Noch wenige Wochen, dann endet ein Stück Wormser Innenstadtgeschichte, wenn die Türen des Kaufhofs endgültig geschlossen bleiben. Aber wie geht es danach weiter? Wird zunächst aus dem mächtigen Gebäude, das seit 1965 an diesem Ort steht, eine Bauruine, die den Wandel der Zeit symbolisiert? Es war eine Nachricht wie ein Paukenschlag, als am 19. Juni nach bangen Wochen feststand, dass das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof zahlreiche Filialen unwiderruflich schließen wird, darunter auch die traditionsreiche Filiale in Worms. Das war nicht nur ein Schock für die Wormser Innenstadt und die Kaufhof Mitarbeiter, sondern auch für die Politik, die alsbald in hektische Betriebsamkeit ausbrach. Ziel sollte sein, einen Leerstand zu vermeiden, da ein leerstehendes Gebäude dieser Größenordnung sicherlich nicht zur Attraktivität der ohnehin mit Problemen belasteten Fußgängerzone beiträgt. Ideen, wie das große Gebäude wieder mit Leben gefüllt werden kann, gab es zuhauf. Das Problem hierbei, nur die wenigsten schienen auch realistisch zu sein. Bereits in einer sehr frühen Phase liebäugelte die Wormser SPD damit, dass man die Verwaltungsund Lagerräume für die Stadtverwaltung nutzen könnte, da bekanntermaßen die Raumkapazitäten der Stadt nahezu erschöpft sind. Klingt durchaus logisch, wird aber der Innenstadtentwicklung wenig nutzen.
In den folgenden Wochen wurden weitere Ideen entwickelt, wie der sogenannte „Dritte Ort“, einer öffentlichen Begegnungsstätte für Jung und Alt, oder auch die Verlegung der Volkshochschule in das Gebäude. Aufmerksame Beobachter ahnten bereits, dass diese Varianten eher Fantasieschlösser waren als realistische Vorschläge, da es schlicht und ergreifend für eine hochverschuldete Stadt nicht möglich ist, ein derart großes Gebäude anzumieten, ohne eine solide Gegenfinanzierung zu haben. Im Gespräch mit WO! erklärt Oberbürgermeister Adolf Kessel solchen Gedankenspielen eine klare Absage. Realistisch hält er allerdings den Einzug der Bauverwaltung in die Verwaltungsräume des Kaufhofgebäudes. Schon länger plant die Stadt eine Zusammenlegung der Bauverwaltung und des Gebäudebewirtschaftungsbetriebs (GBB), nur mangelte es bisher an Räumlichkeiten. Das könnte sich nun ändern. Kessel berichtet hierzu, dass ein vernünftiges Mietangebot vorliege. Was passiert aber mit den Warenflächen? Gemeinsam mit den Immobilienbesitzern, der Firma ehret + klein, trafen sich in den ersten Septemberwochen verschiedene Akteure. Das Ergebnis der Treffen fällt allerdings nicht sonderlich spektakulär aus. In einer Pressemitteilung heißt es, dass im Erdgeschoss bisher drei Varianten für eine mittel- und langfristige Nutzung denkbar seien. Die erste Möglichkeit sieht einen Einzelhändler auf der kompletten Fläche im Erdgeschoss vor. Ebenfalls möglich sei ein kleinerer Einzelhändler in Kombination mit mehreren kleinflächigeren Gewerbeeinheiten. Als dritte Option könnten viele Einzelhändler nebeneinander funktionieren, die sich im besten Fall ergänzen. Das klingt nach all den Workshops doch eher ernüchternd. In Anbetracht der leerstehenden Immobilien in der Fußgängerzone dürfte sich die Suche nach attraktiven Mietern nicht einfach gestalten. Insofern dürfte es wahrscheinlich sein, dass ab dem 1. November eine weitere Bauruine das Stadtbild prägt.