Lange Zeit war es leise im Mozartsaal des Wormser Tagungszentrums. Das änderte sich am 7. Mai lautstark, denn sechs Bands entrissen die Rocknacht dem zweieinhalbjährigen Dornröschenschlaf und feierten entsprechend dem Motto „Legendär wie immer, laut wie nie“ die Kraft der Livemusik.

Zwar folgten dem Ruf der Rocknacht – gemessen an der Dimension des Saales – nur bescheidene 300 Gäste, denen war allerdings die Freu- de, endlich wieder Livemusik erleben zu können, deutlich anzumerken. Von Beginn an zeigte sich das Publikum enthusiastisch und ließ sich bereitwillig auf die üblichen Konzertrituale ein, wie z.B. in die Hocke gehen, Hände recken oder den klassischen Mitgrölpart. LAST MATE hatten die eigentlich schwere Aufgabe, den Abend zu eröffnen. Da zu dem frühen Zeit- punkt bereits ein Großteil des Publikums anwesend war, konnte die Party mit den ersten Takten starten. Die drei Jungs aus Worms, die sich zuletzt im BB on the Rockzz auf einer etwas kleineren Bühne schon mal warm spielen konnten, begeisterten mit schnoddriger Punkrock Attitüde. Das Rad nicht neu erfindend, unterhielten sie dennoch mit eingängigen Songs, die zugleich der perfekte Soundtrack für den Beginn eines ausgelassenen Abends waren. Für die veranstaltende Kultur und Veranstaltungsgesellschaft war es wiederum die erste Veranstaltung, die gänzlich ohne jede Corona Auflagen stattfand.

Das war aber erst wenige Tage vor der Veranstaltung klar. Ursprünglich sollten auch hier die 3G-Regel sowie Maskenpflicht gelten, was in Anbetracht der Größe des Mozartsaals doch ein wenig grotesk gewesen wäre und der Gesetzgeber selbst sich schon längst davon verabschiedet hat. Nach einer kurzen Intervention von Seiten unseres Magazins, entschied sich schließlich die KVG, die Auflagen aufzuheben. Die Besucher zeigten sich in Gesprächen mit unserem Redakteur erleichtert, dass man nach einer langen Zeit der Einschränkungen endlich wieder Normalität genießen konnte. Das durchaus gelungene Line-up war dementsprechend für den einen oder anderen auch eher nebensächlich. Umso überraschter war man ob der gebotenen Qualität. Dafür stand auch das eben- falls aus Worms kommende Trio von PLAN X. Die hatten noch eine weitere Gemeinsamkeit mit Last Mate, nämlich die Liebe zum Punkrock dem allerdings eine Nähe zum Pop deutlich an- zuhören war. Mit deutschen Texten sangen sie über schöne Tage, Liebe und Sex und fragten „ok, alles klar“? Dazu gesellten sich ein paar mit- singfähige „Na, Na, Nas“ und ohrwurmtaugliche Refrains.

Über THE DÖFTELS muss man wahrscheinlich nicht viel sagen. Auch mit einem Wechsel an Keyboard und Gitarre läuft die glamouröseste aller Wormser Bands wie eine verdammt gut geölte Schlager Disco Pop Maschine und verkündete gleich zu Beginn, „Wir sind bereit!“. Nachdem The Döftels schon mal für den „Sternenhimmel“ übten, ging es mit den ASTRONUTS in die unendlichen Weiten des Hardcore Punk Rock Universum. Das Tempo deutlich angezogen, die Riffs ein paar Dezibel lauter, läuteten die Band die zweite Hälfte dieser Nacht ein. Sie selbst bezeichnen sich als Newcomer, aber zusammengenommen hat die Hamburger Band PANICWAVES jede Menge musikalische   Erfahrung. Mit an Bord dieser musikalischen Panikwelle ist unter anderem der Wormser Florian Schwöbel, der bereits mehrfach Rocknachtluft schnuppern konnte. Die vier Musiker überzeugten mit maskulinem Stoner- rock und hymnischen Refrains und waren somit der ideale Wegbereiter für den HEADLINER  MONTREAL. Die Band aus Hamburg hat bereits einige Erfolge zu verbuchen und kann auf eine ordentliche Fanbase blicken. Die ließ sich zwar in Worms nur zum Teil blicken, das tat dem Finale aber keinen Abbruch. Stattdessen gab einen ordentlichen Adrenalinschub, gepaart mit glücklichen Musikern und Zuhörern.

Fazit: Es war eine gelungene Wiedergeburt der Rocknacht nach einer Zeit der Stille. Dass dem so war, lag auch an der fantastischen Bühnentechnik – vom Licht bis zum glasklar transparenten Sound nebst Abmischung. Bleibt zu hoffen, dass bis zur nächsten Rockparty nicht wieder so viel Zeit vergeht.

Text und Fotos: Dennis Dirigo