Kritik zum aktuellen Bühnenprogramm von Michael Krebs

Als Michael Krebs 2018 letztmals im Lincoln-Theater auftrat, fanden knapp 200 Gäste den Weg zur Kleinkunstbühne. 2022, im Zeitalter von Corona, sieht das ganz anders aus. Gerade mal 45 Personen kamen zur Show. Der Laune des schwäbeln- den Künstlers Michael Krebs tat dies keinen Abbruch.

Krebs zeigte bei seinem zweistündigen Auftritt von Beginn an eine gehörige Portion Galgenhumor. Entgegen der bescheidenen Audienz flachste Krebs mit frechem Grinsen unter dem begeisterten Applaus des Publikums: „Wow, fast ausverkauft!“ Und ergänzte mit ironischem Unterton: „Noch nie habe ich meinen Job so sehr geliebt, wie in diesen Zeiten!“ Eigentlich sollte die Premiere seiner neuen Show im Februar 2020 stattfinden. Aber bereits bei seiner eröffnenden Ansprache erläuterte er ausgiebig, dass man „eigentlich“, eigentlich weglassen kann. Augenzwinkernd berichtete er, dass Corona ihm eigentlich zuvorkam. Ausgebrannt vom lästigen Leben auf der Bühne, plante er, ein Sabbatical zu nehmen. Doch dann kam zum Glück Corona. Wer Krebs kennt, weiß natürlich, dass der Mann nicht nur zum Erzählen vorbei- kommt, schließlich ist er ein selbsternannter Independent Liedermacher. Nachdem er im Lockdown zunächst in die kreative Lethargie verfiel, raffte er sich auf und startete ein neues Projekt. Der studierte Jazzmusiker begann, quasi auf Zuruf zu komponieren. Seine Zuschauer schickten ihm Worte und er machte daraus Lieder. Diese galt es nun auf der Bühne vor- zustellen. Stücke wie „Die Wollsammlerin“  und „Fußbodenschleifmaschinenfachverleih“  überzeugten mit skurrilen Ideen und einprägsamen Mitmachrefrains. Dazwischen arbeitete er sich zur Freude des Publikums ausgiebig am Stadtnamen Worms ab, in dem er genüsslich den Vokal in die Länge zog. Am Ende wirkte es fast so, als hätte Michael Krebs gar keine Lust gehabt, die Bühne wieder zu verlassen. Aber dann musste er noch zur Signierstunde im Foyer.

Fazit: Lachen ist gesund, heißt es. Wenn das stimmt, so dürften dem Publikum im Lin- coln-Theater ein paar äußerst gesunde Tage bevorstehen. Michael Krebs stellte unter Be- weis, wie wichtig es ist, nicht seinen Humor zu verlieren.

Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf

Die Veranstaltung fand am 28. Januar im Lincoln Theater Worms statt