Soziologen berichten, dass der private Haushalt im 19. Jahrhundert im Durchschnitt etwa 250 Artikel hatte. Hingegen habe ein Haushalt heute rund 10.000 Teile. Man höre und staune: hier hat sich etwas um das 40-fache (!) vergrößert. Sogleich drängt sich mir dabei die Frage auf, ob wir damit auch vierzigmal so glücklich und zufrieden sind? Antwort: natürlich nicht. Damit haben wir gleich ein Beispiel für die Stimmigkeit des obigen Titels. Auch eine häufige Redewendung „weniger ist (oder war) mehr“, unterstützt unsere These.
Mehr noch als die Dinge und Gerätschaften daheim, kann die maßlose und letztlich sinnlose Anhäufung von Geld und Sachen zu reinem Verdruss führen. Zwar ist eine gewisse Menge von „Moneten“ und nützlichen Dingen schlecht zu entbehren. Doch jenseits dessen sind wir oft fern vom „rechten Maß“. Zwar kann man leicht behaupten: zu viel ist besser als zu wenig. – Menschen der Frühzeit haben bestimmt schon so gedacht. Denn wer die meisten Vorräte besaß, konnte am besten und längsten überleben. Das steckt heute noch in uns, wenn auch völlig unbewusst. Für den Alltag des einfachen Menschen sind solche Gedanken überflüssig, von keinem Nutzen.
Von größerem Nutzen aber wäre, wenn man öfter seinen „Betrieb“, sowie sein altes „Gelumpe“ auf dem Speicher und im Keller kritisch kontrollierte nach Überflüssigem. Die nachfolgende Entsorgungsaktion führt meistens zu einem erfreulichen „Befreiungserlebnis“. Der etwas Gründlichere könnte obendrein noch zu einem Umdenken gelangen. Nämlich, dass weniger tatsächlich oft mehr ist. Schon die Kleinsten der Kleinen scheinen den Hang zum Sammeln und Horten zu haben: Sie heben z.T. ihren „Stuhl“ gerne auf und spielen damit. Der große Sigmund Freud nennt daher Sammeln auch den „Analtrieb“. Man merke wohl!
Soeben war wieder vom „Minimalismus“ zu hören. Darunter ist zu verstehen, dass man unter der Menge unnützen Zeugs doch ziemlich zu leiden hat. Und man hat es nicht, sondern es hat einen. Auch die vielen unnötigen Teile belasten uns vielfältig. Sie brauchen Platz und Zeit und bereiten sinnlose Mehrkosten. Je nach dem braucht der Kram Schränke, Kommoden, Kisten und Kasten oder auch Regale. Für all den unnötigen Krempel wird obendrein (unnötiger) Raum benötigt. Dieser bereitet wieder Kosten an Miete, Heizung, Pflege und Saubermachen. Der heute verbreitete Überfluss rührt zum großen Teil vom Renommee- und Prestigebedürfnis und weist damit auch auf Unnützlichkeit hin.
Einen anderen Übelstand haben wir noch kaum erwähnt. Es ist der Überdruss, der uns in mancher Hinsicht, seelisch und sachlich belastet. Irgendwie sind wir eingeengt, sowohl räumlich, als auch grundsätzlich. Als Verwalter und auch Knecht von unserem Hab und Gut, haben wir weniger Raum und Zeit zu einem echten oder besseren Leben. Hierzu schrieb ich seinerzeit vom „Leben-Lernen“. Wir leben nun im Zeitalter des „Materialismus“. Das ist (sehr) bezeichnend! Von Menschen und kulturellem Fortschritt ist nicht mehr die Rede. Schlimmer noch: Menschenferne Begriffe und Ziele hört man im Übermaß. Aus Kürzegründen sei nur auf die Vokabeln „Produktivität“ und „Exportweltmeister“ hingewiesen. Auch Donald Trump darf typischerweise nicht unerwähnt bleiben. Dieser „Politclown“ und Totalignorant verspricht das Paradies auf Erden, ist aber fähig und bereit, den Weltkrieg Nr. 3 zu starten.
Ich wünsche nunmehr allen meinen Lesern (m/w) viel Glück und das rechte Maß auf allen Wegen.
Ihr „Obernachdenker“
Heinz Dierdorf.
Als Betthupferl noch die gewohnte „Spaßkiste“: Frage:
Was ist flüssiger als Wasser?
Antwort: Es ist die Schwiegermutter.
Sie ist überflüssig!