Das Stück von Matthias van den Höfel wird im Rahmen der einmaligen Veranstaltungsreihe „Das Herbstprogramm“ der Nibelungen-Festspiele am 1. und 2. November im Wormser Theater aufgeführt. Eine Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim.
Bei den Nibelungen-Festspielen wird es im diesjährigen „Herbstprogramm“ eine Uraufführung geben. Die Proben für „Wind von Norden“, dem Gewinnerstück des Autorenwettbewerbs 2019 von Matthias van den Höfel, haben am Montag begonnen. Inszenieren wird Till Ertener, ein junger Regisseur aus Köln und ehemaliger Regieassistent des Schauspiel Kölns, wo er Regisseurinnen und Regisseuren wie Frank Castorf, Nuran David Calis und Lilja Rupprecht assistierte und mit seinem Regiedebüt „Ich rufe meine Brüder“ auf sich aufmerksam machte. Es spielen aus dem Ensemble des Nationaltheaters Mannheim und des Schauspiels Köln: Ragna Pitoll, Annemarie Brüntjen, Eddie Irle und Elias Reichert. Die Uraufführung entsteht in Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim.
Vom 31. Oktober bis zum 2. November präsentieren die Nibelungen-Festspiele im Wormser die einmalige Veranstaltungsreihe „Das Herbstprogramm“, die aufgrund der Absage der Nibelungen-Festspiele vor dem Wormser Dom im Herbst konzipiert wurde. Am 1. und 2. November wird im Wormser Theater in diesem Rahmen „Wind von Norden aufgeführt.
Zum Stück
„Die Unruhe tastet sich nach Rom“, heißt es in „Wind von Norden“. In Rom hat Hagen Unterschlupf gefunden, nachdem er vor dem Gemetzel bei Hunnenkönig Etzel und der Rache Kriemhilds geflohen war. Doch schon bald steht die Königin begleitet von einem Hunnenheer vor den Toren der Stadt. Ein Stück zwischen Liebe und Vergeltung und der großen Frage, für was es sich zu leben und zu sterben lohnt.
Autor Matthias van den Höfel: „Meine Idee entstand eigentlich aus einer Irritation: Ich habe das Verhalten Hagens im Nibelungenlied oft sehr gut nachvollziehen können, war nur immer wieder befremdet von seinem seltsam ambivalenten Heroismus. Ich dachte mir: Eigentlich lässt sich alles, was er tut, auch ohne diesen Heroismus erklären. Das ging bis zu dem Punkt, an dem die Burgunden auf dem Weg zu Etzels Hof waren. Da konnte ich nicht mehr nachvollziehen, warum Hagen mitgeht, obwohl alles dafür spricht, dass er mit vielen anderen in den sicheren Tod zieht. Da habe ich dann angesetzt und mich gefragt: Wie würde sich mein ,heroismusbefreiter` Hagen in so einer Situation verhalten?“
Regisseur Till Ertener: „An dem Stück interessiert mich insbesondere der neue Ansatz der Hagen-Figur, die hier in eine Welt taucht, in der man sie so noch nicht gesehen hat. Auch die Stadt Rom als Ort der Handlung ist ein spannender neuer Zugang an die Nibelungensage, die in diesem Stück eine erfrischende Abzweigung von der herkömmlichen Geschichte nimmt. Wir wollen natürlich noch nicht zu viel verraten, aber die Zuschauer können sich auf einen Nibelungen-Abend in Rom mit viel Musik und einer ganz neuen Seite Hagens freuen.“
In Zeiten der Corona-Pandemie werden die Proben bis zur Premiere am 1. November unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen durchgeführt.
Petra Simon, künstlerische und technische Betriebsdirektorin: „Die Proben von „Wind von Norden“ finden unter Einhaltung der besonderen Regelungen statt, die uns die Pandemie auferlegt. Das stellt uns vor neue Herausforderungen. Aber wir sind gut vorbereitet und unser Publikum kann eine hochkarätige Premiere erwarten. Es ist uns wichtig, ein Zeichen zu setzen und zu unterstreichen, dass Kunst und Kultur in diesen Zeiten auch im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe stattfinden müssen.“
Autorenwettbewerb der Nibelungen-Festspiele
Der Autorenwettbewerb wird alle zwei Jahre von den Nibelungen-Festspielen ausgerufen und findet bereits zum dritten Mal statt. „Wind von Norden“ überzeugte im vergangenen Sommer die Jury des Autorenwettbewerbs und feiert nun als Gewinnerbeitrag seine Uraufführung.
Schirmherr des Autorenwettbewerbs Feridun Zaimoglu: „Im Stück „Wind von Norden“ wird die Geschichte der Nibelungen nicht nur festgeschrieben, sie wird auch fortgeschrieben. Im Sinne und Geiste der Nibelungen wird die Erzählung erweitert. Man hat nicht das Gefühl, das Original zu verlassen, sondern aus vielen Geschichten, die in den Nibelungen zu finden sind, eine Geschichte wieder zu entdecken. Mir geht es um das Erzählerische und die Wortgewalt und darum, eine sklavische Originaltreue zu überwinden.“
Die Aufführungen entstehen in enger Zusammenarbeit mit dem Nationaltheater Mannheim.
Christian Holtzhauer, Intendant Schauspiel Nationaltheater Mannheim: „Ich freue mich sehr auf und über diese Kooperation. Das Nationaltheater Mannheim legt schon aufgrund seiner Geschichte besonderen Wert auf die Förderung junger Autor*innen. Zum anderen finde ich es gerade in der gegenwärtigen Situation, in der alle Kulturinstitutionen vor gewaltigen Herausforderungen stehen, wichtig, enger zusammenzurücken, Kräfte zu bündeln und gemeinsame Sache zu machen.“
Die Uraufführung wurde zudem mit Unterstützung des Freundes- und Förderkreises der Nibelungen-Festspiele e.V. ermöglicht.
Service
„Wind von Norden“ wird an zwei Abenden zu sehen sein. Aufführungen am 1. und 2. November 2020, je 18 Uhr, im Wormser Theater, Karten 29,- Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse. Tickets für die Veranstaltungen können über die Hotline 01805 – 33 71 71 (0,14 Euro/Minute aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk maximal 0,42 Euro/Minute) oder über www.nibelungenfestspiele.de bestellt werden.
Foto (Claudia Kraus): Regisseur Till Ertener (rechts) kam zum Probenstart von „Wind von Norden“ mit Elias Reichert, Annemarie Brüntjen, Ragna Pitoll, Eddie Irle (Ensemble; v.l.n.r.) und Petra Simon (Künstlerische und Technische Betriebsdirektorin; links) zusammen.