Endlich ist es wieder soweit! Die Lucie-Kölsch-Musikschule hat nach dem Wiederaufbau des Silberborner Hofs auf dem Valckenberg-Areal ein neues Zuhause gefunden. Gemeinsam mit Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst und dem Leiter der Musikschule, Wolfgang Neidhöfer, besuchte unser Redakteur die neue Schule.

Die Odyssee für die Städtische Musik- schule und ihre 1.200 Schüler begann im Frühling 2019, als nach einer Begehung der alten Stätte eklatante Mängel beim Brandschutz fest- gestellt wurden. Die kalkulierten Kosten überstiegen die finanziellen Möglichkeiten der Stadt, so- dass die Musikschule auf verschiedene Standorte verteilt wurde. Nun kommt endlich wieder zusammen, was zusammengehört. Möglich wurde das durch die enge Kooperation zwischen dem Wormser Unternehmen Timbra Group und der Rheinhessen Sparkasse, die gemeinsam das Valckenberg-Areal entwickeln, und der Stadt Worms. Sozusagen passgenau wurde das Gebäude auf den historischen Grundmauern des „Silberborner Hofs“ errichtet und ausgestattet. Das er- forderte wiederum eine enge Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz. „Vergangenheit trifft Zukunft“, kommentiert Timo Horst dementsprechend das fertige Gebäude. Für die Vergangenheit steht hier insbesondere die Fassade auf der Vorderseite des Gebäudes an der Valckenbergstraße, die auf das historische Erbe verweist. Mit Zukunft meint er wiederum die technische Ausstattung, die mit Wärmepumpe, Fußbodenheizung, energie- sparender LED-Beleuchtung und entsprechenden Lärmdämmungen auf dem neuesten Stand ist. 

Herzstück Multifunktionssaal

Insgesamt 20 Räume stehen der Musikschule zur Verfügung, wovon rund 15 für den Unterricht vorgesehen sind. Der findet bereits seit Beginn des Schuljahres wieder unter einem Dach statt. Die Instrumente in den einzelnen Räumen zeu- gen bei dem Rundgang dann auch von der Vielfältigkeit der Schule, die einst als Jugendmusik- schule begann und heute auch Erwachsenen die entsprechenden Töne beibringt. Herzstück des Gebäudes ist der Multifunktionssaal im Erdge- schoss, in dem nicht nur das erste Konzert der neuen Schule im September stattfand, denn er dient auch als Proberaum für das Orchester der Lucie-Kölsch-Musikschule. Neidhöfer berichtet, dass zudem auch Eltern-Kind-Angebote hier statt- finden sollen. Etwas, was in dem etwas kleineren Konzertraum am alten Standort nur eingeschränkt möglich war. Während dieser Raum auch der größte im gesamten Gebäude ist, haben alle gemein- sam, dass die Akustik ebenfalls den höchsten Ansprüchen gerecht wird. Diese wurde eigens von einem Bauphysiker berechnet. Tonreflektierende Deckenplatten sorgen so für eine passende Akustik. Im Laufe der Zeit sollen auch noch Akustikvorhänge hinzukommen.

Blick aus dem Fenster des Dachgeschosses. Foto Dennis Dirigo

Trommeln über den Dächern

Die kraftvollsten Instrumente, wenn sie nicht gera- de bei der Orchesterprobe den Takt vorgeben, findet man im obersten Stockwerk. Lärmgeschützt durch eine 120 Kilo schwere Tür, können sich Schlagzeuger nach Herzenslust – sozusagen über den Dächern von Worms – die Seele aus dem Leib trommeln. Wobei Neidhöfer lächelnd anmerkt, dass trotz dieser außerordentlich dicken Tür immer noch ein wenig Schlagwerk durch die Flure hallt. Doch was wäre eine Musikschule, ohne dass Melodien, Rhythmen oder Takte durch das Haus wehen? Für den Musikschulleiter steht auf jeden Fall fest, dass der neue Ort in allen Belangen eine klare Verbesserung darstellt. Weniger klar ist in- des, wie es mit dem alten Standort in der Gewerbeschulstraße weitergeht. Auf Nachfrage erklärt Horst, dass derzeit ein Interessensbekundungsverfahren läuft. Kurz übersetzt, das denkmalgeschützte Gebäude steht zum Verkauf. Interessenten gibt es allerdings noch keine. Ob sich das ändert, scheint in Anbetracht der eigenwilligen Innenarchitektur, dem nicht ausreichenden Brandschutz und der denkmalgeschützten Bausubstanz fraglich.

Text: Dennis Dirigo, Fotos: Andreas Stumpf