Ich hatte das Vergnügen, eine Weile für MTV zu arbeiten. Nicht gut bezahlt, aber eine der aufregendsten Stationen im Arbeitsleben. Sehr zeitintensiv – da war nix mit „Nine to five“. Es wurde von morgens bis abends geackert. Wenn dann die großen, internationalen Künstler zu Gast waren, ging es ohne zu meckern und ohne Murren nach der täglichen Arbeit im Office noch zum Konzert. Bis zum Ende der Show. Dann Backstage, zum Meet & Greet für Fans – und das konnte dauern. Am nächsten Tag ging es nahtlos weiter. Der Begriff Wochenende existierte nicht wirklich. Parallel studierte ich an der Hanseatischen Akademie für Marketing und Medien. Nach knapp einem Jahr ging bei mir gar nix mehr. Totale Erschöpfung, heute nennt man den Zustand Burnout. Nicht der einzige Job, der meinen Kollegen und mir viel abverlangte. Nach MTV und einer kaum merklichen Pause startete ich erst als Bookerin, dann als Agentin in diversen Modelagenturen durch. Ganze sechs Jahre habe ich mich durch die Welt- und Agenturgeschichte kommuniziert und dabei mit attraktiven Menschen und super fancy Kunden zu tun gehabt. Valentino, Cavalli, Versace – alles Buddies. Dazwischen Models entdeckt, aufgebaut und zu Besserverdienern gemacht. Sie im Flieger von Hamburg nach New York, Miami, Sydney, Tokio, London, Milano oder Kapstadt geschickt und selbst zu den Fashionshows vor Ort gewesen. Also wieder nix mit „Nine to five“ und ich saß erneut bis spät nachts am Desk oder hing fix und alle an Flughäfen, um endlich mal schlafen zu können. Ok, der Job hatte einen großen Vorteil. Er war wirklich gut bezahlt, aber an ein ausgeglichenes Leben oder Privatsphäre zu denken? No way, das lag weit entfernt. Es ging immer weiter auf der Überholspur, um im Leben etwas „Erwähnenswertes“ zu erreichen. All das, trotz regelmäßiger Erschöpfung, mit möglichst viel Spaß. Durchhalten und Gas geben. Viele meiner Freunde und Bekannte dachten damals, wie cool diese Aufgaben doch sind. Mitten im Glitzer und Glamour. Music, Fashion, VIPs. Dass viele meiner Kollegen damals so müde waren wie ich, davon hat man selten etwas gehört. Denn wer jammert, war so gut wie draußen. Durchhalten war angesagt, damit in der Vita die entsprechenden Stationen stehen und um weiter nach vorne zu kommen! The only way was up!

Irgendwann landete ich wieder bei der geliebten Musik und erfüllte mir mit zwei Geschäftspartnern einen Traum. Wir gründeten unser eigenes Plattenlabel. Ich habe dann das gemacht, was mir am meisten Spaß machte. Kooperationen geschaffen, denn ich hatte eine große Klappe und wollte gleichwertige Partner verbinden. Musik und Mode – das war die ideale Kombi! Habe zu Anfang wie oft meine Lieblingsfotografen aus der Modelzeit genervt, sie mögen bitte für kleines Geld professionelle Bilder „meiner“ Bands schießen. Mit Designern gedealt, um für unsere Musiker die coolsten und besten Bühnenoutfi ts zu bekommen. Im Gegenzug konnten sie sich mit dem Image der wilden Rock´n´Roll Szene schmücken. Alles und jeder sollte sich verbinden. Parallel begann ich wieder zu schreiben. Heute weiß ich: genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn dem Musicbizz ging es nach und nach immer schlechter. Plattenverkäufe waren mehr Wunschvorstellung als Realität. Dazu sackte die komplette Medienbranche zusammen. Eine Agentur nach der anderen musste dicht machen – pleite. Kaum eines der kleineren Unternehmen hielt sich über Wasser. Die Branche schrumpfte schonungslos. Unsere Regierung dachte schon damals nicht daran, ihren treuen, steuerzahlenden Bürgern zu helfen. Bis es den Banken an den Kragen ging, auf einmal wurden Unsummen verschleudert. Anderes Thema und totally crank! Dazwischen der ein oder andere Egotrip der Künstler im Label. Nee, das war nicht alles Gold was glänzte.

Ganz bestimmt nicht, aber ich habe meine Arbeit immer geliebt und ja, gelebt! Aus voller Überzeugung! Warum ich das erzähle? Weil ich glaube, dass zu viele von uns ihre Arbeit NICHT mögen, geschweige denn lieben. Weil ich glaube, das diese allgemeine Unzufriedenheit, miese Bezahlung und die ständigen Belastungen um uns herum überhandgenommen haben. Weil ich glaube, dass es zu viele unglückliche Menschen auf der Welt gibt, die sich nicht trauen, NEIN zu sagen und dann nicht den Mut haben, alles über den Haufen zu werfen, um etwas ganz anderes aus Ihrem Leben zu machen. Mich wundert die allgemeine Verdrossenheit nicht mehr. Es langweilt mich zu Tode, wenn Fußballspiele zu Highlights werden, die mit dem eigentlichen Leben NICHTS aber rein GAR NICHTS zu tun haben. Wenn Menschen durch die Medien derart manipuliert werden, und von den eigentlichen Problemen abgelenkt sind. Just say NO! Denn bei all der Arbeit, die uns regelrecht aufgezwungen wird, verlernen wir viel zu oft, unser eigenes Leben zu leben! Nehmt euch Zeit für eure Familien und Freunde. Geht auf Reisen. Seht euch andere Länder an und bleibt auch mal dort, wo es euch gerade gefällt. Auch wenn es erst mal unmöglich oder komplizierter erscheint, als es dann tatsächlich ist. Traut Euch! Es wird euer Bewusstsein erweitern zu sehen, wie Andere ihre Zeit verbringen. Bereichert euch mit neuen Sprachen und fremden Sitten. Geht an Stränden spazieren, schwimmt nackt im Meer, klettert auf Berge und lasst das Kind in euch raus! Denn das ist es, was uns wirklich glücklich macht… Unsere wertvolle Zeit muss genutzt und darf nicht verplempert werden! Von NIEMANDEM! Keiner unter uns ist frei von Fehlern und so manch Irrer verläuft sich auch schon mal in unserem Leben. Manche Menschen tun ganz besonders gut und manche auch mal ganz schön weh. Aber AUFGEBEN ist nicht drin!!! Niemals!!! Macht euch stark für eure Freiheit, Gerechtigkeit und auch mal für Ungehorsam! Besonders in Zeiten wie diesen, in denen wir bis zum Anschlag gescannt werden! Take your time, before a time takes you! Und Dankeschön, dass ihr euch Zeit für meine Zeilen nehmt 😉 …

sonnige Grüsse,
Eure Na, Eve!?