Stellen Sie sich vor, auf der Bühne wäre nichts, außer die Schauspieler und die Klamotten, die sie gerade am Körper tragen. Keine Kostüme, kein Bühnenbild und keine Ausstattung. Damit das nicht passiert, tummeln sich hinter den Kulissen erfahrene Spezialisten, die dem Stück das richtige Aussehen verpassen. WO! traf sich mit Ausstatter Hardy Schwenk, dem Waffenspezialisten Uwe Haas und dem Experten für Kunstblut Ralf Läussler, um mit ihnen über deren vielfältige Tätigkeit zu sprechen.
Während Hardy Schwenk zum ersten Mal bei den Nibelungen dabei war, sind die beiden anderen „alte Hasen“ im Wormser Festspiel Gewerbe. Der Hamburger Schwenk ist Set Designer und hat in dieser Funktion für zahlreiche Bühnen- und Filmproduktionen gearbeitet, was ihn immer wieder mit Dieter Wedel zusammenführte. Dennoch hatte die Kooperation in Worms erst dieses Jahr geklappt. Schwenk ist froh, hierher gekommen zu sein und betont, dass es ihm großen Spaß gemacht hätte. In seiner Funktion waren der 62-jährige und sein Team, zu dem noch ein Requisiteur und eine Praktikantin zählten, für die beweglichen Gegenstände zuständig. Natürlich erforderte dies eine akribische Planung, damit, wenn die Darsteller auf der Bühne standen, alles reibungslos ablaufen konnte. Reibungslos ist allerdings bei Open Air Veranstaltungen so eine Sache. Durch schlechtes Wetter am Anfang der Probezeit vor dem Dom, musste das Team immer wieder in das Theater umziehen, wodurch die Abläufe nicht bühnengerecht geprobt werden konnten. Dass dennoch alles klappte, führen alle auf die hervorragende Teamarbeit der verschiedenen Gewerke und des Ensembles zurück.
Ein nicht unwichtiges Ausstattungsdetail der letzten Wedel Inszenierung war ein umfangreiches Waffenarsenal, das von mittelalterlichen Schwertern bis hin zu modernsten Sturmwaffen reichte. Herr über diese kleine Armeeausrüstung war Uwe Haas, der bereits von Anfang an mit den Festspielen verbandelt ist. Oberste Priorität hatte natürlich die Sicherheit. Zwar arbeitet man, neben Airsoft- und Schreckschusswaffen, auch mit echten Waffen, allerdings wurden diese zuvor schussunfähig gemacht. Dies wiederum wurde durch das BKA nachgeprüft und schließlich war jedem Schauspieler fest „seine“ Waffe zugeordnet. Schmunzelnd betont Haas, dass jeder Schuss vom Band kam. Dennoch, am Gewicht änderte das auch nichts, immerhin kann so eine Waffe auch mal mit knapp 20 Kilo zu Buche schlagen.
Eine besonders delikate Aufgabe hatte Ralf Läussler, der sich als Kunstblutkoch betätigte. Mit viel Kreativität und Know how sorgte er für die richtige Mischung. Obwohl das Stück deutlich martialischer als im Vorjahr ausfiel, war der Kunstblutverbrauch jedoch deutlich geringer. 30 Liter waren es, die im letzten Jahr pro Vorstellung zum Einsatz kamen. 2014 waren es gerademal 5 Liter. Natürlich sollte der Blutersatz auch nichts kosten, was ihn vor neuerliche Herausforderungen stellte. In Zusammenarbeit mit Uwe hatte er jedoch bald den Dreh aus. Nicht ohne Stolz berichten beide, dass man mit dem Blut mittlerweile auch schon mal das Mainzer Staatstheater unterstützen würde. Eine besondere Herausforderung in diesem Jahr war die Szene, in der Blut aus Siegfrieds Sarg spritzte. Angesprochen darauf, wie er das gemacht hätte, antwortete er lachend: „Mit Gardenia und der Hilfe der Apotheke“. Mittlerweile sind die Festspiele 2014 Geschichte. Die Requisiten sind fachgerecht verstaut und die Bühne abgebaut. Welche Herausforderungen nächstes Jahr warten? Das wird sich dann unter neuer Intendanz zeigen.