Teil 104: Abschied ist ein scharfes Schwert

Wenn Wahlen anstehen, dann bedeutet das auch immer, dass man sich zwangsläufig von liebgewonnenen Politikern verabschieden muss. Im Bundestag, genauso wie in Worms. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wen werden Sie denn am meisten vermissen von dieser Halunkentruppe?“

Dass Angela Merkel nach 16 Jahren ihren Hut nimmt, entlockt mir im Normalfall allenfalls ein paar Tränen der Freude. Je näher ich jedoch im zurückliegenden Wahlkampf ihre potentiellen Nachfolger kennengelernt habe, umso mehr wusste ich die Trine aus der Uckermark zu schätzen. Zum Beispiel Armin Laschet, der Dauergrinser, der kurz vor der Bundestagswahl einen Pressetermin mit ein paar Parteikollegen in einem Flüchtlingsheim hatte, der nicht nur mir sehr zu Herzen ging. „Es war erschütternd in die traurigen, hoffnungslosen und verunsicherten Gesichter ohne jegliche Perspektive zu blicken“, sagte anschließend Mohammed, 12 Jahre, aus Aleppo. Leider hatten die Wähler nicht so viel Mitleid und haben Laschets Masken-Lobbyistenverein namens CDU/CSU ordentlich abgewatscht. Dagegen hat die SPD ein nie geahntes Comeback gefeiert mit einem Mann, den man durchaus auch für den etwas schüchternen Filialleiter der Kreissparkasse Büttelborn halten könnte. Da musste ich an den Spruch denken: „Wer in seiner Jugend nicht die SPD wählt, der hat kein Herz. Wer aber im Alter immer noch die SPD wählt, der hat kein Hirn.“ Verdammt, jetzt hab ich knapp ein Viertel der deutschen Wahlberechtigten und Wahlberechtigtinnen beleidigt. Aber ein echter Satiriker muss eben kontrovers sein, auch wenn er es sich aufgrund seiner ständigen Beleidigungen irgendwann mit allen verschissen hat. Deshalb gehe ich sogar noch einen Schritt weiter und sage: „Wer die Grünen wählt (bzw. gerne wählen würde), der hat vermutlich noch keine Schamhaare.“ Oder nehmen wir den legendären Spruch von Christian Lindner nach den geplatzten Koalitionsverhandlungen 2017: „Lieber gar nicht regieren, als falsch regieren.“ Ich dagegen sage: „Nur eine FDP, die nicht regiert, regiert richtig.“ Aber womöglich kommt nach endlosen Koalitionsverhandlungen im letzten Moment mit Markus Söder der große Retter aus Bayern, der Laschet abserviert und als neuer Kanzler eine Jamaika-Koalition zusammenschraubt. Und der große Wahlsieger Scholz und die SPD schauen in die Röhre.

GOODBYE HAJO

Über den Posten unseres langjährigen Ordnungsdezernenten, Hajo Kosubek, habe ich in einer früheren Kolumne einmal geschrieben: „Wer diesen Posten bekleidet, das ist in Worms so wurscht wie der Umstand, ob es einem nun links oder rechts am Bein runter läuft , wenn man sich in die Hosen pinkelt.“ Dabei stimmt das gar nicht, denn dass „Unser Löhrchen“ nun den Posten von Kosubek übernimmt, ist alles andere als wurscht und zumindest aus optischen Gründen ein absoluter Gewinn für die Stadt und ihre Einwohner (ohne Gendersternchen!). Wie treue Leser/innen meiner Kolumne wissen, hatte ich vor sechs Jahren ein unangenehmes Erlebnis mit unserem Ex-Bürgermeister, das unseren Verlag viel Lehrgeld (und noch mehr echtes Geld) gekostet hat. Seitdem darf ich zum Beispiel nicht mehr behaupten, dass Kosubek ein Tattoo, das ihn mit seinem Lieblingsverein, der TSG Pfeddersheim, verbindet, im Intimbereich tätowiert hätte. Aufgrund zahlreicher Nachfragen von WO! Lesern möchte ich hiermit sechs Jahre später erklären, dass wir das nie persönlich überprüft haben, sondern uns auf die wahrheitsgetreue Schilderung von Kosubeks Anwälten verlassen haben. Übrigens: Just an dem Tag, an dem ich erfahren musste, wo unser Geld damals gelandet war (nämlich als Spende bei der TSG Pfeddersheim), hat die Wormatia die TSG im Stadtderby, das unter dem Motto „Rache für Bert Bims“ stand, mit 7:0 abgebügelt. Da soll noch mal einer behaupten, es gebe keinen Fußballgott.

GOODBYE UWE

Ja, ich werde auch unseren scheidenden Baudezernenten, Uwe Franz, vermissen. Kein Baudezernent hat je zuvor bei der Eröffnung eines jahrelang gesperrten Straßenzuges derart überschwängliche Worte gefunden, so dass man meinen konnte, er höchstpersönlich hätte die Straße asphaltiert. Vor allem kann die SPD ihre Standard-Pressemitteilung „Baudezernent Uwe Franz macht zurzeit einen hervorragenden Job, wir stehen voll hinter ihm“, endlich mal neu überarbeiten. Man kennt das aus dem Fußballgeschäft . Sobald ein Präsident verkündet, dass der Verein voll und ganz hinter seinem Trainer steht, dann doch nur, weil man ihm von dort aus einen besseren Arschtritt verpassen kann. Stattdessen hat jetzt Franz der SPD einen Arschtritt verpasst und ist aus der Partei ausgetreten. Aber es soll keiner behaupten, dass der SPD die Fachkräfte ausgehen, schließlich übernimmt das Amt des Baudezernenten mit dem Lehrer Timo Horst ein echter Fachmann, der auf den Baustellen dieser Welt zuhause ist und selbst im Stadtrat seinen obligatorischen Blaumann trägt.

UNSER MANN FÜR BERLIN

Das Direktmandat für unseren Wahlkreis 206 hat nun bereits zum dritten Mal Jan Metzler gewonnen. So knapp wie diesmal war es in den Jahren zuvor noch nie, als er noch gegen den Immobilienmakler der SPD, der womöglich bald in eine neue Immobilie einzieht, antreten musste. Jans Kontrahent war aber auch diesmal Dr. David Maier, mit dem sich Metzler ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hat. Übrigens: Bei einem Gleichstand, so sieht es die Wahlordnung zumindest vor, hätte ein Wettsingen über den wahren Sieger entscheiden müssen. Da hat der Jan nochmal richtig Schwein gehabt, denn der Herr Dr. Maier kann richtig gut singen. Das hat er übrigens von mir gelernt, denn nach meiner Lehre zum Schiffschaukelbremser war ich auch einige Zeit als Gesangslehrer tätig, als der junge David noch kein Doktor war.

Bis zum nächsten Mal,
Ihr Dr. Bert Bims

PS: Hiermit fechte ich meine eigene Wahl vom 26.09. an und fordere Neuwahlen!!