Um dem Kultursommer im Zeichen von Corona noch etwas Gutes abzugewinnen, wurde Anfang Juli die Kampagne #summer in worms ins Leben gerufen. Doch dann meldete sich Stadtratsmitglied Christian Engelke (Bündnis 90/Die Grünen) und begann, Fragen zu stellen.

Es fing an mit einem Antrag der CDU-Stadtratsfraktion für die Stadtratssitzung am 20. Mai. In dem Antrag hieß es: „Wir beantragen, dass der Stadtrat beschließt, die Verwaltung und insbesondere die Tourist-Information, in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing, und der Wirtschaft sförderung schnellstens ein Konzept zu entwickeln, um das touristische Angebot unserer Stadt, der Stadtteile und des lokalen Umlands aktiv zu bewerben. Dabei sind auch die Angebote des Landes und der Rheinhessen-Touristik einzubinden. Schwerpunkt sollte dabei der Online-Auftritt in den digitalen Medien sein.“ Die Stadtverwaltung erklärte hierzu unserem Magazin gegenüber: „Zu diesem Zeitpunkt beschäftigten sich bereits die Kultur- und Veranstaltung GmbH, der Stadtmarketingverein Worms e.V. und die Tourist Information Worms, stellvertretend für die Wirtschaftsförderung, mit Maßnahmen, die das touristische, kulturelle und wirtschaftliche Angebot der Stadt in Corona-Zeiten wieder verstärkt in den Fokus des Interesses potentieller Kunden und Gäste rücken.“ Im Stadtrat informierte dann die zuständige Dezernentin Petra Graen (CDU) darüber, dass man bereits ein Onlineangebot hätte, das unter dem Namen www.worms-erleben.de montags darauf an den Start ging. Letztlich drehte sich die anschließende Diskussion um das liebe Geld. Beträge wurden genannt, mal waren es 20.000 Euro und mal fragte Klaus Karlin (CDU), ob 30.000 Euro reichen würden? Christian Engelke wollte verwundert wissen, ob es zuvor Absprachen gab und Frau Graen sprach darüber, dass man mit dem Geld gerne eine Mitarbeiterin halten möchte, deren Vertrag zeitnah auslaufe. Letztlich wurde dem Antrag mit breiter Mehrheit zugestimmt und das Thema schien erledigt.

Anfang Juli erfolgte schließlich eine Pressekonferenz, in der man eine Kampagne zur Stärkung des Tourismus vorstellte und die auf den Namen #summerinworms hört. Wie bereits in der Einladung zu lesen war, wurde die Kampagne unter Begleitung der Agentur müllermayerschulz entwickelt. Das wäre weiter nicht der Rede wert gewesen, wenn es da nicht das kleine Detail gäbe, dass einer der Agenturinhaber zufälligerweise auch im Stadtrat sitzt und zugleich Parteikollege der antragstellenden Partei ist. Christian Engelke stellte sich dementsprechend die Frage, ob hier wohl unsauber gehandelt wurde und veröffentlichte, vielleicht etwas überhastet, eine Pressemitteilung. Erst im Anschluss daran richtete er eine Anfrage an den Oberbürgermeister mit der Bitte um Aufklärung. Auch wir richteten eine Anfrage an die Stadt. Im Zentrum standen besonders die beiden Aspekte, wie viel gezahlt wurde und ob man dementsprechend eine Ausschreibung vorgenommen hat. Zwischenzeitlich ist klar, dass der Betrag unter der Ausschreibungsgrenze lag und somit „freihändig“ vergeben wurde. Das ist rechtens, dennoch fällt die Antwort der Stadt sehr vage aus. Insgesamt wurden in der oben beschriebenen Sitzung 30.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Auftragsvolumen für die Agentur bewege sich im niedrigen vierstelligen Euro-Bereich. Die Agentur sei beauftragt worden, die grafische Umsetzung der Kampagne in Form von Online Anzeigen, Videos, Fotostrecken etc. gegebenenfalls mit weiteren Dienstleistern für Social Media Plattformen zu übernehmen, da die Tourist Information dies nicht mit eigenen Ressourcen leisten könne. Für Mathias Englert (Bürgerforum Worms/FWG) ist das nicht genug Aufklärung: „Nach Ansicht der Wählergruppe müsse das Volumen der Beauftragung schon konkret benannt werden und wenn dies wegen der „Vertragsgeheimnisse“ nicht gehe, dann eben nicht öffentlich.“ Englert weiter: „In einer Zeit, in der Transparenz, Ehrlichkeit und das Vertrauen in die Politik so wichtig wie nie sind, sind dieses Vergabeverhalten sowie die sonderbare Beantwortung der Anfrage kontraproduktiv.“ Dr. Jürgen Neureuther (FDP) kritisiert ebenfalls die mangelnde Transparenz von Seiten der Stadt. Dass das Stadtratsmitglied Schulz wiederum einen Job angenommen hat, der auf einem Antrag aus seiner Partei fußt, möchte er hingegen nicht kritisieren. Wie man aus den Fluren des Rathauses hört, wurde der Auftrag mittlerweile an eine andere Agentur weitergegeben, die seit vielen Jahren mit der Stadt zusammenarbeitet. Am Ende wäre dann noch die Frage nach der von Petra Graen angesprochenen Mitarbeiterin. Diese, so wurde uns mitgeteilt, kann aufgrund des Stadtratsentscheids tatsächlich für die Tourist Information weiterarbeiten. Eben ein ganz normaler Summer in Worms.