Trotz aufregender Wochen geht Wormatia als Tabellenführer in das Spitzenspiel
Nachdem die vier Nachholspiele in der Südgruppe nicht die erhoffte Ausbeute brachten, ist Wormatia Worms mit zwei Auswärtssiegen optimal in die Meisterrunde der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar gestartet und bleibt Tabellenführer. In den nächsten zehn Spielen gibt es nur noch Endspiele, wobei der Partie am 10. April gegen den großen Rivalen Eintracht Trier sicherlich die größte Bedeutung zukommt.
Als die Fans gerade noch darüber diskutierten, warum der Start ins Jahr 2022 so zäh verlaufen war, da sorgte der Verein mit der Nachricht, dass Trainer Kristjan Glibo die Wormatia zum Saisonende verlassen wird, für einen echten Schock unter der Anhängerschaft. Glibo hatte den VfR 2019 nach dem Abstieg aus der Regionalliga übernommen, als dem Verein nur noch eine Handvoll Spieler geblieben waren. In der Folge formte Glibo aus vielen Neuzugängen ein Team, das schon im ersten Oberligajahr oben mitspielte, ehe die Saison coronabedingt vorzeitig endete. Im zweiten Jahr wurde die Saison nach neun Spieltagen mit einem souveränen Tabellenführer Wormatia Worms vorzeitig abgebrochen, im dritten Jahr hat er den VfR als Spitzenreiter in die Meisterrunde der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar geführt. Das ist zweifellos eine top Bilanz für den Trainer, der aufgrund seiner mitreißenden Coachingweise bei den Zuschauern ankommt und einen guten Draht zu den Spielern hat. Dass Glibo sich nun dafür entschied, den Verein trotz seiner guten Vorarbeit am Saisonende zu verlassen– womöglich noch mit dem Regionalligaaufstieg in der Tasche – nahmen in den Sozialen Medien einige Fans dem Trainer übel, ohne jedoch genau zu wissen, was hinter den Kulissen passiert war. Tatsächlich war es zu einer „Meinungsverschiedenheit“ über Vertragsmodalitäten gekommen, die zunächst harmlos schien, sich aber dann zu einem Streitpunkt entwickelte, an deren Ende Glibo seinen vorzeitigen Abschied zum Saisonende ankündigte.
Enttäuschende Ausbeute aus den Nachholpartien
Immerhin erklärte dies aber, warum die Mannschaft so schwerfällig ins neue Jahr gestartet war. Offen- sichtlich hatten sich die internen Querelen auf das Team ausgewirkt, das sich im Vorjahr noch mit 59 Toren in 18 Spielen leichtfüßig und unbekümmert an die Tabellenspitze in der Südgruppe geschossen hatte. Nun galt es, in vier Nachholspielen einen möglichst großen Vorsprung gegenüber dem Spitzenreiter der Nordgruppe, Eintracht Trier, herauszuspielen. Aber nur fünf Punkte aus den vier Spielen ließen den Vorsprung merklich schrumpfen. Was sich schon bei den Punkteteilungen bei der TSG Pfeddersheim (0:0) und in Jägersburg (1:1) angedeutet hatte, setzte sich auch in den beiden folgenden Heimspielen fort. Zwar gab es zuhause gegen den FV Diefflen einen wichtigen 3:1-Sieg, der aber erst in der letzten Viertelstunde zustande kam, als zwei Mal Luis Kiefer (73./90.) und der eingewechselte Daniel Kasper (84.) die glückliche Gästeführung (51.) noch drehten. Auch wenn der Sieg aufgrund der Vielzahl an Chancen verdient war, fiel trotzdem auf, dass die Aktionen des VfR erst nach dem Gegentreffer zwingender wurden, ehe man den FV Diefflen in einer hektischen Schlussphase geradezu überrannt hat. Trotzdem nährte das Spiel die Hoffnung, dass der erste Dreier im neuen Jahr genügend Selbstvertrauen für das letzte Spiel der Südgruppe, vier Tage später gegen den FV Dudenhofen, geben würde.
Tatsächlich übernahmen die Wormser nach einer starken Anfangsviertelstunde der Gäste zunehmend das Zepter und schossen durch Marx (21.) und Darkaoui (31.) eine scheinbar beruhigende 2:0-Führung heraus, die man in der Folge durch Chancen fast im Minutentakt noch weiter hätte ausbauen können. Aber wie so oft im Fußball, wenn eine Mannschaft „vergisst“, für die Vorentscheidung zu sorgen, kommt der Gegner durch ein Tor wieder zurück ins Spiel. In diesem Fall war es ein Ex-Wormate in Diensten des FV Dudenhofen, Steffen Straub, der in der letzten Minute der ersten Halbzeit den Anschlusstreffer erzielte und damit bei den Gästen neue Kräfte freisetzte. So verwunderte es nicht, dass der nun stärker werdende FV Dudenhofen durch Neuner (61.) und einen Handelfmeter von Scharfenberger (71.) in der zweiten Hälfte die Partie noch drehte. Verwunderlich war nur, dass der VfR danach nur noch wenig zuzusetzen hatte und kaum noch zwingende Chancen herausspielte. Ebenso verwundert war der Wormser Anhang über die Schiedsrichteransetzung dieser Partie, die von Jan-Hagen Engel aus Gonzerath geleitet wurde, der sich in den Sozialen Medien als Anhänger von Eintracht Trier präsentiert. Dass der „Unparteiische“ mit zwei engen Entscheidungen, vor dem Ausgleich der Gäste und bei dem letztendlich entscheidenden Handelfmeter, maßgeblich Einfluss auf den Ausgang des Spiels nahm, war doppelt bitter. Mit einer optimalen Punkteausbeute in den vier Nachholpartien hätte die Wormatia mit einem Vorsprung von acht Punkten vor Eintracht Trier in die Meisterschaftsrunde einziehen können. Das wäre fast schon eine kleine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft gewesen. So waren es vor dem ersten Spieltag der Meisterschaftsrunde gerade mal noch ein Punkt und das um drei Tore bessere Torverhältnis, das den VfR auf Platz eins vor Eintracht Trier schob.
Das Dilemma der Vereinsführung
Im Anschluss an die Heimniederlage gegen den FV Dudenhofen und vor dem Start der Meisterrunde gab der Verein den schon länger feststehenden Abschied des Trainers zum Saisonende bekannt. Man kann sicherlich über den Zeitpunkt der Bekanntgabe diskutieren, aber gleichzeitig auch die Gegenfrage stellen, wann denn der beste Zeitpunkt gewesen wäre? Zweifelsohne ist der Abschied Glibos bedauerlich, zumal bei einem eventuellen Aufstieg ein neuer Trainer ein regionalligataugliches Team formen müsste. Vor dem Hintergrund, dass nicht wenige Spieler der aktuellen Mannschaft aus dem Netzwerk von Kristjan Glibo stammen, ist das sicherlich keine einfache Auf- gabe. Gleichzeitig hat die Nachricht von dem vorzeitigen Abschied des Trainers die sportliche Leitung in ein Dilemma gestürzt, gab es doch fortan nur zwei Optionen. Entweder man trennt sich, wie von manchen Fans gefordert, noch vor Beginn der Meisterschaftsrunde von Glibo und überlässt den Aufstiegskampf einem neuen Coach, der die Mannschaft auch im nächsten Jahr betreut. Ganz davon abgesehen, dass ein Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt die Mannschaft noch viel mehr verunsichern würde, wäre der Neue bei einem Misserfolg allerdings schneller verbrannt, als er da war. Oder man hält bis zum Saisonende an Glibo fest und lässt den Trainer die Runde ordentlich zu Ende absolvieren. Auch für diese Variante gilt: Bei Nichtaufstieg wird es Kritik geben, warum man so lange an einem Trainer festgehalten hat, der sowieso bereits seinen Abschied verkündet hat. Wer aber die Arbeit von Kristjan Glibo in den letzten drei Jahren verfolgt hat, wird keinerlei Zweifel daran haben, dass der Trainer bis zum Ende der Saison alles geben wird.
Der Start in die Meisterrunde
Dass zwar spielerisch noch nicht alles rundläuft, aber die Moral der Mannschaft intakt ist, zeigte der Start in die Meisterrunde der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar mit zwei Auswärtssiegen. Am 1. Spieltag legte Eintracht Trier vor mit einem 2:0-Heimsieg gegen den FV Dudenhofen, gegen den der VfR zwei Wochen zuvor nach einer 2:0-Führung noch 2:3 verloren hatte. Um die Tabellenführung zu behalten, musste die Wormatia bei der TuS Koblenz nachlegen und tat sich, wie so oft in der Vergangenheit im Stadion Oberwerth, lange Zeit sehr schwer, ehe der Last-Minute-2:1-Auswärtssieg unter Dach und Fach war. Nachdem der VfR in der ersten Halbzeit mal wie- der das Toreschießen versäumt hatte und sich auch nach der Pause im Auslassen bester Chancen überbot, gingen die Koblenzer eine Viertelstunde vor Schluss überraschend in Führung. Dass die Wormatia in der Schlussphase nicht nur den Ausgleich durch den eingewechselten Aleksandar Biedermann (85.) markierte, sondern auch danach noch nach vor- ne spielte, wurde in der Schlussminute durch Luis Kiefer (90.) belohnt. Keine Frage, der 2:1-Sieg in Koblenz war ein Sieg des Willens und hochverdient, spielerisch überzeugend war aber auch dieser Dreier nicht. Am 2. Spieltag legte erneut Eintracht Trier vor und kam bei Arminia Ludwigshafen nicht über ein 1:1 hinaus. Das bot der Wormatia die große Chance, den Vorsprung gegenüber Trier mit einem Sieg beim SV Alemannia Waldalgesheim auszubauen.
In der jüngsten Vergangenheit war der VfR bereits zwei Mal im Verbandspokal in Waldalgesheim ausgeschieden und gewann im Pokalfinale 2018 erst in der Verlängerung mit 3:1 gegen die klassentiefere Alemannia, weshalb man durchaus von einem Angstgegner sprechen kann. Am Ende von nervenaufreibenden 95 Mi- nuten stand ein weiterer 2:1-Auswärtssieg durch die Tore von Noel Eichinger (35./Foulelfmeter) und Jannik Marx (50.). Erneut konnte der VfR ein Spiel drehen, nachdem die Alemannia bereits nach drei Minuten durch Schmitt in Führung gegangen war. Auch in der Folge sorgten haarsträubende Fehler im Abwehr- verhalten der Wormser immer wieder für gefährliche Situationen, wobei die Gastgeber alleine drei Mal Pfosten oder Latte trafen, während die Wormatia zwei Mal nur das Gebälk anvisierte. So entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der bis zum Schluss hochspannend blieb, weil die Wormatia die sich bietenden Konterchancen mitunter kläglich vergab, während die Gastgeber bis zum Schlusspfiff auf den Ausgleich drängten. Am Ende bejubelten aber die knapp 120 mitgereisten Wormser Fans, die in der Schlussphase ein ums andere Mal den Atem anhielten, den Ausbau der Tabellenführung auf nunmehr drei Punkte vor Eintracht Trier.
Im April gleich vier Heimspiele
Der etwas merkwürdige Terminplan der Meisterrunde will es so, dass die Wormatia – nach zwei Auswärtspartien im März – nun im April von fünf Spielen gleich vier Heimspiele hat. Los geht es am 2.4. gegen den aktuellen Tabellenvierten FV Engers, der mit zwei Siegen (7:1 gg. Mechtersheim, 2:1 bei Hertha Wiesbach) optimal in die Meisterrunde gestartet ist und sicherlich ein unbequemer Gegner wird. Trotz- dem ist ein Sieg in dieser Partie Pflicht, denn am 10.4. geht es gegen den größten Konkurrenten Eintracht Trier. Es folgt ein Auswärtsspiel beim Achten FC Blau-Weiß Karbach, bevor der SV Gonsenheim und TuS Koblenz in diesem Monat noch ihre Visiten- karte in der EWR Arena abgeben. Auch wenn der Fokus vieler Anhänger auf dem Spitzenspiel gegen Eintracht Trier liegt, dürfte klar sein, dass es ab der Meisterrunde keine einfachen Spiele mehr gibt. In den nächsten zehn Partien muss sich die Wormatia Woche für Woche aufs Neue beweisen, um das große gemeinsame Ziel, den Aufstieg in die Regionalliga, zu erreichen.
Text: Frank Fischer Foto: Andreas Stumpf