Nun ist es wieder soweit. Seit dem 2. Juni wird wieder geprobt. Zum letzten Mal wird Dieter Wedel die Geschicke der Nibelungen lenken, ehe im nächsten Jahr der Staffelstab an den Filmmogul Nico Hoffmann weitergereicht wird.

Zuvor wird Wedel im Schatten des Doms das Stück „Born this way“ inszenieren, das auf Friedrich Hebbels Fassung beruht. Hatte der erste Teil noch einen dezent fantastischen Ton, so wird die Fortsetzung deutlich düsterer und vor allem martialischer ausfallen. Kriemhild will schließlich Gerechtigkeit für Siegfrieds Tod und lockt ihre Familie an den Hof König Etzels, den sie zwischenzeitlich geheiratet hat. Und wie diese Gerechtigkeit aussieht, wissen natürlich versierte Leser der Nibelungensage. In einem apokalyptischen Szenario entfesseln die beiden Parteien ein erbarmungsloses Morden, was DIETER WEDEL bereits bei der Pressekonferenz als große Herausforderung betrachtete.
Traditionell beginnt die Probezeit mit dem gemeinsamen Lesen des Stücks. Mit dabei: die Presse. Und die war auch zahlreich vertreten, genauso wie das Ensemble, das sich zum ersten Mal komplett an einem Tisch einfand. Mit 26 Schauspielern und 40 Statisten ist es das größte Ensemble, das bei den Festspielen bisher zu sehen war. Zwar erklärte Wedel bereits mehrfach, dass es kein Spektakel geben wird, allerdings ist wohl trotzdem mit eindrucksvollen Szenen auf der in diesem Jahr matschfreien Bühne zu rechnen. Gelesen wurde die Aufbruchsszene, als die Nibelungen die beschwerliche Reise in das Reich König Etzels antreten. Nichts ahnend was auf sie zukommt, denn der Anlass der Reise ist eine Einladung Kriemhilds. Lediglich Dietrich von Bern, der von ROBERT JOSEPH BARTL dargestellt wird, sieht dunkle Wolken am Horizont aufziehen, was er mit dem Satz: „Seid auf der Hut, ihr Nibelungen“ kommentiert. Neben dieser Szene gab es Skizzen zu sehen von den eindrucksvollen Kostümen, die einmal mehr von der Kostümbildnerin ELLA SPÄTE stammen. Auch gab es einen Ausblick auf das Bühnenbild, das in diesem Jahr wieder einer klassischen Bühne entsprechen wird. Wie seinerzeit bei der hochgelobten Karin Beier Inszenierung wird die Nordseite des Doms wieder bespielt. Die riesige Tribüne ist mittlerweile nur schwer zu übersehen. Am Ende der Leseprobe lehnte sich ein sichtlich entspannter Dieter Wedel zurück und erklärte seiner Crew, dass er noch einiges anzumerken habe, aber das tue er nicht in der Öffentlichkeit.