Kurz hintereinander waren ein deutscher und ein amerikanischer Superstar zu Besuch im Wormser Mozartsaal. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, waren Sie denn auch bei Martin Schulz und Anastacia?“
Da der zukünftige Kanzler der Herzen erst mal eine halbe Stunde auf sich warten ließ, hatte ich sofort einen Verdacht für die Verspätung und zur gleichen Zeit Position im „Schluckspecht“ am Bahnhof bezogen. Ex-Alki hin oder her – wenn im Schluckspecht Happy Hour ist, kann auch der Herr Schulz nicht einfach so vorbeifahren. Laut unserer Investigativ-Abteilung hat sein Chauffeur um 14:57 Uhr den Ortseingang von Worms passiert, sei aber aufgrund zahlreicher Baustellen und umständlicher Verkehrsführungen eine halbe Stunde lang auf der Suche nach dem „Wormser“ gewesen. Trotz Navi. Außerdem musste Schulz’ Fahrer an der neuen Bushaltestelle am Karlsplatz etwas länger warten, weil vor ihm gerade ein Gelenkbus die Straße versperrt hat. Aber dann war er da, wie ein wandelnder Heiligenschein ist der mehrfache Gehaltsmillionär Martin Schulz in den Mozartsaal geschwebt, umgeben von der mit dem neuen sozialdemokratischen Sonnenschein um die Wette strahlende SPD-Familie. Dabei ist die Stärke des Martin Schulz eher der Schwäche der Angela Merkel zuzuschreiben. Oder der grenzenlosen Freude darüber, dass Sigmar Gabriel nicht für die SPD antritt. „Gabriel gegen Merkel“ wäre auch so ein bisschen gewesen wie „Dick gegen Doof“. Kennen Sie den übrigens? Treffen sich Horst Seehofer und Sigmar Gabriel in Angela Merkels Bauch. Sagt der Seehofer: „Na Sigmar, hat die Kanzlerin dich auch gefressen?“ Da antwortet Gabriel: „Nee, ich hab den anderen Eingang genommen…“ Mein Lieblings-Merkel-Witz ist immer noch: „Wussten Sie eigentlich, dass auch Merkel damals in die Kohl-Spendenaffäre verwickelt war? Angeblich soll Kohl ihr 100 Mark für einen ordentlichen Friseur gegeben haben, aber keiner weiß, wo das Geld abgeblieben ist….“ Das gilt noch bis heute. Fakt ist: Die 100 Mark hat sie auf jeden Fall bei ihrem letzten Staatsbesuch nicht Donald Trump gegeben. Dabei wäre das Geld bei dem US-Präsidenten gut angelegt, dann hätte er Merkel womöglich zum Abschied die Hand geschüttelt. Oder sie hätte die 100 Mark besser mal mir gegeben, denn meine Undercover-Aktion im Zuge des Schulz-Besuches ging ganz schön ins Geld. Um absolut sicher zu gehen, hatte ich nämlich bis weit nach Mitternacht Undercover im „Schluckspecht“ an der Theke ausgeharrt und kann voller Überzeugung sagen: „Der Martin ist absolut trocken.“ Seine Anhänger waren dagegen so aufgedreht, als hätten sie vorher nochmal beim SPD-Kollegen Michael Hartmann im Apothekerschränkchen gestöbert und zuviel Crystal Meth abgestaubt. Denn in Worms musste der Schulz seine treu ergebenen Jünger nicht extra auffordern, ganz laut „Martin, Martin“ zu rufen. Das kam von ganz alleine und voller Inbrunst.
ANASTACIA WAR IN WORMS
Genauso aufregend war der Besuch von US-Superstar Anastacia, wobei eine Pressemitteilung der Kultur und Veranstaltungs GmbH eine Woche vor dem Konzert zunächst für Unsicherheit sorgte: „Konzertbesucher müssen sich beim Einlass zum Konzert auf konsequente Taschenkontrollen an den Eingängen des Wormser Kulturzentrums einstellen…()…Auch sogenannte „Body Checks“ werden vom Sicherheitspersonal beim Einlass durchgeführt.“ Der letzte Satz sorgte dafür, dass eine wilde Diskussion in der WO! Redaktion ausbrach, bei der Sätze fielen wie „Wir sind doch hier nicht beim American Football“ oder „da steht man unschuldig am Eingang und dann wirft dich der Sicherheitsmongo mit einem Bodycheck um“. Mich persönlich nervt das, wenn Leute alles nur halb lesen und dann auch noch mit ihrem Unwissen um sich schmeißen. Dabei stand schon im nächsten Satz die Erklärung, was unter „Body Checks“ gemeint war: „Hierbei wird per Abtasten kontrolliert, ob die Besucher gefährliche und unerlaubte Gegenstände mit sich führen. Dazu gehören u.a. Sprühdosen jeglicher Art, spitze Gegenstände, Scheren oder mögliche Wurfgeschosse.“ Aufgrund der anhaltenden Diskussionen, was nun erlaubt ist und was nicht, sah sich unser Chef sogar gezwungen, eine Dienstanweisung zu verfassen: „Wegen der verstärkten Sicherheitskontrollen im Vorfeld des Anastacia-Konzertes auch von mir nochmal der gesonderte Hinweis: Kein Pfefferspray, keine bengalischen Feuer, keine Handgranaten (auch keine Feuerzeuge, die so aussehen), kein Survival-Messer (es muss auch mal ohne gehen…), kein Samurai-Schwert (auch keins aus Plastik!). Speziell für die Herren gilt: Bitte kein albern gemeintes Hitler-Bärtchen aufmalen (da sind unter Umständen unlustige Amerikaner am Einlass). Und vor allem nicht mit erigiertem Glied in der Schlange anstellen, dicke Beulen in der Hose werden KONSEQUENT kontrolliert!!! Bitte um Bestätigung, dass die Dienstanweisung verstanden und verinnerlicht wurde. Der WO! -Verlagschef“
Ich sag es frei heraus: Mir war speziell die Sache mit der dicken Beule zu heikel, weshalb ich lieber auf den abschließenden Rat von KVG-Geschäftsführer Sascha Kaiser gehört habe: „Die Anastacia-Fans sollten frühzeitig anreisen und sicherheitshalber ein wenig Zeitpuffer einplanen.“ Vollkommen genervt von den Diskussionen über „Body Checks“ und „Beulen in der Hose“ habe diesmal ich mich verlesen. Kann ja mal passieren. Statt „ein wenig Zeitpuffer einplanen“ las ich „ein wenig Zeitimpuff einplanen.“ Und was soll ich sagen? Von Anastacia hab ich genauso wenig gesehen wie von Martin Schulz, aber wegen meiner Spesenabrechnung gab’s anschließend richtig Beef mit unserem Chef. Aber so ist nun mal das Leben eines Society-Reporters.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Bert Bims