Teil 103: Bundestagswahl 2021

Während auf der Kisselswiese die Menschen Corona konform Backfischfest feiern, rücken die Bundestagswahlen immer näher. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wen wählen Sie denn bei der Bundestagswahl am 26. September?“

Wie Sie sich denken können, schreibe ich lieber über Kulturveranstaltungen, bei denen es ein üppiges Buffet für die anwesenden Journalisten gibt. Aber da am 26.09. die Bundestagswahlen stattfinden, hat mich mein Chef erneut dazu genötigt, über ein Thema zu schreiben, das ich eigentlich abgrundtief hasse. Denn Politik ist einfach ein schmutziges Geschäft, was man übrigens schon an der ersten Silbe des Wortes erkennen kann. Vorab möchte ich jedoch klarstellen, dass die meisten Märchen nicht etwa mit „Es war einmal…“ beginnen, sondern mit „Wenn ich gewählt werde…“ Getreu dem alten Politiker Leitspruch: „Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht.“

Wie sicherlich die wenigsten Leser/innen wissen, habe ich bereits in ganz jungen Jahren journalistische Luft geschnuppert und hatte hierbei ein traumatisches politisches Erlebnis. Nach meiner Lehre zum Schiffschaukelbremser auf dem Wormser Backfischfest zog es mich bekanntlich hinaus in die große Welt. Da mir schon frühzeitig auffiel, dass ich mit meiner Feder Großes zu leisten imstande bin, bewarb ich mich für ein Volontariat bei einer örtlichen Zeitung in der damaligen Hauptstadt Bonn. Gleich an meinem ersten Arbeitstag hatte ich einen Fototermin mit Bundeskanzler Helmut Kohl, der zu Besuch auf einem Bauernhof in der Region war. Nachdem ich unseren Kanzler zusammen mit ein paar Schweinen im Stall abgelichtet hatte, witterte Kohl wohl die Steilvorlage und gab mir mit auf den Weg: „Aber keine Schlagzeilen wie „Helmut und die Schweine“!“ Also entschied ich mich für die Bildunterschrift: „Bundeskanzler Helmut Kohl, Dritter von links.“ Leider war dies mein erster und gleichzeitig letzter Arbeitstag als Redakteur. Für sehr sehr lange Zeit, bis mir vor mittlerweile 103 Ausgaben der Verlagschef dieses Magazins sein Vertrauen geschenkt hat. Aber auch hier unterlief mir schon zu Beginn meiner Tätigkeit ein Fauxpas, als Bundeskanzlerin Angela Merkel 2014 nach Worms gekommen ist. Auf meine Frage „Frau Bundeskanzlerin, hat Ihnen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass Sie in diesem Kostüm aussehen wie Germanys next Topmodel?“ antwortete Merkel sichtlich gerührt: „Nein…“ Da platzte es einfach aus mir heraus: „Ah ja, das dachte ich mir schon…“ Seitdem schreibe ich über die Kulturevents der oberen Zehntausend hier in Worms. Aber es hilft ja nix, auch als Society-Reporter, der sich am liebsten mit den Reichen und Schönen dieser Stadt umgibt, muss man sich politisch positionieren. Deshalb werde ich auch bei der Bundestagswahl traditionell erst kurz vor Feierabend das Wahllokal betreten und meinen üblichen Witz bringen: „Hallo, bin ich der Erste heute?“ Weil ich mit ziemlicher Sicherheit auch diesmal meinen Corona konformen eigenen Kuli vergessen habe, werde ich mich einfach an den Stiften in der bereitgelegten Schale bedienen, die schon von weitem so stark nach Desinfektionsmitteln riecht, dass selbst die allerneuste Corona Mutante bereits beim Betreten des Wahllokals zwangsläufig Reißaus nimmt. Nur, wen soll man diesmal wählen? Während man aber in Worms immerhin die Qual der Wahl hat zwischen „Unserm Jan“ und David Maier, dem Doktor der Kultur, sieht es bei den Bundeskanzlerkandidaten nicht ganz so rosig aus. Aber kleiner Tipp an dieser Stelle von mir: Wenn die Grünen drankommen, werden alle Benziner sukzessive in Lastenfahrräder umgewandelt und in jedem zweiten privaten Vorgarten ein Windrad installiert. Hab ich zumindest gehört.

IST DAS ÜBERHAUPT NOCH BACKFISCHFEST?

Um dieser häufig gestellten Frage meiner treuen Leserinnen und Leser nachzugehen, habe ich mich für Sie Undercover auf das Gelände geschmuggelt, um die Einhaltung der aktuellen Corona-Verordnungen zu überprüfen. Damit ich nicht gleich mit meinem echten Namen Bert Bims auffliege, registrierte ich mich mit dem Fantasienamen „Axel Höhle“, als „Adresse“ wählte ich die Privatanschrift des Ordnungsdezernenten der Stadt Worms. Nachdem man drei Eingangsschleusen, inklusive einem Komplett-Body-Scan, überwunden hat, steht dem Vergnügen auf der Kisselswiese nichts mehr im Weg – außer natürlich der Rotzlappen im Gesicht, den man auf dem Platz tragen muss. Ob beim Einlass, an den Essensständen oder den Fahrgeschäften – überall wurde auf den Sicherheitsabstand geachtet. Zu meiner Zeit, nachmittags um halb vier, waren sogar mehr Sicherheitsleute als Besucher auf dem Gelände. Auch trugen alle Besucher und Schausteller vorbildlich Masken. Außer ein älterer Herr aus der Corona-Hochrisikogruppe, der gerade eine Bratwurst gegessen und direkt danach die am Kinn hängende Mund-Nasen-Schutzmaske über seinen mit Senf verschmierten Mund gezogen hat. Ansonsten gab es keine hygienetechnischen Auffälligkeiten bei meinem Undercover-Besuch auf dem Backfischfest. Hinweisen möchte ich noch auf eine besondere Sicherheitsmaßnahme, denn beim Verlassen des Geländes wurde ich noch einmal gründlich mit einem Dampfstrahler abgestrahlt und desinfiziert. Hygienetechnisch war also alles in Ordnung, denn ich war nachher sauberer als vorher. Und das kann ich nun wirklich nicht von jedem Backfischfestbesuch behaupten.

In diesem Sinne: Ahoi!
Ihr Dr. Bert Bims

PS: Gehen Sie wählen am 26.09.!!