Diese bewegenden Worte sprach ausgerechnet jemand, den man sonst eher als Comedian kennt. Atze Schröder, dessen Vater selbst als Nazi für den Tod zahlreicher Menschen im Zweiten Weltkrieg verantwortlich war, meinte damit die Gräueltaten, die dem jüdischen Volk unter dem Nazi-Regime angetan wurden.

Am 27. Januar 2020 jährte sich die Befreiung von Ausschwitz zum 75. Mal. In dem größten deutschen Konzentrationslager starben über eine Million Juden, Polen, Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene. Insgesamt wurden in Deutschland zwischen 4 und 6 Millionen Menschen (überwiegend Juden) systematisch hingerichtet. In dem von Adolf Hitler angezettelten Zweiten Weltkrieg liegt die Anzahl der durch direkte Kriegseinwirkung Getöteten zwischen 60 und 65 Millionen. Die Schätzungen, die Verbrechen und Kriegsfolgen einbeziehen, reichen bis zu 80 Millionen. Auch die Stadt Worms wurde im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Am 21. Februar und am 18. März 1945, nur wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkrieges, machten zwei große Bombenangriffe die Stadt Worms dem Erdboden gleich. Es waren Vergeltungsschläge der Alliierten für das Leid, das das Nazi-Regime von Adolf Hitler über Europa gebracht hatte. In Worms starben an diesen beiden Tagen 380 Menschen, 8.000 Bürger wurden obdachlos. Geschichtsverdreher aus dem rechten Spektrum nutzen solche Gedenktage gerne dazu, um die Opferrolle einzunehmen, gelten doch die beiden Angriffe auf die Zivilbevölkerung auch heute noch als umstritten, da sie zu einem Zeitpunkt stattfanden, als der Krieg für die Deutschen de facto bereits verloren war. Man unterschlägt dabei gerne das Detail, dass es dem längst in seinem Führungsbunker verschanzten Adolf Hitler zu verdanken war, der – obwohl ihm die Aussichtslosigkeit seines Krieges längst klar sein musste – erst am 8. Mai 1945 kapitulierte und damit den Tod vieler unschuldiger Zivilisten in Deutschland billigend in Kauf nahm. Auch wenn die Kriegsgeneration langsam ausstirbt und die heutige Generation mit dem millionenfachen Völkermord der Nazis nichts zu tun hatte, ist es unsere Pflicht, immer wieder daran zu erinnern, was passiert, wenn man sich auf faschistische Rattenfänger einlässt. „Wir dürfen das nie vergessen!“

Wie man ausgerechnet in diesen Tagen, an denen man der unheilvollsten Zeit der deutschen Geschichte gedenkt, ein Bündnis mit einer rechtspopulistischen Partei eingehen kann, bleibt das traurige Geheimnis der Thüringer CDU und der FDP. Immerhin hat deren Tabubruch zu einer breiten Diskussion geführt, wie wichtig es ist, dass ausgerechnet Deutschland das demokratisch verlässliche Land bleibt, das es in den letzten 75 Jahren war. Jetzt müssen wir alle zeigen, wie wichtig uns die in dieser Zeit erworbenen demokratischen und freiheitlichen Rechte sind. Das gilt ganz besonders nach den feigen Morden von Hanau, bei denen zehn unschuldige Menschen grundlos hingerichtet wurden, weil sie die „falsche Nationalität“ hatten und zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Einen wachen Verstand beim Lesen der 171. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin

wünscht Ihnen
Frank Fischer | Chefredakteur