1. November 2013
EWR Kesselhaus:

175 Stunden tanzen, um am Ende ein Preisgeld in Höhe von 1 Million Euro zu gewinnen. Was bewegt Menschen dazu, an so einem Wettbewerb teilzunehmen, sich an den Grenzen des psychisch und physisch Machbaren zu bewegen? Christian Mayer, Regisseur der Theatergruppe Domino, beleuchtete mit seinem Ensemble in der aktuellen Inszenierung „Final Dance“ genau diese Frage.

Das Setting bildete das EWR Kesselhaus, das als Fernsehstudio hergerichtet war, schließlich fand der oben beschriebene Wettbewerb im Rahmen einer TV-Show statt, bei der zehn Paare antraten, um das Preisgeld zu gewinnen. CHRISTIAN MAYER, um größtmögliche Authentizität bemüht, verpackte seine Inszenierung entsprechend in eine Multimedia-Show, bei der der Zuschauer nicht nur Beobachter dieses Stückes war, sondern gleichzeitig auch aktiv in das Geschehen involviert wurde, und durfte zum Beispiel als Jury aktiv den Wettbewerb mit beeinflussen. Natürlich interessiert bei einer zünftigen Casting-Show nicht nur das Geschehen vor der Kamera, denn gerade das Geschehen hinter den Kulissen, der Blick des Voyeurs ist es, der heutzutage untrennbar zu einem solchen Format gehört. Diese intimen Streitereien, Eifersüchteleien oder Intrigen wurden per Videoeinspieler auf einer Leinwand gezeigt und gaben der Inszenierung immer wieder eine dramatische Tiefe, die in den fraglos gut choreografierten Tanzszenen nicht immer vorhanden war. Diese wirkten oft zu lange, nahmen irritierenderweise Tempo aus dem Stück, obwohl gerade sie das Gegenteil bewirken sollten. Ähnliches galt für die etwas langwierige Einführung der Kandidaten, diese wurden in Casting-Show-üblichen Kurzfilmchen dem Publikum vorgestellt. Zwar glänzten die Filme einzeln mit Witz und Ideenreichtum, geballt präsentiert wirkte die Vorstellungsrunde jedoch arg zäh. Das schmälerte allerdings nicht die Leistung des durchweg großartigen Ensembles, dominiert durch den Mannheimer MICHAEL VALENTIN, der den aalglatten Moderator der Sendung zum Besten gab. Doch auch hinter den Kulissen wurde gute Arbeit geleistet. Basierend auf dem erfolgreichen Film „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ gelang dem Team eine zeitgemäße Interpretation der Geschichte, die ursprünglich im Amerika der 30er Jahre spielte, also während der damaligen Wirtschaftskrise. Mayer erweiterte das Spektrum um die Medienkritik, die sicherlich noch etwas ausgearbeiteter hätte sein können, verschaffte aber der Geschichte eine zusätzliche Ebene, mit der man immer wieder jonglierte. Als größtes Manko der Inszenierung erwies sich jedoch die sehr epische Inszenierung, die dem Zuschauer jede Menge Sitzfleisch abforderte. Doch vielleicht war dies Mayers subtiler Versuch, dem Zuschauer ein wenig die Strapazen eines solchen Marathons begreifbar zu machen. Nichtsdestotrotz muss man ihm und den anderen Beteiligten jede Menge Respekt für die Umsetzung dieses sehr anspruchsvollen Stoffes zollen.

FAZIT: Ambitionierte Theaterinszenierung, die mit tollen Darstellern und großartigen Ideen punkten konnte, aber auch unter einem stotternden Motor litt.