„Natürlich soll der Strom vor allem Worms zugutekommen!“
Spatenstich für den ersten Wormser Batteriespeicherpark

lnr: EWR-Vorstände Dieter Lagois und Stephan Wilhelm (1. und 3. von links), Timo Horst (2. v. l., Beigeordneter Stadt Worms), Tim Brauer (TIMBRA), Christian Jochemich (W Power) und Andreas Wirth (Tesvolt)
Für Stephan Wilhelm, Vorstandssprecher EWR, ist die Sache klar. Der Batteriespeicher, der in Wurfweite zum Hornbach (Am Holzhof) entsteht, ist nichts weniger als ein Meilenstein auf dem Weg zur klimafreundlichen Energieversorgung, denn schließlich will auch Worms bis 2040 klimaneutral werden.
Bis dahin ist zwar noch ein wenig Zeit, klar ist aber jetzt schon, dass eine der größten Heraus- forderungen im Umgang mit erneuerbaren Energiequellen die Netzstabilität ist. Bekann- termaßen kann an sonnen- oder windreichen Tagen die Stromproduktion zu Überkapazitäten führen, sodass der Strom verkauft werden muss, um eine Überlastung zu vermeiden. An wind- und sonnenarmen Tagen muss Strom wiederum dazu gekauft werden. Um dies zu- künftig zu vermeiden, benötigt der Energiever- sorger Speicher und vor allem gute Partner. Die fand der regionale Energieanbieter in Form des PV- und Speicherprojektentwicklers W POWER GmbH und der TIMBRA Holding GmbH aus Worms. Während EWR seine langjährige Erfahrung in Netz- und Energiewirtschaft einbringt, übernimmt W POWER die technische Umsetzung und Projektsteuerung. TIMBRA begleitet indes die Projektentwicklung und war bereits im Vorfeld zuständig für die Genehmigungsprozesse. Für Timo Horst, der als zuständiger Dezernent ebenfalls dem Spatenstich beiwohnte, bedeutete das Projekt eine Herausforderung, da es beim Genehmigungsverfahren einige Besonderheiten gegeben habe. Tim Brauer, Geschäftsführer der TIMBRA Group, erklärte entsprechend: „Der Spatenstich zeigt, was starke Partnerschaften möglich machen: In kurzer Zeit bringen wir gemeinsam ein zukunftsweisendes Projekt auf den Weg, das die Energiewende in Worms und der Region konkret voranbringt.“
Strom für 1.200 E-Autos
Das Batteriespeicherwerk wird aus mehreren Batteriezellen bestehen, die miteinander verbunden sind und über ein Steuerungssystem innerhalb kurzer Zeit Strom sowohl aufnehmen als auch abgeben können. Insgesamt benötigt der Park eine Fläche von 2.500 Quadratmetern. Wie Wilhelm beim Spatenstich erklärte, wird der Großspeicher mit einer Leistung von 30 Megawatt und einer Kapazität von 65 Megawattstun- den (MWh) künftig einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität beitragen. Um zu verdeutlichen, was diese Zahl konkret bedeutet, ergänzte Wilhelm, dass man mit dem gespeicherten Strom täglich 1.200 E-Autos komplett laden könnte. Ermöglicht wird dies mit Batteriespeichern, die von dem Unternehmen Tesvolt aus Wittenberg hergestellt werden. Für die Firma aus der Lutherstadt ist es der bundesweit bisher größte Auftrag. Tesvolt nimmt aktuell zwar weitere Speicherkraftwerke mit einer Kapazität von mehr als 40 MWh in Deutschland und Schweden in Betrieb, allerdings erreichen diese nicht die Wormser Kapazität.
Ziel ist es, durch den Speicherpark Stromschwankungen bei der Produktion von Solar und Windenergie zu vermeiden. Zudem sieht Stephan Wilhelm die Möglichkeit, den gespeicherten Strom am Markt zu verkaufen. Auf eine Nachfrage unseres Magazins, ob die Speichermöglichkeiten auch die Preisgestaltungen für EWR Kunden positiv beeinflussen, informiert Dominik Nagel, Unternehmenssprecher EWR: „Langfristig profitieren Endver- braucher vor allem durch ein stabiles Netz, weniger Netzverluste und eine klimafreundlichere Stromversorgung. Gleichzeitig wird durch den Handel der Mengen – sobald flächendeckend größere Speicherkapazitäten zur Verfügung stehen – auch eine preisdämpfende Wirkung entstehen, die auch beim Kunden ankommt.“ Tesvolt CEO Andreas Wirth erklärt in einer Pressemitteilung zu dem Park dementsprechend: „Besonders interessant ist es zurzeit, mit Stromreserven zu handeln. Je effizienter und langlebiger dabei die Batteriespeicher sind, desto profitabler ist letztlich auch der Betrieb eines Speicherkraftwerks“. Für Stadtentwicklungsdezernent Horst ist jedoch bei seiner Ansprache etwas ganz anderes wichtig: „Natürlich soll der Strom vor allem Worms zugutekommen!“ Spätestens 2026 soll es dann so weit sein.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf Grafik: Tesvolt