Im Rennen um den begehrtesten Film- preis der Welt, den Oscar, zeigt sich seit einigen Jahren der Streaminganbieter Netflix besonders ehrgeizig. Abonniert auf den reinen Konsum von Filmen und Serien, veröffentlicht man seit geraumer Zeit in den Wintermonaten immer wieder exklusiv Filme, die mehr dem Arthouse Kino verpflichtet sind, als dem schnellen reizorientierten Bingwatching. Auch „The Power of the Dog“ reiht sich nahtlos in die Reihe von Filmen wie „Roma“, „News of the World“ oder „Mank“ ein. Das ist einerseits bequem, da man die Füße bei einer Packung Chips gemütlich hochlegen kann, um dem schweren Stoff zu folgen, andererseits beraubt es den Zuschauer um das Erlebnis Kino. Denn auch wenn der Neo-Western dramaturgisch sehr unterkühlt rüberkommt, vermitteln die Kameraaufnahmen des weiten Landes auf dem kleinen Bildschirm nur einen Eindruck von dem, was Regisseurin Jane Campion („Das Piano“) mit ihren Breitwandpanoramen vermitteln will. Letztlich geht es im Kern der Geschichte um Lebens- lügen und die daraus erfolgende Einsamkeit. Irgendwo im Westen Amerikas betreiben die beiden Brüder, der raubeinige, aber hoch intelligente Phil und sein sensibler, aber weniger kluge Bruder George Burbank eine Ranch, die ihnen einen gewissen Wohlstand gebracht hat. Die Beziehung ist kühl, aber dennoch eng. Als George beschließt, eine Frau zu heiraten, die zudem einen sehr femininen Sohn hat, geschieht dies sehr zum Missfallen von Phil, der in seinem offensiven Machismo Georges Frau in den Alkoholismus treibt. Doch nach und nach beginnt Phils raue Fassade zu bröckeln. Zwischen dem zarten und offenkundig homosexuellen Sohn und Phil entspinnt sich eine diffuse Beziehung irgendwo zwischen Begehren und väterlicher Verantwortung.
Fazit: So intensiv die Landschaft und die schauspielerischen Leistungen sind, so sehr leidet der Film jedoch unter einer unterkühlten Inszenierung, die zudem seltsam sprunghaft immer wieder die Gewichtung von Figuren verschiebt. Das hat zur Folge, dass man sich nur schwer den Personen nähern kann und somit das Drama nicht seine volle Wucht entfalten kann. Benedict Cumberbatch liefert in- des eine verdammt starke Leistung, die mehr als sehenswert ist.
Regie: Jane Campion
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Kirsten Dunst, Jesse Plemons
Laufzeit: 128 min.
Freigegeben ab 16 Jahren
Läuft exklusiv bei Netflix