Die Nibelungen-Festspiele haben sich schon immer mit Mythen deutscher Kultur und Geschichte befasst, sei es mit den Nibelungen, sei es mit dem Stauferkaiser Friedrich II (in dem Stück „Teufel, Gott und Kaiser“) oder mit Joseph Süß Oppenheimer, einem Paradebeispiel für Mythenbildung zu Propaganda-Zwecken. In diesem Jahr werden sich die Theaterbegegnungen mit diesem Thema beschäftigen und den Nibelungenstoff als deutschen Mythos durchleuchten.

Es geht um vielfältige Fragen: Wie muss ein Stoff geschaffen sein, um zur Saage zu werden? Was macht Personen, Dinge oder Ereignisse zu Mythen? Was hebt bestimmte Erzählungen unter den übrigen hervor, so dass sie zum Allgemeingut werden und ins kollektive Unterbewusste vordringen, in unsere Träume? Was macht sie zur „abgespiegelten Wahrheit einer uralten Gegenwart“ (Goethe), zur „zeitlosen Immer-Gegenwart“ (Thomas Mann)? Und wie gehen wir heute mit Richard Wagners und Friedrich Hebbels Mythen-Umformung des 19. Jahrhunderts um, deren Blut-und-Boden-Ideologien sich „mit einem träumerischen Schwärmen von einem höheren Blut verband, das sowohl den systematischen Völkermord an anderen wie auch die Bereitschaft zur totalen Selbstaufopferung einschloss“ (Michel Foucault)? Es gibt die Auffassungen, dass sich Mythen von selbst bilden oder sie geschaffen werden, etwa um bestimmte nationale oder religiöse Tendenzen zu rechtfertigen (beispielsweise war die „Aenais“ von Virgil eine Art Auftragsarbeit, um den Ursprung Roms aus der griechischen Kultur zu begründen).

WANN? Sonntag, 20. Juli, von 11 – 16 Uhr
WO? Heylshofpark in Worms
WIEVIEL? 17.- €