Mit Alexandra Kamp und Christian Nickel kehrten in diesem Dezember gleich zwei Nibelungen Festspiel Veteranen auf die Wormser Theaterbühne zurück. Im Gepäck hatten sie die Theaterfassung des Kinohits „Eine verhängnisvolle Affäre“.
1987 verfilmte „Flashdance“ Regisseur Adrian Lyne das Drehbuch von James Dearden und machte daraus mit geballter Starpower (Glenn Close und Michael Douglas) einen Kinoerfolg. Da es in den letzten Jahren sehr beliebt ist, erfolgreichen Filmen eine Bühnenadaption hinterherzuschicken, knöpfte man sich nun auch Deardens Vorlage vor. Dabei stellt sich die Frage, ob das einfach der Versuch ist, mit dem Namen Kasse zu machen oder ob man der bereits erzählten Geschichte auf der Bühne neue Facetten abgewinnen kann? Im Falle von „Eine verhängnisvolle Affäre“ gelingt das nur zuweilen. Wer den Film kennt, kennt auch die Geschichte der Theaterinszenierung. Bis auf kleine Abweichungen, die der Infrastruktur des Theaters geschuldet sind, hält die Aufführung sich nahezu sklavisch an das Drehbuch. Und das ist tatsächlich wörtlich gemeint, denn am Ende weicht man vom Film ab und hält sich an das ursprüngliche Ende, das bei Testvorführungen wegen seines Fatalismus durchfiel. Schauspielerischer Mittelpunkt ist Alexandra Kamp, die in die Fußstapfen von Glenn Close tritt. Allerdings zeigen sich hier klar die Grenzen des Mediums Theater. Bereits in dem Film wurde die Figur der Alex, die beginnt, den verheirateten Fremdgänger Dan (Nickel) nach einem One-Night-Stand obsessiv zu stalken, auf den psychopathischen Showeffekt reduziert. Eine charakterliche Tiefe, warum Alex diese verstörte Person ist, blieb das Drehbuch schuldig und wurde lediglich durch Close’s eindringliche Mimik angedeutet. Im Theater blieb, aufgrund der Distanz zum Publikum, dieses Spiel mit den Nuancen verwehrt, sodass Kamp lediglich die Pose blieb. Durch den episodenhaften Charakter der Inszenierung wirkte zudem die Entwicklung sprunghaft und blieb letztlich Behauptung.
Fazit: Wie interessant wäre es gewesen, den Charakter von Alex auszuloten? Gleiches gilt letztlich auch für den Seitenspringer Dan, der zum hormongetriebenen Jungen im Erwachsenenkörper degradiert wird, wo- durch das kompromisslose Ende wiederum fremdelt. Das ist schade, da die durchaus kontroverse Geschichte um toxische Weiblichkeit und rücksichtslose Männer durchaus Potential besitzt.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf