Es ist ein Bedürfnis, das alle Menschen eint – egal ob reich, arm, gesund oder eingeschränkt: Der Gang zur Toilette. Und weil das so ein notwendiges Anliegen ist, sollte es in öffentlichen Einrichtungen zur Normalität gehören, dass Toiletten für Jedermann vorhanden sind. 2021 dürfte in dieser Hinsicht ein gutes Jahr geben.

Obwohl der Stadtrat bereits 2015 einstimmig für die Umsetzung des Aktionsplans der UN-Behindertenrechtskonvention in der Nibelungenstadt stimmte, schien sich niemand für das Toilettenproblem im Wormser Rathaus zu interessieren – bis auf Wolfgang Schall, den Behindertenbeauftragten der Stadt. Dieser machte bereits 2016 auf diesen Lapsus aufmerksam, denn dieser Missstand führte dazu, dass der städteeigene Behindertenbeirat seine Sitzungen nicht im Rathaus abhalten und die Stadt keine Menschen einstellen kann, die auf eine behindertengerechte Toilette angewiesen sind. Dieser Fehler soll nun endlich korrigiert werden. Anfang des Jahres erklärte Oberbürgermeister Kessel, dass er sich persönlich des Problems annehmen werde und sorgte dafür, dass im Haushalt ein entsprechender Betrag eingestellt wurde. Die Monate vergingen und es wurde wieder ruhiger. Doch nun nimmt die Sache Fahrt auf. Im September präsentierte Kessel Wolfgang Schall zwei Pläne, die zwar nicht der grundsätzlichen Norm entsprächen, aber behindertengerecht waren. Als nächster Schritt erfolgen Gespräche mit der Unteren Denkmalschutzbehörde, da das Rathaus denkmalgeschützt ist. Adolf Kessel sieht dahingehend aber kein Problem, sodass er davon ausgeht, dass der Baustart im Erdgeschoss noch Ende des Jahres erfolgen könnte.

Gute Nachrichten gibt es auch für Bus- und Bahnfahrer. Nachdem im Sommer die barrierefreie Bahnhofstoilette gleich zwei Mal zum Ziel von Verwüstungen wurde, beschloss die Stadt Worms, diese nicht mehr herzurichten. Anfragen an die Bahn endeten mit der Aussage, dass diese sich nicht zuständig fühle, da sie ihrer Toilettenpflicht bereits in den Zügen nachkäme. Für Wormser Busnutzer und Bahnreisende, die auf ihren Zug warten, waren das düstere Aussichten. Der Seniorenbeirat und der Behindertenbeirat wiesen umgehend darauf hin, dass das vor allem für die Gruppen, die sie vertreten, ein unhaltbarer Zustand sei. Im Stadtvorstand, in dem neben dem Oberbürgermeister alle übrigen Dezernenten vertreten sind, sprach man über die Zukunft des stillen Örtchens und kam schließlich zum einmütigen Ergebnis, dass gerade für eine Stadt dieser Größenordnung und vor dem Hintergrund eines funktionierenden ÖPNV eine intakte und barrierefreie Toilettenanlage im Bahnhofsgebäude, das als Entree zur City eine besondere Bedeutung habe, unverzichtbar sei. Über den Termin der Wiedereröffnung kann derzeit noch keine Auskunft gegeben werden. Sobald die Vergabe der einzelnen Gewerke erfolgt sei, soll es mit den Arbeiten losgehen. Kessel hofft dementsprechend auf eine Wiedereröffnung Anfang nächsten Jahres.. Ebenso ist noch unklar, wie man die Öffnungszeiten zukünftig anlegen wird. Klar ist wiederum, dass Reinigung und Schließdienst extern vergeben werden und die Stadt einen Nutzungsvertrag mit der Bahn schließen muss, da sich die Toilette auf Bahngelände befindet.