WO! hatte im letzten Monat die erste Präsenzredaktionssitzung seit zwei Jahren. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was haben Sie denn aus der Redaktionssitzung zu berichten?

Dass die Sitzung fast fünf Stunden gedauert hat, liegt halt auch daran, dass Kollegen wie der Jim Walker jr. es schaffen, unterunterbrochen zu labern und trotzdem de facto rein gar nichts zu sagen haben. Unsere Dame in der Runde regte an, dass wir uns redaktionell mehr für „Fridays for Future“ einsetzen, aber das habe ich strikt abgelehnt, denn meine Dreadlocks sind mir heilig. Diese würde ich niemals auf dem Altar der politischen Korrektheit opfern. Jemand in der Runde meinte, wir sollten doch mal wieder frecher werden. Da hat unser Verlagschef aber sofort abgewiegelt: „Bitte nicht solche Forderungen, solange der Herr Bims anwesend ist.“ Bekanntlich muss ich ja noch bis 2027 meinen internen Schmerzensgelddeckel abbezahlen, weil Politiker und deren Anwälte einfach einen anderen Humor haben wie meine Wenigkeit. Natürlich kam auch zur Sprache, wie wir damit umgehen, dass unser aktueller OB sich partout weigert, so lustige Sachen wie sein Vorgänger rauszuhauen. Aus unserer puren Verzweiflung heraus gab es sogar Überlegungen, unseren Altoberbürgermeister Kissel in einem Bittbrief zu einem Comeback zu überreden, was aber mit einer knappen Mehrheit abgelehnt wurde. Ja, jetzt schauen Sie nicht so vorwurfsvoll, denn ich habe natürlich dafür gestimmt. Eine Stadtratssitzung unter Kissel und ich hatte genug Material für die nächsten drei Kolumnen. Eine Stadtratssitzung unter Kessel und ich starre stundenlang, völlig übermüdet auf ein leeres Blatt.

Ein Tagesordnungspunkt war auch die Frage, wie wir damit umgehen, dass das Wormser Wochenblatt eingestellt wurde, denn die Folgen sind auch für uns eklatant. So berichtete unser Chef, dass vor kurzem unser Verlagsbriefkasten aus der Verankerung gerissen ist, weil der Nibelungenkurier (mitsamt zwei Kilo Beilagen, die vorher im Wochenblatt waren) einfach zu schwer war. Von daher haben wir ein langfristiges Strategiepapier entworfen, das im ersten Schritt den Kauf eines stabileren Briefkastens vorsieht, im zweiten die Anschaffung einer größeren Papiertonne. Abschließend kann ich sagen, dass unsere Redaktionssitzung sehr friedlich abgelaufen ist und keiner dem anderen an den Kragen wollte – trotz unterschiedlicher Meinungen. Schließlich liegt hinter uns ein Monat der Ohrfeigen. Erst hat ein dicker Rapper Oliver Pocher eine Backpfeife verpasst, sodass es bestimmt am nächsten Tag noch gepochert hat. Einen Tag später hat Will Smith bei der Oscar-Verleihung dem Komiker Chris Rock für einen saublöden Witz über seine Frau direkt auf der Bühne eine gescheuert. Ich muss gestehen, dass ich in jungen Jahren so manchem für einen weitaus harmloseren Spruch die Fresse poliert habe. Heute bin ich geläutert und weiß, dass rohe Gewalt nichts bringt. Wer im Alter lernt, mit Worten zu jonglieren, erkennt sehr schnell, dass man mit einem gezielten Spruch viel mehr ausrichten kann, als mit einer billigen Ohrfeige. Das Schmerzensgeld, das man im Anschluss zahlen muss, ist allerdings ähnlich hoch.

DER KAUFHOF HEISST JETZT K32

K32 – in Anlehnung an die Adresse „Kämmererstraße 32“ – heißt der ehemalige Kaufhof zukünftig. Zur Erklärung für all die Leute bei FACEBOOK, die grundsätzlich nur die Überschrift lesen, aber trotzdem postwendend ihre „Meinung“ raushauen: „Hä, was hat denn dieser Name mit dem Gebäude zu tun?? Sorry, das ist halt meine Meinung!!1!11!“. Damit haut man keine Meinung raus, sondern allenfalls seine eigene Unfähigkeit, einen Text bis zum Ende lesen zu können. K32 bedeutet auch nicht „Kaufhof 2032“, was auf ein Comeback des Kaufhausriesen in zehn Jahren hindeuten könnte. Ich vergleiche das mit der Geburt eines Babys. Der Name ist egal, Hauptsache es ist gesund. Und der Kaufhof war ja zuletzt alles andere als (finanziell) gesund. Wer will schon bis in alle Ewigkeit mit einem Pleitegeier in Verbindung gebracht werden? Da hätte man die Hütte auch gleich Nibelungencenter nennen können. Was die zukünftige Nutzung des K32 angeht, so habe ich beschlossen, einfach unsere uralten Pläne aus der WO! Ausgabe Mai 2005 für das leerstehende C&A Gebäude auszugraben und schlage für das K32 ein Dönerfachmarktzentrum vor, wo Freunde der türkischen Küche „Alles rund um den Döner“ erhalten. Angefangen bei frisch gebackenem Fladenbrot, verschiedenen Dönerspießvarianten, über scharf geschliffene Dönermesser, bis hin zu verschiedenen Knoblauchsoßenvarianten. In einer eigenen CD-Abteilung erhalten Sie ein Potpourri der schönsten türkischen Lieder, die man normalerweise nur in Dönerläden hört. Damals haben wir auch noch über das Dönerfachmarktzentrum geschrieben, dass im unteren Stockwerk anhand diverser Demonstrationsejakulationen ein Ein- blick in die Gewinnung von Knoblauchsoßengrundstoffen gewährt wird. Aber damals waren wir halt auch noch viel frecher als heute.

GOODBYE JULIA

Kürzlich hat sich Julia Klöckner, die so ziemlich jede politische Wahl verlor, an der sie teilgenommen hat, endgültig aus der Politik verabschiedet. So- mit bleiben die Wahl zur Nahe-Weinkönigin 1994 und zur Deutschen Weinkönigin 1995 nach wie vor die größten Erfolge in ihrer Vita und sind m.E. höher zu bewerten, als so ziemlich alles, was in Annalena Baerbocks Lebenslauf steht. Bezugnehmend auf Klöckners Arbeit als Landwirtschaftsministerin, die konsequent auf das Wohl von Tieren ausgerichtet war, hätte ich zum Abschied noch einen Vorschlag zu machen, bevor sie ganz offiziell ihren Dienst als Nestle-Pressesprecherin antritt: Wieso sperrt man nicht für die nächsten vier Jahre Julia Klöckner in einen Massentierhaltungskäfig und lässt stattdessen alle Schweine und Hühner frei? Ich denke, dass man mit dieser Maßnahme die Welt ein Stück weit besser machen würde.

 

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Dr. Bert Bims