Am 15. März 2005 erschien die erste Ausgabe von WO! – DAS Wormser Stadtmagazin. Warum es gerade ein Stadtmagazin sein sollte und was unsere Beweggründe im Jahr 2005 waren, erfahren Sie an dieser Stelle.
Wenn man es genau nimmt, war mein Weg zu einem eigenen Magazin bereits Mitte der 80er Jahre vorgegeben. Damals habe ich mit dem heutigen WO! Redakteur Dennis Dirigo und dem leider viel zu früh verstorbenen Joachim Knies nach Schulende an einem großen Tisch bei der Firma Elektro Knies gesessen, weil wir unser eigenes Magazin für unsere Schulklasse fertigstellten. Damals gab es noch kein Internet; wenn man Infos brauchte, musste man in einem Lexikon nachschlagen oder gleich direkt zur Bücherei gehen. Die Seiten unse- rer Schülerzeitung bestanden aus von uns selbst beschriebenen Seiten, die wir an die- sem neumodischen Kopierer der Firma Knies vervielfältigt und zu einem „Magazin“ zusammengeheftet haben. Bevor es aber in Sachen Pressearbeit richtig ernst werden konnte, galt es erstmal, etwas „Seriöses“ zu machen. Dennis lernte Speditionskaufmann und schulte später auf Erzieher um. Ich lernte Bankkaufmann und arbeitete in diesem Beruf zehn Jahre lang bei der Wormser Sparkasse, bevor es mich Ende der Neunziger mit meiner ersten Selbständigkeit in die Werbebranche zog. Multimediawerbung an
deutschen Flughäfen lief eine Zeitlang gut, bis 9/11 dieser Branche vorübergehend den Stecker zog. Anfang der Nullerjahre waren dann nach dem großen Goldrausch die meisten aus meiner Generation pleite. Jetzt konnte man endlich das machen, was man schon immer machen wollte, weil es „ohne Geld“ ohnehin egal war. Was meiner Mei- nung nach in Worms damals dringend ge- fehlt hatte, war ein wirklich unabhängiges Blatt, das in Konkurrenz zur etablierten Presse steht und dem nicht von einem mächtigen Medienkonzern im Hintergrund die Marschrichtung vorgegeben wird. Zu meiner Schulzeit hatte ich regelmäßig das Wormser Magazin „Voice“ gelesen, das ir- gendwann eingestellt wurde. Wie ich viel später erfuhr, aus finanziellen Gründen. Aber ich fand gut, dass man dort auch mal Konzertberichte aus der Fabrik oder der Funzel lesen konnte, die von der Tageszei- tung damals eher ignoriert wurden. Genau aus diesem Grund waren in den 70er Jahren Stadtmagazine als Teil der Alternativkultur entstanden, weil diese nicht unbedingt von der etablierten Tagespresse widergespie- gelt wurde. Von daher stand für mich fest:
Ein Blatt, das ohne Maulkorb agieren kann, könnte gerade einer Stadt wie Worms, die damals nun wahrlich nicht durch ihre politische Vielfalt ge- glänzt hat, bestimmt nicht schaden. Schließlich fand ich auch einen Verlag, bei dem ich mir von Mitte 2002 bis Ende 2004 das Rüstzeug als Chef- redakteur bei „W1 – Das Magazin für Worms“ holte und nun wusste, wie die Produktion eines Magazins vonstattengeht und was man dazu benötigt. Unterschiedliche Auffassungen über die künftige redaktionelle Ausrichtung führten Ende 2004 zur Trennung und da bekanntlich jedem Anfang ein Zauber innewohnt, bot das neue Baby, WO! – DAS Wormser Stadtmagazin, die Möglichkeit, ab 2005 noch einmal ganz neu zu starten und hier- bei möglichst die zuvor gemachten Fehler nicht zu wiederholen. Das gelang auch weitestgehend, dafür kamen andere, neue Fehler hinzu. Kein Fehler war es jedoch, sich von Anfang an mit einem klaren Profil von den bestehenden Publikationen abheben zu wollen.
AUF ZU NEUEN UFERN
Zusammen mit meinem damaligen Geschäftspartner Michael Koch machten wir uns Anfang Januar 2005 an das ehrgeizige Vorhaben, innerhalb von zweieinhalb Monaten einen Verlag zu gründen und ein eigenes Stadtma- gazin an den Start zu bringen. Von der Wormser Volksbank mit einem Dis- pokredit in Höhe von 5.000 Euro ausgestattet, wurden wir schon bald in Sachen Bürosuche im Wormser Gründerzentrum in Pfeddersheim fündig und durften uns in dem völlig überdimensionierten Loft-ähnlichen Raum eine Zeitlang wie die CEOs eines Start-Up-Unternehmens fühlen. Dabei waren die Voraussetzungen, ein weiteres Magazin in Worms zu etablieren, nicht unbedingt ideal. Im Jahr 2005, als unsere erste Ausgabe erschien, gab es in Worms deutlich mehr Publikationen als heute: Neben der Tages- zeitung (Wormser Zeitung) gab es zwei kostenlose Anzeigenblätter (Nibe- lungenkurier und Wormser Wochenblatt), zwei Stadtmagazine (W1 und WO!) sowie „Swom, das Wonnegauer Magazin“ für die Region Wonnegau. Aufgrund dieses Überangebotes auf dem Wormser Zeitschriftenmarkt war klar, dass wir als Letzte, die ins Rennen gingen, in erster Linie auffallen mussten. Aufgrund einiger unvergesslicher Titelbilder und unserer frechen Wormser Schnauze ist uns dies in den folgenden Jahren auch ganz gut gelungen. Kritisch sein, aber uns trotzdem unseren Sinn für Humor bewah- ren, das war von Anfang an die Devise. Wenn ich an die spannenden, aber auch etwas chaotischen Anfangsjahre denke, sehe ich in erster Linie junge Leute, die sich auch von ständigen Rückschlägen nicht von ihrer Mission abbringen lassen. Und auch wenn es abgedroschen klingen mag, aber hätte mir damals jemand gesagt, dass es uns 20 Jahre später immer noch gibt, wäre diese Person definitiv von mir ausgelacht worden. Jetzt sind wir immer noch da. BEREIT, DIE HERAUSFORDERUNGEN DER ZUKUNFT AN- ZUGEHEN!
Text: Frank Fischer