Die Veröffentlichung eines Offenes Briefes der Montagsspaziergänger hat uns bei FACEBOOK einen veritablen Shitstorm beschert. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wie gehen Sie denn mit dem Thema Kritik um?“

An mir prallt Kritik einfach ab; so wie der Regen, der von meiner Nasenspitze tropft oder meiner Oberlippe perlt. Ich habe schon so viele Personengruppen durchbeleidigt, dass ich mir unmöglich jede einzelne Kritik zu Herzen nehmen kann. Kürzlich hat sich eine Leserin darüber beschwert, dass ich in meiner satirischen Oktober-Kolumne unsere scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel als „Trine aus der Uckermark“ bezeichnet habe. Dies sei respektlos. Davon abgesehen, dass ich als Satiriker das Wort „respektlos“ eher als Kompliment empfinde, bin ich der Sache mithilfe eines Wörterbuchs nachgegangen. Als „Trine“ bezeichnet man eine „meist als träge, ungeschickt, unansehnlich oder Ähnliches angesehene weibliche Person“. Jetzt liegt es an Ihnen, liebe Lese- rinnen und Leser, darüber zu richten, ob ich die Unwahrheit gesagt habe. Dagegen habe ich im letzten Jahr zu Beginn der Impfkampagne an dieser Stelle geschrieben, dass ich erst noch abwarten möchte, ob den Impflingen danach ein drittes Auge wächst. Das war natürlich nur ein Scherz und keine Tatsachenbehauptung. Mittlerweile kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass mir in den letzten Monaten nur sehr wenige Zyklopen begegnet sind. Dazu hätte es nicht der achtseitigen Abhandlung eines Medizinstudenten bedurft, der mich darauf hinge- wiesen hat, dass Nebenwirkungen, wie das Wachsen eines dritten Auges, nur sehr selten vorkommen.

Goodbye Kollege!

Aber nicht jeder Mensch ist, was Kritik angeht, so tiefenentspannt wie meine Wenigkeit. Nach der Durchsicht seiner neuesten Kolumne hat unser Verlagschef kürzlich unseren Kolumnisten Jim Walker jr. in sein Büro gerufen. Damit Sie sich nicht die komplette Schmonzette auf der linken Seite durchlesen müssen, möchte ich kurz zusammenfassen, dass der Peter leise Kritik an unserem Magazin geübt hat. Deshalb hat unser Chef das Gespräch direkt mit dem Satz begonnen: „Peter, wie lange bist du eigentlich schon bei uns? Morgen mal nicht mitgerechnet…“ Seitdem ist der Peter ein bettelarmer Kolumnist ohne Festanstellung   und   wurde   schon   beim   Hausieren   auf   dem   Gelände  der Prinz-Carl-Anlage gesehen. Ich vertrete die Meinung: Wenn man Kritikern den Mund verbietet oder – wie im Falle unseres Kolumnisten – einfach rauswirft, kommt es früher oder später automatisch zur Radikalisierung. Wundern Sie also nicht, wenn der Peter seine volle Haarpracht zukünftig kahl rasiert und fortan mit Glatze im Wormser Stadtrat auftaucht. Das war dann indirekt das Werk unseres Verlagschefs.

Laaaaangweilig

Stein des Anstoßes war das Posting einer älteren Dame in den Sozialen Medien, indem diese behauptete, unser WO! wäre in den letzten beiden Jahren bissel langweilig geworden. Da muss ich direkt eine Gegenfrage stellen: Kann es vielleicht sein, dass UNSER ALLER Leben in den letzten beiden Jahren strunz langweilig war? Ich meine, ein Kulturmagazin ohne Kultur, das ist wie ein Huhn ohne Eier. Oder der Papst mit Eiern. Wir sind ein sehr kritikfähiges Magazin, sofern die „Kritik“ nicht von einem Anwalt per Einschreiben übermittelt wird. Aber wenn alles geschlossen ist und keiner vor die Hütte geht, können wir halt auch keine Themen backen. Außer Corona. Aber das will ja sowieso keiner mehr hören in dem Land mit den restriktivsten Corona Maßnahmen weltweit. Also Deutschland, nicht China. Wir haben halt hier keinen OB mehr, der seine Visionen, wie z.B. „Worms wird die Kulturhauptstadt Europas“, seinem Haus- und Hof-Blatt ausplaudert und damit wochenlange Diskussionen auslöst. Unser „neuer“ Oberbürgermeister Olaf Scholz ist da etwas introvertierter. Ach nein, ich meinte natürlich Adolf Kessel. Scholz ist ja der introvertierte neue Bundeskanzler. Wie mir seine Ex-Kollegen unter der Hand bestätigt haben, war unser OB auch früher schon ein sehr schweigsamer Cop. Also eher so Richtung „Derrick“ oder „Der Alte“, weniger Axel Foley aus „Beverly Hill Cop“. Einer, der seine Fälle mit Grips und weniger mit der Knarre löst. Auch ich lehne Waffengewalt strikt ab. Trotzdem würde ich an Kessels Stelle bei der nächsten Verhandlung mit der Kommunalaufsicht ADD über den defizitären Haushalt der Stadt meine alte Dienstwaffe gut sichtbar unterm Jackett tragen. Rein zur Abschreckung, falls man einer Forderung mehr Nachdruck verliehen möchte. Zum Beispiel der Forderung: „Mainzer, rückt die Biontech-Millionen raus!“

Vermisst!

Apropos, hat jemand in den letzten Wochen zufällig unseren OB irgendwo gesehen? Hat sich Kessel etwa im Untergrund, also in Rhein- dürkheim, versteckt, weil Tausende Wormser ihren erhöhten Grundsteuer Beitragsbescheid erhalten haben und ihm nun an den Kragen wollen? Oder haben Sie vielleicht wenigstens unseren Bundeskanzler gesehen? Ich warte auf Empfehlung der Polizei Worms jetzt noch exakt 24 Stunden ab, dann werde ich eine Vermisstenanzeige aufgeben. Als OB – und schon gar nicht als Bundeskanzler – kann man doch nicht einfach so abtauchen. Hinweise zu dem mysteriösen Verschwinden der beiden wichtigsten Männer des Landes nimmt unsere Redaktion entgegen…

 

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Dr. Bert Bims