Wormatia steht nach vier Spieltagen auf einem Nichtabstiegsrang
Mit vier Punkten aus den ersten vier Saisonspielen ist Wormatia Worms in die Regionalliga Südwest gestartet. Während man gegen die beiden Topfavoriten der Liga punkten konnte, gab es gegen zwei Teams auf Augenhöhe zwei vermeidbare 0:1-Niederlagen.
Was war das für ein Auftakt in die neue Saison für Aufsteiger Wormatia Worms!! Vor 3.756 Zuschauern, dar- unter mindestens 1.500 Gästefans, gab es gegen einen der Topfavoriten der Liga, KICKERS OFFENBACH, einen 1:0-Heimsieg – und der war noch nicht einmal unverdient. Dank einer taktischen Meisterleistung von Trainer Max Mehring konnten die Offenbacher zu keiner Phase des Spiels ihr gewohntes Pressing aufziehen. Zwar waren die Kickers über die gesamte Spieldauer feld- überlegen, aber eben nicht so überlegen, wie man dies auf Wormser Seite im Vorfeld befürchtet hatte. In der ersten Halbzeit lagen die Chancenvorteile sogar bei den Wormsern, erst in der Schlussphase wurden die Aktionen der Hessen zwingender, aber die Wormser Defensive verteidigte mit Mann und Maus die ersten drei Punkte der Saison. Trotz einer insgesamt geschlossenen Mannschaftsleistung waren es vor allem der Turm in der Schlacht, Abwehrchef Jean-Yves M’voto, und Torwart Ricco Cymer, die hierbei herausragten. Ebenfalls ein Sonderlob verdiente sich wieder einmal der 19-jährige „Aufstiegsheld“ Daniel Kasper, der aufgrund seines unbändigen Kampfeswillen aus einer Torchance, die eigentlich gar keine Torchance war, aus heiterem Himmel zur Führung für die Wormatia traf. Da in der Folge nicht viel kam vom OFC, der erst in der 80. Minute die erste große Torchance verzeichnen konnte, reichte der in der Entstehung glückliche Siegtreffer von Kasper in der 19. Minute, um den Favoriten, der über den zehnfachen Etat der Wormatia verfügt, in die Knie zu zwingen. Im Übrigen war auch das befürchtete Auswärtsspiel im eigenen Stadion ausgeblieben. Denn während die Wormser nach dem Führungstreffer immer lauter wurden, war der Support der Offenbacher Anhänger, die im Laufe des Spiels immer leiser wurden, ebenso enttäuschend wie das Auftreten ihrer Mannschaft.
Mit drei überraschenden Punkten im Gepäck ging es zum FC ASTORIA WALLDORF, der als Zwölfter der letzten Saison zu den Teams gehört, gegen die man als potentieller Abstiegskandidat durchaus auch mal punkten kann. Vor 458 Zuschauern, davon gut der Hälfte aus Worms, sah es in der ersten Halbzeit vielversprechend aus. Während die Abwehr erneut sicher stand, war der VfR optisch die spielbestimmende Mannschaft und hatte durch Kasper auch die größte Chance im ersten Durchgang. Im Prinzip reichten den minimalistisch auftretenden Gastgebern starke zehn Minuten nach der Pause, um das Spiel für sich zu entscheiden. Nach dem Führungstreffer durch Waack (53.) fanden die Wormaten wieder besser ins Spiel, aber waren letztendlich in der Offensive zu harmlos. Erst mit der Einwechslung des erst unter der Woche verpflichteten Nicola Aranja Köhler (Optik Rathenow) kam etwas mehr Schwung in die Angriffsbemühungen der Wormser. Köhler hatte auch die beiden dicksten Chancen des Spiels, scheiterte aber zunächst am Lattenkreuz (70.), wenig später aus kurzer Entfernung an Astorias starkem Schlussmann Idjakovic. Und so stand nach einer vermeidbaren 0:1-Auswärtsniederlage in Walldorf die bittere Erkenntnis, dass an diesem Nachmittag mehr drin gewesen wäre. Ebenso wie eine Woche später im Heimspiel gegen den VFB STUTTGART II., das ebenso mit einer 0:1-Niederlage endete.
Nachdem die Wormatia gegen den OFC die Rekordkulisse des 1. Spieltags hatte, waren die 982 Zuschauer gegen die Zweitvertretung des Bundesligisten VfB Stuttgart eine kleine Enttäuschung. Ebenso enttäuschend verlief das Spiel gegen den technisch bestens ausgebildeten Nachwuchs der Schwaben, der eine deutlich reifere Spielanlage zeigte. Nicht umsonst wurde die U21 des VfB vor der Saison als einer der Geheimfavoriten gehandelt. Trotzdem wäre mehr drin gewesen, wenn man etwas entschlossener aufgetreten wäre, aber die Mentalität wie gegen Offenbach fehlte an diesem Tag. Schlimmer noch: Während der ungemein wichtige Innenverteidiger M’voto in der ersten Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt wurde und für mindestens drei Wochen nicht zur Verfügung steht (Außenbandriss am Sprunggelenk), traf das gleiche Schicksal in der zweiten Halbzeit seinen eingewechselten Stellvertreter Jannis Reuss, der ebenfalls mehrere Wochen ausfallen wird.
Somit hatte das Prunkstück der Wormatia, die Defensive, ein echtes Problem vor der Partie bei Spitzenreiter SSV ULM 1846. Deshalb wurde der Verein einen Tag vor dem Spiel noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv und lieh zur Verstärkung der Abwehr den im pfälzischen Sensweiler geborenen, 1,91 Meter großen Innenverteidiger und früheren Juniorennationalspieler Ramzi Ferjani (21) vom FC Erzgebirge Aue für ein Jahr aus. Der kam auch prompt von Beginn an zum Einsatz und zählte zu den besten Spielern auf dem Platz. Trotzdem hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass der VfR ausgerechnet auf der zweitweitesten Auswärtsfahrt bei Tabellenführer Ulm punkten würde. Aber wie schon gegen Offenbach, wusste das Team von Max Mehring gegen ein Spitzenteam zu überraschen. Mit dem 2:2-Unentschieden vor 2.540 Zu- schauern holte der VfR im Donaustadion einen überraschenden Punkt, bei dem man nur wenige Sekunden an einem Auswärtssieg vorbeigeschrammt ist. Erst in der 5. Minute der Nachspielzeit kamen die Gastgeber zum Ausgleich durch de Sousa Oelsner, nachdem Jannik Sommer die Wormatia nach dem frühen Rückstand durch Lucas Röser (12.) mit einem Doppelpack (39./54.) auf die Siegerstraße gebracht hatte.
Stärken und Schwächen des Teams von Max Mehring
Die positiven und negativen Erkenntnisse aus den bisherigen Spielen in der Regionalliga kann man vom Prinzip schon an den Ergebnissen ablesen. Positiv ist sicherlich zu bewerten, dass die zu weiten Teilen aus der Aufstiegsmannschaft bestehende Elf der Wormatia den Sprung eine Klasse höher gut gemeistert hat. Speziell gegen Spitzenteams wie Offenbach und Ulm war kein Klassenunter- schied erkennbar. Dagegen haben die knappen Niederlagen gegen Walldorf und VfB Stuttgart II gezeigt, dass man Probleme im Spielaufbau hat. Wenn man selbst das Spiel machen muss, fehlt in der Offensive ein wenig die Durchschlagskraft. Da- für verrichtet die in der letzten Saison erfolgreiche Abwehrviererkette auch in der Regionalliga zuverlässig ihren Dienst. Umso ärgerlicher, dass die Abwehrformation durch den Ausfall von Jean-Yves M’voto auseinandergerissen wurde. Eine wichtige Frage wird deshalb sein, ob Neuzugang Ramzi Ferjani den verletzten Abwehrchef dauerhaft ersetzen kann.
Während die Defensive bis dato gut stand, klemmt es in der Offensive noch ein wenig. Durch die Abgänge von Simon Joachims und Noel Eichinger gab es vor allem auf den Außen ein Vakuum. Während Neuzugang Jannik Sommer auf der linken Seite immer besser in Schwung kommt, hat man für die rechte Angriffsseite noch keinen adäquaten Ersatz für Eichinger gefunden. Den Neuen Alexander Shehada und Felix Hache fehlt es deutlich an Dynamik und letztendlich auch an Torgefährlichkeit gegenüber dem nach Zwickau abgewanderten Topscorer Eichinger. Vor dem 2. Spieltag hat der Verein noch den wuseligen Brasilianer Nicola Arcanjo Köhler verpflichtet, der von Regionalligist Optik Rathenow zur Wormatia gestoßen ist und bei seinen bisherigen Einsätzen gezeigt hat, dass er als offensiver Mittelfeldspieler eins-zu-eins-Situationen sucht und in engen Spielen den Unterschied zum Gegner ausmachen kann. Im Sturm war Daniel Kasper bei seinen bisherigen Einsätzen oftmals auf sich alleine gestellt und er- arbeitete sich seine Torchancen durch seinen gewohnt körperbetonten Einsatz. In Ulm durfte der bisher noch glücklose Neuzugang Nils Fischer als vorderste Spitze ran. Außerdem befindet sich der letztjährige Torjäger Luis Kiefer (15 Tore) wieder im Training, weist aber nach seiner langwierigen Verletzung noch Konditionsrückstände auf. Derweil scheint Aleksandar Biedermann nicht das Vertrau- en des Trainers zu genießen und konnte bisher nur eine Einwechslung vorweisen.
Wie geht’s weiter?
Aktuell steht die Wormatia nach vier Spieltagen mit vier Punkten auf dem (rettenden) 13. Platz. In Anbetracht des harten Auftaktprogramms ist diese Bilanz absolut in Ordnung. Und es geht munter weiter, denn am 02.09. kommt mit dem TSV Steinbach-Haiger ein weiteres Spitzenteam nach Worms, danach geht es zum aktuellen Drittplatzierten, der U21 von Mainz 05. Erst danach kommen Spiele gegen Teams wie den Bahlinger SC, Eintracht Trier oder SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, denen man auf Augenhöhe begegnet. Bekanntlich sind das auch die Spiele, in denen man die entscheidenden Punkte für den Klassenerhalt sichern kann.
Text: Frank Fischer, Foto: Andreas Stumpf