Braucht der Wochenmarkt mehr Kurzzeitparkplätze?
Die Auswahl lässt eigentlich keine Wünsche offen. Frischen Fisch gibt es auf dem Wochenmarkt genauso wie eine umfangreiche Auswahl an Obst und Gemüse, Fleisch von Qualitätsmetzgern und natürlich auch Deftiges für das Marktfrühstück. Dennoch klagen die Beschicker über zurückgehende Besucherzahlen. Dabei könnte alles besser sein, wenn da nicht die Stadt wäre. Oder?
Gerade erst hatte die Stadt einen neuen Ver- such gewagt, dem Wochenmarkt am schwächelnden Dienstag durch eine Ortsverlegung neue Impulse zu geben, da wartet auf selbige auch schon eine Petition. Die richtet sich zwar nicht gegen die Verlegung auf den Obermarkt, sondern kritisiert fehlende Kurzzeitparkplätze und das gleichzeitige Verteilen von Bußgeldern. Gemeint dürfte damit das Halteverbot zwischen Wochenmarkt und Rathaus sein, denn grundsätzlich sind rund um den Marktplatz, von der Petersstraße bis zur Hagenstraße, ausreichend Kurzzeitparkplätze vorhanden. Der Streit um jenen Streifen zwischen Platz und Rathaus ist da- bei nicht neu. Auch wir berichteten in den vergangenen Jahren wiederholt über die Parksituation rund um den Markplatz. Ebenso wird das Thema immer wieder kontrovers in den Sozialen Netzwerken diskutiert. Doch sind mangelnde Parkplätze und Bußgelder der wahre Grund dafür, dass Wochenmärkte seit vielen Jahren bundesweit am Straucheln sind?
Einer, der den Markt über Jahre hinweg begleitete und zum festen Bild gehörte, war der Metzgermeister Peter Hebauer. Dreißig Jahre lang versorgte er Marktbesucher mit Fleisch und Wurstwaren aus seiner eigenen Schlachtung. Ende September endete für Hebauer das Abenteuer Wormser Wochenmarkt und er konzentriert sich nun auf seinen Party- und Cateringservice. Ehe Hebauer sich jedoch aus Worms verabschiedete, besuchten wir den Metzger aus Hessen an seinem Stand am Marktdienstag auf dem Obermarkt. Angesprochen auf die Parksituation, erklärte er, dass das Thema so alt wie seine Teilnahme am Wochenmarkt sei. Aus der Sicht der Marktbeschicker erwies sich im Laufe der Jahrzehnte vor allem der Ludwigsplatz als Glücksgriff in Verbindung mit der Tiefgarage darunter. Doch das ist Vergangenheit und wird so auch nicht wieder kommen.
Doch unabhängig von den Parkplätzen räumt Hebauer ein, dass es schlicht der Wandel der Zeit sei, der den Umsatz sinken lasse. So beobachtete Hebauer, dass insbesondere nach Corona ein Bruch festzustellen war. Die Erklärung sieht er darin, dass die Menschen ihre Ausgaben anders priorisieren, mehr zum Wohle von teuren Freizeitaktivitäten und zu Lasten des genussvollen Wochenmarkteinkaufs. Im Grunde verhält es sich dabei wie mit dem Einzelhandel. Entscheidend ist bei vielen der Preis. Während der Einzelhandel mit dem Internet konkurrieren muss, ist es bei den Marktbeschickern die Dominanz der Supermarktriesen. Längst ist das Sortiment in den Supermärkten nicht mehr oder weniger regional als auf dem Wochenmarkt. Was jedoch anders ist, ist der Preis im Spannungsfeld mit der Inflation, der das Geld schrumpfen lässt.
Ein Problem, das dabei völlig ignoriert wird, ist der gesellschaftliche Wandel, der ebenso spürbare Auswirkungen hat. Ein Rundgang auf dem Wochenmarkt am gut besuchten Marktsamstag zeigt, dass das Publikum nicht unbedingt dem Quer- schnitt der Wormser Bevölkerung entspricht. Während der Markt in früheren Jahren noch eine wichtige Bedeutung als Regionalversorger hatte, ist er heute vielmehr ein Ort, bei dem es um ein Gefühl geht, das ein Supermarkt nicht liefern kann. Flanieren, probieren, plauschen und kaufen, so könnte man die Formel der Gegenwart zusammenfassen. Beschicker wie der Steinofenbäcker Löhn haben das längst erkannt und ihr Portfolio um etliche deftige Leckereien, wie eine warme Fleischwurst mit ofenfrischer Brezel, erweitert. Was die Park- plätze betrifft, so dürfte auch die Schaffung weiterer nur wenig Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Wochenmarktes haben.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf