jim walker jr.

 

Sommerzeit ist Ferienzeit. Halb Deutschland ist auf den Beinen und fährt in den Urlaub. Die einen fahren von den Bergen in Richtung Meer, die anderen vom Meer in Richtung Berge und naja, wieder andere fliegen irgendwo auf eine Insel, wo es noch viel viel heißer ist. Ich war dieses Jahr auch im Urlaub!

Liebe Leser,

welchen Fehler darf man nie machen? Richtig, während des Backfischfestes in Urlaub fahren. Dieses Missgeschick ist mir letztes Jahr passiert, weshalb ich nur an einem von neun Tagen froh- locken konnte. Dieses Jahr musste alles besser werden, früher in Urlaub und eben nur das Jazz and Joy verpassen. Der Plan war jedenfalls perfekt. Acht Tage an die Ostsee. Weites Meer, unendliche Strände (sogar Hundestrände für riesige 8m große Kampfmalteser genau das Richtige) und überall Essensstände, an denen es dänische Hot Dogs zu kaufen gibt. Das Paradies!

 Die Realität sah etwas anders aus, die bestand in erster Linie aus Autofahren. Ganz viel im Auto fahren und immer schön den vielen Fahrzeugen mit Dachgepäckträgern und E-Fahrrädern auf dem Ko?erraum folgend. Damit die Fahrt nicht so lange dauert, war ein Zwischenstopp irgendwo in hessisch Hannover das Mittel der Wahl. Also zack, über ein Bookingportal schnell einen netten Bauwagen (natürlich mit Hund) gebucht. Meine Frau bestand auf ein Abenteuer, das sollte sie bekommen. Dort angekommen, teilte man uns mit, dass Hunde nicht erwünscht seien und es sich um einen Fehler im System handele, aber an der Hauptstraße gäbe es ein nettes 2-Sterne Etablissement. Ja und da lagen wir dann, gemütlich neben LKWs, die des Nachts wahrscheinlich Bahlsenkekse in den Rest der Re- publik beförderten und wurden von der grellen Leuchtschrift eines Rewe-Marktes daran erinnert, nur nicht zu fest einzuschlafen. So macht Urlaub Spaß.

Endlich an der Ostsee angekommen, war es so, wie im Google-Katalog beschrieben: Strände, Liegestühle, Dampfbratwurst. La dolce vita eben. Ein weiteres Phänomen am Urlaub machen, ist auch ganz interessant: Egal, wo du hinfährst, ein Wormser war schon da! An dieser Stelle viele Grüße an Linda und Laura und die dazugehörigen Eltern. In so einem Urlaub lernt man auch seinen Partner von neuen Seiten kennen. Endlich redet man wieder mal miteinander und diskutiert über die Sinnhaftigkeit des gesellschaftlichen Lebens (Braucht ja keiner zu wissen, dass wir nur am Strand waren oder bei Regen vor der Glotze gele- gen haben). Endlich nimmt man das Brettspiel mit, das man schon so lange ausprobieren wollte, um danach festzustellen, dass man es nie mehr spielen wird, weil es stinklangweilig ist. (Im nächsten Urlaub ist es wieder dabei, weil wir vergessen haben, WIE langweilig es wirklich war.) Endlich liest man das Buch, das man schon so lange lesen wollte. Endlich hat man voll und ganz für ein paar Tage seine absolute Ruhe von der Welt.

Doch dann kommt er, der Tag der Tage. Von Stau zu Stau kämpft sich das Blechvehikel stundenlang nach Worms und steht dann trotzdem plötzlich still. Eine Handvoll Klimakleber sitzen in der Stephansgasse auf dem heißen Asphalt und fordern mit Transparenten mehr Demokratie durch Gesellschaftsräte. Ich mühe mir ein „Aha“ ab hinter dem Steuer und fahre einfach einen anderen Weg. Auf dem Weg nach Hause höre und sehe ich die Hasskommentare, welche die Aktion ausgelöst hat. Oh man. Beides so unnötig wie ein entzündeter Blinddarm, denke ich mir und komme endlich zu Hause an. „Endlich Ruhe!“ denke ich mir und werde durch wildes Trommeln von meiner Couch gerissen. Die Montagsspaziergänger laufen durch die Straße, ebenfalls mit Warnwesten ausgestattet, und fordern in „Wir sind das Volk“ Manier mehr Demokratie. Zwei Mal nicht angemeldete Demo, zwei Mal Warnwesten, zwei Mal mehr Demokratie. Lang- sam wird mir die Welt doch ein bisschen zu konfus. Ich will wieder Urlaub!

 

Bis nächsten Monat, Jim Walker jr.

PS: Ob meine Urlaubsgeschichte wahr oder frei erfunden ist, müssen Sie sich selbst oder Jonathan Frakes fragen.