01. Februar 2020 | Gut Leben am Morstein in Westhofen:

Man konnte schon etwas verdutzt dreinschauen, als Jasmin Tabatabei kurz nach 20 Uhr die Bühne im gut besuchten Gewölbekeller von Gut Leben am Morstein betrat und dem Publikum mit todernster Mine erklärte: „Menschen sind als Publikum das allerbeste Publikum. Sie lassen sich amüsieren, sie lassen sich imponieren, sie strahlen und bezahlen…“

Die Zeilen stammten allerdings nicht von ihr, sondern von dem Texter Georg Kreisler. Zugleich unterstrich diese Begrüßung zwei Dinge: Tabatabei ist nicht nur eine überzeugende Schauspielerin, sondern eine ebenso versierte Jazzsängerin. Dabei deutete zu Beginn ihrer Karriere nichts darauf hin, dass sie einst vom Feuilleton als Chansonistin und Jazzsängerin gefeiert wird. Zunächst standen die Zeichen auf Rock und Rebellentum, was sie mit ihrem Durchbruch als Schauspielerin und Rockröhre in dem Film „Bandits“ unterstrich. Doch dann lernte sie bei den Dreharbeiten von „Schloss Gripsholm“ den Schweizer Musiker David Klein kennen, der die Musik komponierte und das Dave-Klein-Quartett anführte. Der Schweizer mit dem lausbubhaften Gesichtsausdruck machte ihr schließlich ein paar Jahre später das Angebot, die Stimme seines Quartetts zu werden. Zwei Alben und unzählige Konzerte später standen sie nun in Westhofen, erzählten genau diese Geschichte und entführten das Publikum für zweieinhalb Stunden in die Welt von Bertold Brecht, Kurt Tucholsky, Georg Kreisler, Cole Porter und der großen Diven Hildegard Knef und Marlene Dietrich. Tabatabei verfügt zwar nicht unbedingt über das verruchte Timbre der beiden Diven, dafür aber über eine Stimme, die mal zerbrechlich, zärtlich oder keck, wie in dem von Reinhard Mey geschriebenen Stück „Alle guten Dinge sind drei“, erklingt. Zugleich stand dieses Stück für eine weitere Qualität, nämlich ihr unbestrittenes Talent als Schauspielerin, Geschichten erzählen zu können, als würde sie einem diese persönlich schildern. Für den Wandel der Zeit standen wiederum die beiden Titel „Catch Me“ und „Puppet on A String“ aus besagten „Bandits“, die nun sanft und sehnsuchtsvoll klangen, statt rebellisch und hymnisch.

Fazit: Am Ende des Abends hinterließ die Sängerin ein begeistertes Publikum. Lob gebührte natürlich auch dem Quartett, allesamt Meister ihres Instruments.

Übrigens: Wer noch nicht genug hatte, für den hatte die Frau, die 2006 die Kriemhild bei den Nibelungen-Festspielen spielte, eine exklusive Botschaft: Am 31. Juli 2020 wird sie nämlich mit dem Dave Klein-Quartett ein Konzert im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele spielen.