Krisen als ständige Begleiter in der Adventszeit
Am 8. Dezember ist es mal wieder so weit, dann ertönen für ein paar Minuten in ganz Deutschland alle Warnsysteme oder alarmieren die Nutzer/innen auf den Smartphones. Natürlich gibt es für Katastrophenschutz nie den richtigen oder falschen Tag, dennoch muss man sich wundern, dass Bund und Länder sich ausgerechnet die Adventszeit für diese Erinnerung an potentielle Katastrophenfälle ausgesucht haben.
Andererseits könnte man sagen, dass die Adventszeit ohnehin in den vergangenen Jahren ihre besinnliche Unschuld verloren hat. Spätestens mit dem Anschlag von Anis Amri auf den Berliner Weihnachtsmarkt verwandelte sich auch der Weihnachtsmarkt in Worms zu einer kleinen Sicherheitshochburg. Blockierte man anfangs noch mit städtischen Fahrzeugen die Zufahrten, um eine Amokfahrt mit einem LKW zu verhindern, hat man zwischenzeitlich auf- gerüstet. Zunächst mit Betonsteinen in Lego Form, die notdürftig verpackt wurden, und mittlerweile mit professionellen Anti Terror Blockaden in zweifacher Ausfertigung. Einmal leicht und einmal schwer. Da man es mit dem Schutz der Bürger/innen sehr ernst nimmt, hat die Stadt gleich 20 von den schweren Barrieren und zudem den Sicherheitsarchitekten engagiert, der auch im Anschluss an das Attentat den Breitscheidplatz in Berlin sicherte. Als wäre das nicht schon genug gewesen, machte Corona zunächst einen Weihnachtsmarkt unmöglich und im vergangenen Jahr zum Weihnachtsspaß hinter Zäunen. Die Beschicker machten das Beste daraus, schmückten ihre Zäune oder nannten sich gleichmal Glühweingarten. Das mit dem ausgelassenen Beisammensein wollte sich allerdings – in Anbetracht von Impf-/Genesenen Nachweis oder negativem Corona Test als Einlassgenehmigung für den wärmenden Schluck Glühwein oder den herzhaften Biss in die Bratwurst – nur bedingt einstellen. Nun sind es gleich mehrere Krisen, die den Markt bei seiner Rückkehr in die vermeintliche Normalität begleiten. Die Kontrollen sind weg, dafür gab es in diesem Jahr erst einmal Diskussionen darüber, ob es überhaupt verantwortlich ist, einen energieintensiven Weihnachtsmarkt durchzuführen. Ja, beschied die Stadt und erklärte, dass man aber versuchen werde, an der Innenstadtbeleuchtung, insbesondere über den Straßen, zu sparen. Gesagt getan, und so finden sich seitdem zwei Kronen, die normalerweise über dem Wormser Straßenverkehr pendeln, funkelnd und leuchtend inmitten der Kämmererstraße.
„Wir müssen uns für Krisen besser wappnen“
Am 8. Dezember um 11 Uhr folgt schließlich die Erinnerung daran, dass auch andere Katastrophen als Amokfahrten und mögliche Blackouts drohen können. Wie wichtig das Funktionieren von Sirenen sein kann, zeigte das Versagen im Ahrtal, wo nicht alle Sirenen aktiviert wurden oder defekt waren. Um diese Schwachstellen zu eliminieren, wird seit vergangenem Jahr einmal im Jahr ein bundesweiter Warntag durchgeführt. Innenministerin Nancy Faeser erklärt hierzu: „Wir müssen uns für die Zukunft besser für Krisenlagen wie Wetterextreme, Waldbrände oder Hochwasser wappnen.“ Die Stadt zeigte sich im vergangenen Jahr zufrieden mit dem Ergebnis dieses Sirenentags, wie er übrigens bis in die 80er Jahre hinein normal war. Allerdings musste man auch Probleme einräumen. Alle 29 Sirenen werden zwar jährlich von einer Fachfirma gewartet, dennoch sorgte der Tag für Überraschungen. Neben einer ohnehin defekten Sirene hielten drei weitere während der Probewarnung der Belastung nicht stand und fielen aus. Eine weitere Sirene löste mit einer Zeitverzögerung von mehreren Minuten aus. Probleme gab es auch mit den Warn-Apps KATWARN und NINA. Durch eine Überlastung erreichte die Warnung nicht alle Nutzer. In Worms musste die Feuerwehr KATWARN sogar mit einer Zeitverzögerung von fast 15 Minuten händisch auslösen. Das soll in diesem Jahr anders werden und dafür hat man viel Geld in die Hand genommen. Insgesamt genehmigte der Stadtrat in diesem Sommer 343.000 Euro für ein digitales System, bestehend aus 22 Sirenen. Fünf dieser neuen Sirenen sollen auf Masten installiert werden, die auf öffentlichen Flächen stehen. Die anderen 17 Sirenen sollen auf Dächern installiert werden, aber nur auf jenen von öffentlichen Gebäuden. Das klingt ganz danach, als dass es an diesem Donnerstagvormittag im Advent für rund zehn Minuten sehr laut werden wird. Damit wir auch ganz genau wissen, wie wir uns im Katastrophenfall zu verhalten haben, werden zudem in der Adventszeit Broschüren in Worms per Postwurfsendung verteilt.
Weitere Informationen zu dem Warntag finden Sie in der offiziellen Pressemitteilung der Stadt Worms: https://wo-magazin.de/zweiter-bundesweiter-warntag-steht-an/
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf