Worms will weiter! Mit diesem Slogan warb OB Kandidat Peter Englert 2018 für seinen Wahlkampf und aktuell tut das die FWG Bürgerforum. Aber wohin will sich die Stadt eigentlich weiter entwickeln? Geht es nach dem mehrheitlichen Willen des Stadtrats, entwickelt sich die Stadt in den nächsten Jahren verstärkt zur Touristenattraktion. Die Geschichte dazu ist vorhanden, wenn auch oftmals nicht mehr erkennbar. Hotels, um sich international zu vermarkten, sind hingegen nicht vorhanden. Und das soll sich ändern.

Ein erster Grundstein, diesen Mangel zu beheben, ist formal gelegt, denn am Ort des EWR Parkplatzes soll der langegehegte OB-Traum eines Hotels in unmittelbarer Nähe zum Wormser Tagungszentrum in Erfüllung gehen. Mit diesem Bau geht auch die Hoffnung einher, eine deutlich bessere Auslastung für das Tagungszentrum zu bekommen – und das heißt im Klartext, mehr Geld zu verdienen. Das ist etwas, was Worms bzw. die vermarktende Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft dringend gebrauchen kann. Das zu erreichen, heißt Opfer zu erbringen. In diesem konkreten Fall der Verlust von Parkplätzen, was in Worms ohnehin ein sensibles Thema ist. Nachdem klar ist, dass das Parkhaus am Dom vorerst weiterhin verwaist und die Zukunft der Tiefgarage am Ludwigsplatz ungewiss ist, wandelt sich öffentlicher Parkraum immer mehr zum raren Gut. Im Zuge des geplanten Ibis Styles Hotel bedeutet das, dass 30 Parkplätze in der Tiefgarage des Wormser Tagungszentrum wegfallen werden sowie der gesamte ebenerdige Parkplatz. In Worms geistert in diesem Zusammenhang immer wieder der Vorwurf durch die Stadt, dass keiner das Hotel bräuchte und vor allem möchte, zumal ja zwei weitere in der Planung seien. Ob diese jedoch tatsächlich kommen, wird die Zeit zeigen.

Ein neues Tourismuskonzept zeigt Chancen auf
Tatsache ist aber auch, dass eine Stadt Einnahmen braucht, um überlebensfähig zu sein. Die Gewerbeflächen sind rar und die Suche nach Firmen, die nicht viel Flächen benötigen, ist zeitintensiv, während eine Entwicklung hin zum Tourismus auf der Hand liegt. Bereits jetzt ist Worms jährlich das Ziel von hunderttausenden Touristen. Das kleine Manko daran: Zu Fuß hetzen diese in wenigen Stunden durch zwei Jahr tausende Stadtgeschichte, ehe sie – vom Busfahrer bestens versorgt mit Getränken – wieder die Reise nach Hause antreten. Geld verdient man aber erst, wenn die Menschen, die die Stadt sehen wollen, auch in selbiger übernachten. Um dies zu erreichen, hat man ein Tourismuskonzept in Auftrag gegeben, das Anfang April vorgestellt wurde. Nun könnte man sagen, Worms hat doch bereits genug Hotels und diese sind auch durchaus mit Sternen versehen. Der Teufel steckt aber bekanntlich im Detail. Zum einen besitzt ein Hotel, das einer Kette zugehörig ist, ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten, zum Anderen fehlt schlicht und ergreifend ein Hotel mit Klimaanlage. Ein Makel, der besonders klimaanlagenverwöhnte Touristen aus Übersee davon abhält, in Worms zu übernachten. Gerade durch den Zusammenschluss der Städte Mainz und Speyer zu den sogenannten SchUM-Städten und dem bevorstehenden Antrag, in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen zu werden, erhofft sich die Stadt einen zusätzlichen Schub ausländischer Touristen.

Hotel oder Rathaus II: ein erstmal vertagter Streit
Einen weiteren geeigneten Standort sieht die Wormser CDU in dem leerstehenden Gebäude des ehemaligen Gesundheitsamtes. Dort haben sie allerdings die Rechnung ohne die SPD gemacht, die bisher darauf beharrt, dass man einen Stadtratsbeschluss aus dem Jahre 2014 umsetzt. Dieser sieht vor, dass dort das sogenannte Rathaus II entsteht. Schnell schaukelte sich der Konflikt zum symbolträchtigen Kampf der beiden großen Stadtratsfraktionen hoch. Nachdem ein drittes Hotelprojekt konkreter wurde, nämlich im Rahmen des Wohnprojektes Gerbergasse, sah die SPD das ehrgeizige Projekt der CDU als gescheitert und lancierte die Meldung, dass die CDU das Gelände an einen Investor verkaufen wolle, der wiederum plane, dort Luxuswohnungen zu errichten. Das war zu viel für einen Oberbürgermeister, der sich langsam auf seinen Ruhestand vorbereitet. Kissel stellte im Stadtrat kurzerhand den Antrag, das weitere Vorgehen rund um das Andreasquartier bis nach der Kommunalwahl auszusetzen, was von den Fraktionen für gut befunden wurde. Bleibt noch das dritte Hotel. Auch hier soll ein Sternehotel entstehen. Daran soll sich auch nichts ändern, nachdem das Gelände aus den Händen des bisherigen Eigentümers Rhinopartners zu einer Bamberger Firma wechselte. Krakat Real Estate teilte mit, dass an der Stelle neben dem LBM weiterhin ein Hotel mit 130 Zimmern gebaut werden soll. Entwickelt wird das Hotelprojekt von dem Ingenieurbüro Dr. Gerlach und dem Osthofener Architekten Jörg Deibert. 2024 soll der Bau abgeschlossen sein. Der Investor erklärte, dass man eine Standortanalyse vorgenommen hätte, die Worms als zukunftsfähiger Hotelstandort ausweise. Das Ibis Styles wiederum soll im Luther Jahr 2021 eröffnet werden, denn bereits in diesem Jahr hofft man auf ordentliche Besucherzahlen.