Bereits das Plakat zu dem diesjährigen Stück macht unmissverständlich klar, im Mittelpunkt stehen die beiden tragischen Frauenfiguren des Nibelungenliedes, Kriemhild und Brünhild. Der Ansatz ist zwar nicht neu und wurde bereits von Moritz Rinke gewählt, doch mit der Besetzung der beiden verhältnismäßig unbekannten, aber spannenden Schauspielerinnen Genija Rykova und Gina Haller verspricht „hildensaga. ein königinnendrama“ schon mal schauspielerisch ein Sommerevent zu werden. WO! lud beide Damen zu einem Frage- bogen ein, um mit Ihnen über die legendären Charaktere und die Zeit in Worms zu sprechen.

WO! WIE BESCHREIBEN SIE DEN CHARAKTER IHRER ROLLE?

GENIJA RYKOVA: Ich empfinde Brünhild als einen unabhängigen und selbstbestimmten Menschen, der aber, gerade als Frau, an den männlichen Machtstrukturen scheitert. Das ist ja das Tragische an ihrem Schicksal. Brünhild erzählt für mich in der Fassung von Ferdinand Schmalz auch das Dilemma der modernen, „starken“ Frau: Kann ich in einer männerdominierten Welt ernstgenommen werden, auch wenn ich mich ‚weich‘ zeige, oder muss ich ‚hart‘ auftreten, um mir Gehör zu verschaffen? Wozu ich im Privaten ehrlich gesagt nicht so viel Lust habe.

GINA HALLER: Ich kenne ihren Charakter noch nicht, ich kann nur beschreiben, was mich interessiert. Ihre Sanftheit, Durchlässigkeit und Radikalität. Ich bin noch auf der Suche nach meiner Kriemhild.

WO! WAS REIZT SIE AN DER ROLLE?

RYKOVA: Ehrlich gesagt reizt mich diesmal besonders das Bühnenbild. Ich freue mich darauf, endlich auf den Hauptakteur, das Wasser, zu treffen! Ich habe noch nie im Wasser gespielt und habe sehr großen Respekt davor!

HALLER: Es ist eine vielinterpretierte Rolle; jetzt gilt es, meinen eigenen Weg zu finden und den zu behaupten.

WO! WIE ERLEBEN SIE BISHER DEN PROBENALLTAG UND IHRE AKTUELLE TEILZEITHEIMAT WORMS?

RYKOVA: Uns steht im Moment natürlich nur die eher schlichte Probebühne zur Verfügung. Das heißt, wir können uns nur abstrakt vorstellen ob das, was wir probieren, später auch auf der großen Bühne funktionieren wird. Ansonsten genieße ich Worms sehr! Die Menschen hier sind sehr offen und freundlich!

HALLER: Es ist spannend, mit einem mir zuvor ganz unbekannten Ensemble zu arbeiten und ich genieße es, Worms und seine Umgebung zu entdecken.

WO! WIE ENTSPANNEN SIE NACH EINEM INTENSIVEN PROBENTAG?

RYKOVA: Ich lese, spaziere am Rhein, fahre viel Fahrrad und gehe Schwimmen.

HALLER: Essen gehen, die Sonne genießen.

WO! SIE HABEN FREIE ROLLENWAHL. WELCHE ROLLE WÜRDEN SIE GERNE EINMAL SPIELEN UND WARUM?

RYKOVA: Hm. Das ist für mich schwer zu beantworten. Was ich aber definitiv sagen kann ist, dass ich es schade finde, wenn Rollen nicht über ein Klischee hinauswachsen dürfen. Klischees haben sicher oftmals einen wahren Kern und das Spiel damit kann spannend und auch aufschlussreich sein, solange man ihnen nicht gänzlich verfällt. Sie dürfen niemals die einzige Option sein, nur weil wir nicht bereit sind, uns der Aufgabe zu stellen, Dinge zu hinterfragen und auch mal um die Ecke zu denken. Letztendlich kommt es aber nicht unbedingt auf die Rolle, sondern auf die künstlerische Zusammenarbeit mit der Regie und dem Team an. Und wenn ich an dieser Stelle ein bisschen träumen dürfte, dann würde ich mir wünschen, mit Regisseur/Innen wie z.B. Luca Guadagnino (italienischer Filmregisseur „Suspiria“ und „Call me by your name“) oder Maren Ade (deutsche Regisseurin „Toni Erdmann“) zusammen zu arbeiten.

HALLER: Ich habe keine Präferenzen. Ich lasse mich gerne überraschen.