Schlagzeug-Duell mit Pascal Kravetz und Backgroundsängerin sowie Geigerin Charlotte Klauser zu liefern. Langweilig wurde es, trotz der Springsteen-verdächtigen Ausmaße in Sachen Spieldauer, zu keiner Sekunde. Höhepunkte im ersten Teil waren sicherlich „Wenn der Himmel weint“, die Biker-Hymne „Gelobtes Land“ und zum Abschluss „Halleluja“ in einer knapp achtminütigen Version mit Gänsehaut-Saxofon-Solo am Ende und „Je suis Charlie“ auf den Bildschirmen. Ohne Politik geht es bei Maffay eben nie, der sich bereits bei der Einleitung zu dem Song gegen „religiöse und politische Rattenfänger“ in Rage geredet hatte. Dann fuhr Maffay zu Motorengeheul mit BMX-Rad über die Bühne, um die zweite Runde mit der „musikalischen DNA“ der Band einzuleiten, die aus Songs der 60er und 70er Jahre bestand und in akustischen Versionen in der Hallenmitte von unterschiedlichen Interpreten aus der Maffay-Band vorgetragen wurde. Da kamen die Beatles („Here comes the sun“), Elvis („Love me tender“) oder die Stones („Angie“) ebenso zu Sangesehren wie Neil Young („Rockin‘ in the free world“). Einzig Steppenwolfs „Born to be wild“ wirkte ein bisschen zu abgedroschen. Damit auch der gemeine Maffay-Fan seine Ration abbekommt, wurden diese Songs immer wieder durch eigene Hits wie „Alter Mann“, „Freiheit, die ich meine“, seit langer Zeit mal wieder „Leben so wie ich es mag“ oder das in Mannheim besonders gefeierte „Weil es dich gibt“ unterbrochen. Zwischendurch holte ein etwas verdutzter Herr aus Seeheim-Jugendheim seine gerade gewonnene Fender-Gitarre auf der Bühne ab, ehe es dann im letzten Drittel die Bonbons für die Massen gab. Nach „Josie“ (mit Linda Teodosiu am Mikro) und „Schatten in die Haut tätowiert“ durften die Besucher in jeder Stadt ihre persönliche Top 3 wählen (in Mannheim erstmals „Und es war Sommer“, ähnlich überraschend wie danach „Tiefer“) Derweil war die letzte Nummer eines mittlerweile fast drei Stunden andauernden Programms („Über 7 Brücken“) bereits in den vorherigen Städten Standard gewesen. Ebenso wie die anschließende Zugabe „Sonne in der Nacht“, bei der die Halle ein letztes Mal so richtig beben durfte. Ganz am Schluss, alle stehen und applaudieren, der Saal tobt – da durchschreitet Maffay ein letztes Mal die Laufstege und bedankt sich bei seinen langjährigen Fans. In einer Zeit, in der musikalische Helden plötzlich weggestorben sind, wird ein 65-Jähriger gefeiert wie selten zuvor in seiner Karriere. Die aktuelle Maffay-Tour hat zweifelsohne etwas von einem Triumphzug.
Fazit: Auch nach mittlerweile 45 Jahren auf der Piste immer noch auf der Pole Position zu landen, das geht nur über Qualität. Und die bekommt man auf der aktuellen Tour sowohl musikalisch als auch visuell, dank einer 360 Grad-Bühne, die „Maffay hautnah“ in jedem Winkel der Halle ermöglicht.
Hinweis: Am Freitag, den 29. Mai 2015, gibt es wegen der großen Nachfrage ein Zusatzkonzert von Peter Maffay & Band in der Mannheimer SAP Arena.