14. Juli 2023 | Lincoln Theater Worms: Es ist eine zeitlose Geschichte, die der Literaturnobelpreisträger Dario Fo gemeinsam mit seiner Frau Franca Rame in den 80er Jahren verfasste. Auf den nüchternen Namen „Offene Zweierbeziehung“ hörend, setzt sich das wortwitzige Stück genau mit diesem Thema auseinander.
Antonia immer wieder Selbstmordversuche unternimmt. Schließlich schlägt ihr der Mann in der Therapie eine offene Zweierbeziehung vor. Wenig begeistert von dem selbstsüchtigen Vorschlag, gesteht sie ihm Wochen später, eine Affäre mit einem Professor zu haben. Es zeigt sich, dass die geforderte Offenheit von Seiten des Mannes eher einseitig angedacht war. Die Stärke des Stücks liegt dabei im präzisen Sezieren einer Partnerschaft, die über die Jahre hinweg „eingeschlafen“ ist, ebenso wie die Kommunikation zwischen den beiden. Charmant gespielt von Ostrowski, entscheidet sich Antonias Ehemann, seine Befriedigung in Affären zu finden. Sich unwiderstehlich findend, bricht schließlich seine Welt zusammen, als er von seinem Nebenbuhler erfährt. Kamp und Ostrowski warfen sich wiederum mit viel Verve in die Rollen und hatten sichtlich ihren Spaß an dem strauchelnden Ehepaar, das sich immer wieder mit gegenseitigen Vorwürfen überzog. Diese Lust am Spiel übertrug sich mühelos auf das Publikum, das das Stück am Ende mit entsprechendem Applaus würdigte. Getragen wurde der Wortwitz von den beiden grandios aufspielenden Schauspielern Alexandra Kamp und Miguel Abrantes Ostrowski. Die Zuschauer wurden wiederum für 70 Minuten Zeugen einer Paartherapie, wie sie wahrscheinlich öfters vorkommt, als man ahnen mag. Antonia und ihr Mann, der namentlich nicht genannt werden will, befinden sich in einer waschechten Ehekrise. Die Liebe und die Begierde sind erkaltet. Der Mann betrügt sie bereits seit Jahren („ich war schon immer Jäger und Sammler“), während
Fazit: Sprachwitz, gepaart mit einem erzählerisch hohen Tempo, sorgte dafür, dass die Aufführung im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele definitiv zu einem der diesjährigen Höhepunkte gehörte.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf