Musik abseits gängiger Pfade
Während sich in den frühen Abendstunden eines sommerlich heißen August-Samstags bereits große Mengen von Menschen durch die Wasserturmstraße bewegten, um dort das einzige Wormser Straßenfest zu feiern, fand man hingegen in der Fabrik eine äußerst entspannte Atmosphäre vor. Menschen saßen in einzelnen Sitzgruppen zusammen, quatschten, tranken, qualmten und ließen ganz einfach die entspannte Situation auf sich wirken.
Derweil erklärte der Vorsitzende des Kulturvereins der Fabrik, Jojo Biehl, dass man sich dieses Jahr für das Sommerfest etwas Besonderes ausgedacht habe. Man wolle weg von den üblichen „Fabrik-Partys“, um etwas zu bieten, was es so üblicherweise nicht in Worms gibt. Tatsächlich versprachen die beiden Konzerte dies im Vorfeld auch. Los ging es mit Nils Brunkhorst , seines Zeichen ehemaliger Soap Star (ein Etikett, das man wohl schwer wieder losbekommt) bei „GZSZ“, „Verbotene Liebe“ oder „Sturm der Liebe“ und in letzter Zeit verstärkt Singer / Songwriter. In dieser Funktion ist er auch gleich seine eigene Band, was bei dem Publikum zunächst für einige Verwunderung sorgte. Ausgestattet mit einer akustischen Gitarre und einem umfangreichen Gerät zu seinen Füssen, hatte der Brunkhorst, wie er sich fortan nennen möchte, einen erstaunlich voluminösen Sound mitgebracht. Das Geheimnis ist das Fußpedal zu seinen Füssen, das nicht einfach ein Effektgerät ist, sondern ein Sampler, mit dem er verschiedene Geräusche aufnimmt, um diese als Loop in seine Songs einzuschleifen. Das ging von Handclaps über ein durch Schlagen auf die Gitarre simuliertes Schlagzeug, hin zu kurzen prägnanten Gitarrenriffs inklusiver sukzessiver Steigerung. Dass die Songs irgendwo zwischen Hymnenpop, schmachtenden Liebesschwüren oder gefälligen Upbeat Nummern hin und her pendelten, fiel nicht so schwer ins Gewicht. Was diesen singenden Schauspieler aus Grünstadt ausmacht, ist ein zutiefst sympathisches Auftreten, eine gute Stimme und vor allem die Inszenierung als Alleinunterhalter.
Nach solch luftiger Unterhaltung wurde es mit der Künstlerin Niobe deutlich schwerer. Ihre Musik irgendwie einzuordnen, zeigte sich als nicht einfach. Elektrosoul, TripHop, Techno, Singer Songwriter, Avantgarde – groß war die Palette, die sie auch an diesem Abend abdeckte.
Was auf CD auf geheimnisvolle Weise einen eigenen Kosmos entwickelt, wollte an diesem Abend aber nicht so recht funktionieren. Es schien, als würden DJ und Sängerin immer wieder aneinander vorbeimusizieren. Zuweilen entstand der Eindruck, dass sich das Duo immer noch beim Soundcheck befindet, doch ehe man sich versah, war das Experiment auch schon wieder beendet.??Fazit: Eine mutige musikalische Zusammenstellung, die die Fabrik an diesem Abend präsentierte. Ganz im Sinne dessen, was Jojo Biehl auch betonte, nämlich Musik abseits von gängigen Pfaden anzubieten. Man darf gespannt sein, was das Fabrikteam als nächstes aushecken wird.
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