In einer zunehmend eintönigen Filmlandschaft, zwischen prätentiösem Arthaus Kino und überbudgetiertem und oftmals sinnbefreitem Blockbuster Kino, kommt es nur noch selten vor, dass es einer prominent besetzten Studioproduktion zu überraschen gelingt. „The Menu“ von Spielfilmdebütant Mark Mylod ist ein solches Exemplar, auch wenn die Grundprämisse zunächst an unzählige Thriller oder Horrorfilme erinnert. Eine bunt zu- sammengewürfelte Gruppe folgt dem Ruf einer Einladung in ein abgelegenes Haus, das in diesem Film auf einer abgeschiedenen Insel liegt. Wer nun ruft, das war doch auch erst bei „Knives out 2: The Glass Onion“ der Fall, irrt nicht – doch da enden auch bereits die Ähnlichkeiten. Die Gruppe folgt der Einladung des Starkochs, oder Maitre, wie er nur angesprochen werden darf, Julian Slowik in dessen Gourmettempel. Dort erwartete die Gäste ein Acht-Gänge-Menü, zubereitet mit erlesenen Produkten und den neuesten Erkenntnissen der Molekularküche. So vielversprechend das Menu startet, nimmt der von Slowik akribisch geplante Abend allerdings schnell eine für die Gäste unerwartete Wendung, als ihnen ziemlich drastisch vor Augen geführt wird, dass niemand die Nacht überleben wird. Mehr zu verraten, würde hier den Spaß verderben, doch der bleibt einem ohnehin womöglich im Halse stecken. Im steten Wechsel zwischen überdrehter Satire und Elementen des Horrorkinos ist der Film eine überraschend unterhaltsame und spannende Aufarbeitung des Verhältnisses zwischen Kunstbetrachter und Kunstschaffenden. Ralph Fiennes, der im Übrigen als Slowik ein groß- artiges Spiel kredenzt, steht dabei stellvertretend für den Künstler, dessen Werk längst nur noch konsumiert wird und auf einen Status reduziert wird. Gut, dass hierbei der Zuschauer gemütlich auf der Couch sitzen kann, während Slowiks Gäste auf den abschließenden achten Gang vorbereitet werden.

FAZIT: Mylod erzählt seine Geschichte erstaunlich konsequent und vor allem unberechenbar. Neben dem subtil agierenden Fiennes vermag zu- dem Anya-Taylor Joy („Damengambit“) mit ihrem einnehmend sympathischen Spiel zu begeistern.

THE MENU / USA 2022

REGIE: Mark Mylod

DARSTELLER: Anya-Taylor Joy, Ralph Fiennes, Nicholas Hoult, John Leguizamo

LAUFZEIT: 108 min

FSK ab 16 Jahren

Bewertung: sehenswert

Gesehen und bewertet von Dennis Dirigo