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Nachdem die Sonderausstellung zur Widerrufsverweigerung Martin Luthers im vergangenen Jahr einem eher wissenschaftlichen Anspruch folgte, entschied man sich für die Ausstellung rund um das Wormser Konkordat 1122 zu einem zweigleisigen Ansatz.

Einerseits gibt es den wissenschaftlichen Ansatz, bei dem die Ausstellung die Hintergründe des Konflikts zwischen Kirche und Adligen tiefergehend beleuchtet, andererseits möchte man über einen „niederschwelligen Ansatz“ (Zitat Dr. Olaf Mückain, Kurator der Ausstellung) auch ein jüngeres Publikum für die geschichtsträchtigen Ereignisse begeistern. In Form einer Graphic Novel, verteilt auf rund 20 Panels in der Andreaskirche, konzipierte der Wormser Künstler Eichfelder die Geschehnisse als spannendes Duell zwischen zwei Welten, nämlich der katholischen Kirche und den Adligen. Die Geschichte beginnt in Worms im Jahre 1048, als der König Henrich III. in Rom drei (!) Päpste absetzt und schließlich darüber verfügt, dass ein neuer Papst durch seine Gnade gewählt wird. Diese Wahl fand in Worms statt, was im Übrigen die einzige Papstwahl auf deutschem Boden war. Die Jahre vergehen und ein neuer, wieder der Kirche zugewandter Papst wird 1075 gewählt – und das ist Papst Gregor VII. Dieser beansprucht sowohl die geistliche, als auch weltliche Macht für sich, was der zwischenzeitlich neue König, Heinrich IV., als Affront betrachtet. Der König fordert den Papst zum Rücktritt auf, der Papst exkommuniziert den König, es kommt zu Schlachten und einem offenen Konflikt zwischen den Fürsten und dem König. Es folgt der berühmte Büßergang nach Canossa und schließlich das Wormser Konkordat, das am 23. September 1122 stattfand. Das alles erzählt Eichfelder mit Hilfe einer „digitalen Tonwerttrennung“, einer Technik, wie sie auch der britische Künstler Bansky verwendet. Zu dem modernen Ansatz gehört auch ein „Escape-Spiel“, bei man fünf Aufgaben lösen muss, die zu einer wertvollen Urkunde führen. Entwickelt wurde das Spiel von der Wormser Agentur Schäfer und Bonk. Zwar gibt es im Museum eine kleine Anzahl von Audio Guides, dennoch wird empfohlen, das Spiel auf dem eigenen Smartphone zu spielen. Eine Installation ist nicht notwendig.

Fazit: Ein erfrischender Ansatz, der zeigt, dass Geschichte spannend sein kann, wenn sie nicht nur wissenschaftlich erzählt wird.

Weiter Informationen zur Ausstellung finden Sie hier: https://www.museum-andreasstift.de/museum-andreasstift/

Text: Dennis Dirigo, Fotos: Andreas Stumpf