Nibelungen, Jazz & Joy, Backfischfest – in den letzten Wochen schlug das Herz eines jeden Wormsers traditionell etwas schneller. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, waren Sie als ehemaliger Schiffschaukelbremser auch schon auf dem Backfischfest und sind dabei über die legendäre Terence-Hill-Brücke gelaufen?“
Oh ja, und es überkommen mich immer wieder die gleichen heimatlichen Gefühle, wenn ich Richtung Backfischfest laufe. 3 ½ Jahre meines Lebens habe ich in meine Lehre zum Schiffschaukelbremser investiert (3 Jahre Lehre und ½ Jahr Ehrenrunde, weil ich beim 1. Mal durch die theoretische Prüfung gerasselt bin…). Eines vorab zur Klarstellung: In dieser Zeit auf den Rummelplätzen der Region habe ich mehr über das Leben erfahren, als zuvor in siebeneinhalb Jahren Schule. Auf Festen wie dem Backfischfest begegnet man noch dem wahren Leben. Man trifft intelligente Menschen, man trifft aber auch dumme Menschen. Man(n) sieht schöne Frauen, aber auch hässliche Frauen. Man sieht betrunkene Leute und man sieht ziemlich stark betrunkene Leute. Nüchterne trifft man dagegen eher selten, um nicht zu sagen: nie. Auf jeden Fall laufen diese betrunkenen Menschen seit diesem Jahr über eine Brücke, die für sehr viel Aufsehen in den letzten Wochen gesorgt hat. Wenn Sie mich fragen: Ich finde, dass diese ganze Sache mit dieser neuen Fußgängerbrücke eine Riesensauerei ist. Wie kann man das Andenken an Karl Kübel derart in den Schmutz ziehen, indem man eine Fußgängerbrücke, die nur die einzige Funktion hat, die Besucher aufs Backfischfest und (zumeist betrunken) wieder zurück zu transportieren, auch noch Kübelbrücke zu nennen? Ich möchte nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn ein Jugendlicher des Nachts – ein paar feine Tröpfchen köstlichen Rheinhessenwein intus – mal eben über die Brücke einem Autofahrer auf die Windschutzscheibe kübelt, weil er sich durch den Namen der Brücke dazu animiert gefühlt hat. Anscheinend wurde diese Entscheidung des Stadtrates getroffen, als die Honoratioren gerade dem Alkohol zugesprochen hatten. Die standen doch schon wieder unter Strom. Auf jeden Fall war diese unüberlegte Entscheidung des offensichtlich komplett besoffenen Stadtrates ein ziemlich starkes Stück. Aber zum Glück gibt es verdiente Bürger dieser Stadt, wie z.B. dieser aufdringliche Typ links von mir, die diese Sache wieder gerade gerückt und dem neuen Bauwerk den einzig legitimen Namen Terence-Hill-Brücke gegeben haben. Der Mann, der für Geradlinigkeit und Ehrlichkeit steht, und der niemals sein Wort gegenüber Peter Englert gebrochen hätte. Jeder aufrechte Autofahrer wird sich beim Vorbeifahren daran erinnern, dass das Wort eines Mannes – egal in welchem Zustand er dabei war – noch etwas zählt. Das Volk ist auch glücklich und hat einen griffigen Namen für diese Brücke, die ja schließlich nur für sie alleine gebaut wurde. Gut, sie hätten auch etwas weiter links über die Ampel gehen können. Oder etwas weiter rechts runter zum Festplatz laufen können. Aber mit der Terence-Hill-Brücke, die mindestens genauso breit wie die meisten Besucher auf dem Heimweg ist, kann man viel bequemer zum Backfischfest laufen. Man muss an dieser Stelle unseren OB auch mal loben. Das Geld war nun wirklich sinnvoll angelegt und hat der Stadt, wenn auch ungewollt, völlig neue Publicity beschert. Der einzige Verlierer bei der Sache scheint der gute Möbelunternehmer Kübel zu sein, dessen Name nun in der Versenkung verschwunden ist, weil alle Welt nur noch von der Terence Hill Brücke spricht. Oder anders gesagt: „Karl, der Kübel, wurde nicht gefragt. Man hat ihn einfach fortgejagt…“
Weitere Umbenennungen müssen folgen
Da die Schlipsträger vom Wormser Stadtrat nach dieser Entscheidung komplett für unzurechnungsfähig erklärt werden, habe ich weitere Vorschläge für Umbenennungen zu machen, die die Dinge beim Namen nennen und nicht das Andenken verdienter Verstorbener wie Albert Schulte, Kaiser Heinrich oder eben Karl Kübel in den Schmutz ziehen. Warum nicht „Bahnhof Zoo Park“ statt „Albert-Schulte-Park“? Oder die Wormser Altstadt konsequent umbenennen in „Worms-Neukölln“? Griffig, kennt jeder – da weiß man, was gemeint ist. Selbstverständlich wird nach diesem Fauxpas unseres Oberbürgermeisters auch die Kisselswiese umbenannt in Kübelwiese, damit man wieder – wie in den guten alten Zeiten – direkt hinters Weinzelt kübeln kann. Das ist ja wohl das Mindeste. In diesem Sinne: „Danke Kissel!“
Ihr Bert Bims